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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Von dem Lichte.
[Abbildung] Fig. 81.
wöhnlichen Spiegel s, der in seiner
Mitte durchbohrt ist (Fig. 81). Der
Spiegel m wird, nachdem er, um das
Beschlagen mit Wasserdampf zu ver-
hüten, erwärmt wurde, in der in der
Fig. angedeuteteten Stellung in den
Rachen geführt. Vor dem geöffneten
Mund befindet sich der Beleuchtungsspiegel s, durch welchen der
Beobachter blickt, und die Lichtquelle l. Die von der letzteren aus-
gehenden Strahlen werden von s nach m und von hier aus nach dem
Kehlkopf reflectirt, von dem letzteren aus werden sie noch einmal
nach m und von da gegen s zurückgeworfen, wo der Beobachter durch
die Oeffnung von s das durch m entworfene Bild des Kehlkopfs sieht.
Man benützt dieselben oder ähnliche Vorrichtungen zur Beleuchtung
des Schlundkopfs, des hintern Theils der Nasenhöhle, des Trommel-
fells und anderer Theile.

Die blosse Anwendung ebener Spiegel, wie sie in dem angeführten Beispiel er-
läutert wurde, ist in diesen Fällen häufig nicht genügend; es tritt dann zur Erzielung
einer intensiven Beleuchtung an die Stelle des Planspiegels s entweder ein Hohlspie-
gel oder die Combination eines ebenen Spiegels mit einer Convexlinse; wir werden
daher, nachdem wir die Reflexion an Hohlspiegeln und die Gesetze der Brechung in
Linsen erörtert haben, auf die verschiedenen Modificationen der physiologischen Be-
leuchtungsspiegel, deren einfachste Form wir hier kennen gelernt haben, zurück-
kommen.

Die Reflexion an ebenen Spiegeln findet ferner eine häufige Anwendung zu
Winkelmessungen. Hierher gehört die Spiegelablesung mit dem Fernrohr.

[Abbildung] Fig. 82.
Es sei n (Fig. 82) ein an einem verticalen
Faden (der sich senkrecht zur Ebene des
Papiers befindet) aufgehängtes Stäbchen,
dessen Drehungen aus der Richtung n ge-
messen werden sollen. Man stellt in eini-
ger Entfernung von n einen horizontalen
Maassstab m m auf und bringt in der Mitte
dieses Maassstabs ein Fernrohr f an, dessen
Gesichtsfeld in seiner Mitte durch einen im
Ocular befindlichen verticalen Faden getheilt
ist (s. §. 193). Parallel dem Maassstab
befestigt man an dem Stäbchen n den Plan-
spiegel s. Wenn nun n sich aus seiner ur-
sprünglichen Lage in die Lage n' dreht, so
dreht sich zugleich der Spiegel s in die Lage s'. So lange der Spiegel s parallel
dem Maassstab m m steht, sieht das Auge o durch das Fernrohr den unmittelbar
unter ihm liegenden Theilstrich a der Scala gespiegelt, und es fällt daher der verti-
cale Faden im Gesichtsfeld des Fernrohrs mit dem Spiegelbild des Theilstrichs a zu-
sammen. Hat sich nun aber der Spiegel s in die Lage s' gedreht, so wird nicht
mehr der Theilstrich a in der Richtung x o gespiegelt, sondern ein Theilstrich b, der

Von dem Lichte.
[Abbildung] Fig. 81.
wöhnlichen Spiegel s, der in seiner
Mitte durchbohrt ist (Fig. 81). Der
Spiegel m wird, nachdem er, um das
Beschlagen mit Wasserdampf zu ver-
hüten, erwärmt wurde, in der in der
Fig. angedeuteteten Stellung in den
Rachen geführt. Vor dem geöffneten
Mund befindet sich der Beleuchtungsspiegel s, durch welchen der
Beobachter blickt, und die Lichtquelle l. Die von der letzteren aus-
gehenden Strahlen werden von s nach m und von hier aus nach dem
Kehlkopf reflectirt, von dem letzteren aus werden sie noch einmal
nach m und von da gegen s zurückgeworfen, wo der Beobachter durch
die Oeffnung von s das durch m entworfene Bild des Kehlkopfs sieht.
Man benützt dieselben oder ähnliche Vorrichtungen zur Beleuchtung
des Schlundkopfs, des hintern Theils der Nasenhöhle, des Trommel-
fells und anderer Theile.

Die blosse Anwendung ebener Spiegel, wie sie in dem angeführten Beispiel er-
läutert wurde, ist in diesen Fällen häufig nicht genügend; es tritt dann zur Erzielung
einer intensiven Beleuchtung an die Stelle des Planspiegels s entweder ein Hohlspie-
gel oder die Combination eines ebenen Spiegels mit einer Convexlinse; wir werden
daher, nachdem wir die Reflexion an Hohlspiegeln und die Gesetze der Brechung in
Linsen erörtert haben, auf die verschiedenen Modificationen der physiologischen Be-
leuchtungsspiegel, deren einfachste Form wir hier kennen gelernt haben, zurück-
kommen.

Die Reflexion an ebenen Spiegeln findet ferner eine häufige Anwendung zu
Winkelmessungen. Hierher gehört die Spiegelablesung mit dem Fernrohr.

[Abbildung] Fig. 82.
Es sei n (Fig. 82) ein an einem verticalen
Faden (der sich senkrecht zur Ebene des
Papiers befindet) aufgehängtes Stäbchen,
dessen Drehungen aus der Richtung n ge-
messen werden sollen. Man stellt in eini-
ger Entfernung von n einen horizontalen
Maassstab m m auf und bringt in der Mitte
dieses Maassstabs ein Fernrohr f an, dessen
Gesichtsfeld in seiner Mitte durch einen im
Ocular befindlichen verticalen Faden getheilt
ist (s. §. 193). Parallel dem Maassstab
befestigt man an dem Stäbchen n den Plan-
spiegel s. Wenn nun n sich aus seiner ur-
sprünglichen Lage in die Lage n' dreht, so
dreht sich zugleich der Spiegel s in die Lage s'. So lange der Spiegel s parallel
dem Maassstab m m steht, sieht das Auge o durch das Fernrohr den unmittelbar
unter ihm liegenden Theilstrich a der Scala gespiegelt, und es fällt daher der verti-
cale Faden im Gesichtsfeld des Fernrohrs mit dem Spiegelbild des Theilstrichs a zu-
sammen. Hat sich nun aber der Spiegel s in die Lage s' gedreht, so wird nicht
mehr der Theilstrich a in der Richtung x o gespiegelt, sondern ein Theilstrich b, der

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[198/0220] Von dem Lichte. [Abbildung Fig. 81.] wöhnlichen Spiegel s, der in seiner Mitte durchbohrt ist (Fig. 81). Der Spiegel m wird, nachdem er, um das Beschlagen mit Wasserdampf zu ver- hüten, erwärmt wurde, in der in der Fig. angedeuteteten Stellung in den Rachen geführt. Vor dem geöffneten Mund befindet sich der Beleuchtungsspiegel s, durch welchen der Beobachter blickt, und die Lichtquelle l. Die von der letzteren aus- gehenden Strahlen werden von s nach m und von hier aus nach dem Kehlkopf reflectirt, von dem letzteren aus werden sie noch einmal nach m und von da gegen s zurückgeworfen, wo der Beobachter durch die Oeffnung von s das durch m entworfene Bild des Kehlkopfs sieht. Man benützt dieselben oder ähnliche Vorrichtungen zur Beleuchtung des Schlundkopfs, des hintern Theils der Nasenhöhle, des Trommel- fells und anderer Theile. Die blosse Anwendung ebener Spiegel, wie sie in dem angeführten Beispiel er- läutert wurde, ist in diesen Fällen häufig nicht genügend; es tritt dann zur Erzielung einer intensiven Beleuchtung an die Stelle des Planspiegels s entweder ein Hohlspie- gel oder die Combination eines ebenen Spiegels mit einer Convexlinse; wir werden daher, nachdem wir die Reflexion an Hohlspiegeln und die Gesetze der Brechung in Linsen erörtert haben, auf die verschiedenen Modificationen der physiologischen Be- leuchtungsspiegel, deren einfachste Form wir hier kennen gelernt haben, zurück- kommen. Die Reflexion an ebenen Spiegeln findet ferner eine häufige Anwendung zu Winkelmessungen. Hierher gehört die Spiegelablesung mit dem Fernrohr. [Abbildung Fig. 82.] Es sei n (Fig. 82) ein an einem verticalen Faden (der sich senkrecht zur Ebene des Papiers befindet) aufgehängtes Stäbchen, dessen Drehungen aus der Richtung n ge- messen werden sollen. Man stellt in eini- ger Entfernung von n einen horizontalen Maassstab m m auf und bringt in der Mitte dieses Maassstabs ein Fernrohr f an, dessen Gesichtsfeld in seiner Mitte durch einen im Ocular befindlichen verticalen Faden getheilt ist (s. §. 193). Parallel dem Maassstab befestigt man an dem Stäbchen n den Plan- spiegel s. Wenn nun n sich aus seiner ur- sprünglichen Lage in die Lage n' dreht, so dreht sich zugleich der Spiegel s in die Lage s'. So lange der Spiegel s parallel dem Maassstab m m steht, sieht das Auge o durch das Fernrohr den unmittelbar unter ihm liegenden Theilstrich a der Scala gespiegelt, und es fällt daher der verti- cale Faden im Gesichtsfeld des Fernrohrs mit dem Spiegelbild des Theilstrichs a zu- sammen. Hat sich nun aber der Spiegel s in die Lage s' gedreht, so wird nicht mehr der Theilstrich a in der Richtung x o gespiegelt, sondern ein Theilstrich b, der

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 198. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/220>, abgerufen am 28.03.2024.