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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Reflexion des Lichtes.
zigen Punkte kommend auf eine ebene Wand fallen, werden so re-
flectirt, dass die Richtungen sämmtlicher reflectirter Strahlen sich in
einem Punkte schneiden, der ebenso weit hinter der reflectirenden
Wand gelegen ist, als der Punkt, von dem die Strahlen ausgehen,
vor ihr liegt. Es gilt hier für die Lichtstrahlen die in Fig. 19 S. 53
für die Wellenlinien im Allgemeinen ausgeführte Construction. Ein
vor der Wand v w (Fig. 19) befindliches Auge sieht daher, wenn a
ein leuchtender Punkt und v w eine reflectirende Fläche ist, in a'
ein Bild von a. Um den Ort zu finden, an welchem das Bild irgend
[Abbildung] Fig. 80.
eines ausgedehnten Gegenstandes, z. B. der
Linie a b (Fig. 80), gesehen wird, muss man
diese Construction auf alle einzelnen Punkte
des Gegenstandes anwenden. Die spiegelnde
Ebene e e wird hiernach von der Linie a b
das Bild a' b' entwerfen. Man kann so ohne
Schwierigkeit für einen Gegenstand von be-
liebiger Form die Lage seines ebenen Spie-
gelbildes auffinden.

Von den zahlreichen Anwendungen, welche die Spiegelung an133
Der Heliostat.
Die Beleuch-
tungsspiegel.
Anwendung
ebener Spiegel
zu Winkel-
messungen.

ebenen Flächen in der Physik und in der physikalischen Medicin fin-
det, wollen wir nur die wichtigsten hier erwähnen. Man benützt dreh-
bare Spiegel in allen den Fällen, in welchen es sich darum handelt,
Lichtstrahlen von bestimmter Richtung eine bestimmte andere Rich-
tung zu geben. So ist z. B. der Heliostat ein um zwei auf einan-
der senkrechte Axen drehbarer Spiegel, auf den man Sonnenstrahlen
auffallen und in der Richtung, in der man sie gerade braucht, reflec-
tiren lässt. Da die Sonne fortwährend ihren Stand verändert, so muss
man auch die Stellung des Heliostaten, wenn die von ihm reflectirten
Strahlen längere Zeit dieselbe Richtung beibehalten sollen, fortwährend
entsprechend verändern. Diese der Sonne folgende Bewegung kann
man durch ein Uhrwerk vollziehen lassen. Man benützt den Helio-
staten namentlich zu optischen Versuchen, in welchen sehr intensives
Licht erfordert wird. Meistens bringt man hierbei an dem Laden eines
verdunkelten Zimmers eine Oeffnung an und stellt vor dieser den He-
liostaten auf. Eine complicirtere Anwendung finden die Reflexionsspie-
gel in jenen für die Physiologie und Medicin wichtigen Fällen, in
welchen es sich um die Beobachtung solcher Organe des menschlichen
Körpers handet, die durch ihre Lage nicht nur verdunkelt sondern
auch dem Auge unzugänglich sind. Derartige Organe müssen erstens
hinreichend intensiv beleuchtet, und es muss dann zweitens den von
ihnen reflectirten Lichtstrahlen ein Weg angewiesen werden, der sie
in das Auge des Beobachters bringt. So besteht z. B. der Kehlkopf-
spiegel
von Garcia aus einem Silberspiegel m und aus einem ge-

Reflexion des Lichtes.
zigen Punkte kommend auf eine ebene Wand fallen, werden so re-
flectirt, dass die Richtungen sämmtlicher reflectirter Strahlen sich in
einem Punkte schneiden, der ebenso weit hinter der reflectirenden
Wand gelegen ist, als der Punkt, von dem die Strahlen ausgehen,
vor ihr liegt. Es gilt hier für die Lichtstrahlen die in Fig. 19 S. 53
für die Wellenlinien im Allgemeinen ausgeführte Construction. Ein
vor der Wand v w (Fig. 19) befindliches Auge sieht daher, wenn a
ein leuchtender Punkt und v w eine reflectirende Fläche ist, in a'
ein Bild von a. Um den Ort zu finden, an welchem das Bild irgend
[Abbildung] Fig. 80.
eines ausgedehnten Gegenstandes, z. B. der
Linie a b (Fig. 80), gesehen wird, muss man
diese Construction auf alle einzelnen Punkte
des Gegenstandes anwenden. Die spiegelnde
Ebene e e wird hiernach von der Linie a b
das Bild a' b' entwerfen. Man kann so ohne
Schwierigkeit für einen Gegenstand von be-
liebiger Form die Lage seines ebenen Spie-
gelbildes auffinden.

Von den zahlreichen Anwendungen, welche die Spiegelung an133
Der Heliostat.
Die Beleuch-
tungsspiegel.
Anwendung
ebener Spiegel
zu Winkel-
messungen.

ebenen Flächen in der Physik und in der physikalischen Medicin fin-
det, wollen wir nur die wichtigsten hier erwähnen. Man benützt dreh-
bare Spiegel in allen den Fällen, in welchen es sich darum handelt,
Lichtstrahlen von bestimmter Richtung eine bestimmte andere Rich-
tung zu geben. So ist z. B. der Heliostat ein um zwei auf einan-
der senkrechte Axen drehbarer Spiegel, auf den man Sonnenstrahlen
auffallen und in der Richtung, in der man sie gerade braucht, reflec-
tiren lässt. Da die Sonne fortwährend ihren Stand verändert, so muss
man auch die Stellung des Heliostaten, wenn die von ihm reflectirten
Strahlen längere Zeit dieselbe Richtung beibehalten sollen, fortwährend
entsprechend verändern. Diese der Sonne folgende Bewegung kann
man durch ein Uhrwerk vollziehen lassen. Man benützt den Helio-
staten namentlich zu optischen Versuchen, in welchen sehr intensives
Licht erfordert wird. Meistens bringt man hierbei an dem Laden eines
verdunkelten Zimmers eine Oeffnung an und stellt vor dieser den He-
liostaten auf. Eine complicirtere Anwendung finden die Reflexionsspie-
gel in jenen für die Physiologie und Medicin wichtigen Fällen, in
welchen es sich um die Beobachtung solcher Organe des menschlichen
Körpers handet, die durch ihre Lage nicht nur verdunkelt sondern
auch dem Auge unzugänglich sind. Derartige Organe müssen erstens
hinreichend intensiv beleuchtet, und es muss dann zweitens den von
ihnen reflectirten Lichtstrahlen ein Weg angewiesen werden, der sie
in das Auge des Beobachters bringt. So besteht z. B. der Kehlkopf-
spiegel
von Garcia aus einem Silberspiegel m und aus einem ge-

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[197/0219] Reflexion des Lichtes. zigen Punkte kommend auf eine ebene Wand fallen, werden so re- flectirt, dass die Richtungen sämmtlicher reflectirter Strahlen sich in einem Punkte schneiden, der ebenso weit hinter der reflectirenden Wand gelegen ist, als der Punkt, von dem die Strahlen ausgehen, vor ihr liegt. Es gilt hier für die Lichtstrahlen die in Fig. 19 S. 53 für die Wellenlinien im Allgemeinen ausgeführte Construction. Ein vor der Wand v w (Fig. 19) befindliches Auge sieht daher, wenn a ein leuchtender Punkt und v w eine reflectirende Fläche ist, in a' ein Bild von a. Um den Ort zu finden, an welchem das Bild irgend [Abbildung Fig. 80.] eines ausgedehnten Gegenstandes, z. B. der Linie a b (Fig. 80), gesehen wird, muss man diese Construction auf alle einzelnen Punkte des Gegenstandes anwenden. Die spiegelnde Ebene e e wird hiernach von der Linie a b das Bild a' b' entwerfen. Man kann so ohne Schwierigkeit für einen Gegenstand von be- liebiger Form die Lage seines ebenen Spie- gelbildes auffinden. Von den zahlreichen Anwendungen, welche die Spiegelung an ebenen Flächen in der Physik und in der physikalischen Medicin fin- det, wollen wir nur die wichtigsten hier erwähnen. Man benützt dreh- bare Spiegel in allen den Fällen, in welchen es sich darum handelt, Lichtstrahlen von bestimmter Richtung eine bestimmte andere Rich- tung zu geben. So ist z. B. der Heliostat ein um zwei auf einan- der senkrechte Axen drehbarer Spiegel, auf den man Sonnenstrahlen auffallen und in der Richtung, in der man sie gerade braucht, reflec- tiren lässt. Da die Sonne fortwährend ihren Stand verändert, so muss man auch die Stellung des Heliostaten, wenn die von ihm reflectirten Strahlen längere Zeit dieselbe Richtung beibehalten sollen, fortwährend entsprechend verändern. Diese der Sonne folgende Bewegung kann man durch ein Uhrwerk vollziehen lassen. Man benützt den Helio- staten namentlich zu optischen Versuchen, in welchen sehr intensives Licht erfordert wird. Meistens bringt man hierbei an dem Laden eines verdunkelten Zimmers eine Oeffnung an und stellt vor dieser den He- liostaten auf. Eine complicirtere Anwendung finden die Reflexionsspie- gel in jenen für die Physiologie und Medicin wichtigen Fällen, in welchen es sich um die Beobachtung solcher Organe des menschlichen Körpers handet, die durch ihre Lage nicht nur verdunkelt sondern auch dem Auge unzugänglich sind. Derartige Organe müssen erstens hinreichend intensiv beleuchtet, und es muss dann zweitens den von ihnen reflectirten Lichtstrahlen ein Weg angewiesen werden, der sie in das Auge des Beobachters bringt. So besteht z. B. der Kehlkopf- spiegel von Garcia aus einem Silberspiegel m und aus einem ge- 133 Der Heliostat. Die Beleuch- tungsspiegel. Anwendung ebener Spiegel zu Winkel- messungen.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 197. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/219>, abgerufen am 25.04.2024.