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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Induction.
Zuckung oder Empfindung reagiren, so bedient man sich, um einen
dauernden Reiz auszuüben, gewöhnlich schnell nach einander folgen-
der Inductionsströme. Man erhält solche z. B., wenn man den indu-
cirenden Strom A (Fig. 241) rasch nach einander etwa in einem
Quecksilbernäpfchen schliesst und öffnet: bei jeder Schliessung ent-
steht dann in dem Leiter B ein kurz dauernder Strom entgegengesetz-
ter Richtung, bei jeder Oeffnung ein kurz dauernder Strom gleicher
Richtung. In den Inductionsapparaten werden solche Schliessungen
und Oeffnungen oder Annäherungen und Entfernungen des induciren-
den Stroms in rascher und regelmässiger Folge vollzogen. Da man
sich dieser Apparate ebensowohl zur Untersuchung der Gesetze der
Inductionsströme wie zu ihrer Anwendung bedient, so wollen wir die
Beschreibung derselben unsern weitern Betrachtungen voranstellen,
indem wir aus der grossen Zahl von Inductionsapparaten, die verschie-
dene Mechaniker construirt haben, die für physiologische Zwecke ge-
bräuchlichsten, in denen sich uns zugleich die beiden Hauptformen die-
ser Apparate repräsentiren, herausheben.

Man bedient sich entweder der elektrischen oder der magneti-
schen Induction. Bei dem elektrischen Inductionsapparat, den die
Fig. 242 in der zuerst von du Bois Reymond angewandten Form
zeigt, bedarf man zweier Drahtspiralen, einer inducirenden Spirale A,
aus weniger Windungen dickeren Drahtes bestehend, und einer indu-

[Abbildung] Fig. 242.
cirten Spirale B aus sehr zahlreichen Windungen dünnen Drahtes.
Die erste Spirale wird auch als primäre, die zweite als secundäre
Rolle
bezeichnet. Die primäre Rolle ist an einem verticalen hölzer-
nen Brette D, das auf dem Holzschlitten S steht, befestigt, in der Re-
gel wird zur Verstärkung der inducirenden Wirkung ein Bündel von
Eisendrähten in sie hineingelegt. Die secundäre Rolle ist auf dem
Schlitten S hin und her verschiebbar, vor der Rolle, bei m, befinden
sich zwei Schraubenklemmen, in welche die Drahtenden der auf B
gewundenen Spirale auslaufen; die in diese Klemmen eingeschraub-
ten Drähte d dienen zur Schliessung des secundären Stromkreises und

Induction.
Zuckung oder Empfindung reagiren, so bedient man sich, um einen
dauernden Reiz auszuüben, gewöhnlich schnell nach einander folgen-
der Inductionsströme. Man erhält solche z. B., wenn man den indu-
cirenden Strom A (Fig. 241) rasch nach einander etwa in einem
Quecksilbernäpfchen schliesst und öffnet: bei jeder Schliessung ent-
steht dann in dem Leiter B ein kurz dauernder Strom entgegengesetz-
ter Richtung, bei jeder Oeffnung ein kurz dauernder Strom gleicher
Richtung. In den Inductionsapparaten werden solche Schliessungen
und Oeffnungen oder Annäherungen und Entfernungen des induciren-
den Stroms in rascher und regelmässiger Folge vollzogen. Da man
sich dieser Apparate ebensowohl zur Untersuchung der Gesetze der
Inductionsströme wie zu ihrer Anwendung bedient, so wollen wir die
Beschreibung derselben unsern weitern Betrachtungen voranstellen,
indem wir aus der grossen Zahl von Inductionsapparaten, die verschie-
dene Mechaniker construirt haben, die für physiologische Zwecke ge-
bräuchlichsten, in denen sich uns zugleich die beiden Hauptformen die-
ser Apparate repräsentiren, herausheben.

Man bedient sich entweder der elektrischen oder der magneti-
schen Induction. Bei dem elektrischen Inductionsapparat, den die
Fig. 242 in der zuerst von du Bois Reymond angewandten Form
zeigt, bedarf man zweier Drahtspiralen, einer inducirenden Spirale A,
aus weniger Windungen dickeren Drahtes bestehend, und einer indu-

[Abbildung] Fig. 242.
cirten Spirale B aus sehr zahlreichen Windungen dünnen Drahtes.
Die erste Spirale wird auch als primäre, die zweite als secundäre
Rolle
bezeichnet. Die primäre Rolle ist an einem verticalen hölzer-
nen Brette D, das auf dem Holzschlitten S steht, befestigt, in der Re-
gel wird zur Verstärkung der inducirenden Wirkung ein Bündel von
Eisendrähten in sie hineingelegt. Die secundäre Rolle ist auf dem
Schlitten S hin und her verschiebbar, vor der Rolle, bei m, befinden
sich zwei Schraubenklemmen, in welche die Drahtenden der auf B
gewundenen Spirale auslaufen; die in diese Klemmen eingeschraub-
ten Drähte d dienen zur Schliessung des secundären Stromkreises und

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[533/0555] Induction. Zuckung oder Empfindung reagiren, so bedient man sich, um einen dauernden Reiz auszuüben, gewöhnlich schnell nach einander folgen- der Inductionsströme. Man erhält solche z. B., wenn man den indu- cirenden Strom A (Fig. 241) rasch nach einander etwa in einem Quecksilbernäpfchen schliesst und öffnet: bei jeder Schliessung ent- steht dann in dem Leiter B ein kurz dauernder Strom entgegengesetz- ter Richtung, bei jeder Oeffnung ein kurz dauernder Strom gleicher Richtung. In den Inductionsapparaten werden solche Schliessungen und Oeffnungen oder Annäherungen und Entfernungen des induciren- den Stroms in rascher und regelmässiger Folge vollzogen. Da man sich dieser Apparate ebensowohl zur Untersuchung der Gesetze der Inductionsströme wie zu ihrer Anwendung bedient, so wollen wir die Beschreibung derselben unsern weitern Betrachtungen voranstellen, indem wir aus der grossen Zahl von Inductionsapparaten, die verschie- dene Mechaniker construirt haben, die für physiologische Zwecke ge- bräuchlichsten, in denen sich uns zugleich die beiden Hauptformen die- ser Apparate repräsentiren, herausheben. Man bedient sich entweder der elektrischen oder der magneti- schen Induction. Bei dem elektrischen Inductionsapparat, den die Fig. 242 in der zuerst von du Bois Reymond angewandten Form zeigt, bedarf man zweier Drahtspiralen, einer inducirenden Spirale A, aus weniger Windungen dickeren Drahtes bestehend, und einer indu- [Abbildung Fig. 242.] cirten Spirale B aus sehr zahlreichen Windungen dünnen Drahtes. Die erste Spirale wird auch als primäre, die zweite als secundäre Rolle bezeichnet. Die primäre Rolle ist an einem verticalen hölzer- nen Brette D, das auf dem Holzschlitten S steht, befestigt, in der Re- gel wird zur Verstärkung der inducirenden Wirkung ein Bündel von Eisendrähten in sie hineingelegt. Die secundäre Rolle ist auf dem Schlitten S hin und her verschiebbar, vor der Rolle, bei m, befinden sich zwei Schraubenklemmen, in welche die Drahtenden der auf B gewundenen Spirale auslaufen; die in diese Klemmen eingeschraub- ten Drähte d dienen zur Schliessung des secundären Stromkreises und

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 533. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/555>, abgerufen am 29.03.2024.