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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Geschwindigkeit des Lichtes.
Bewegung der Jupiterstrabanten die Lichtgeschwindigkeit zu bestimmen, erhellt aus
der beistehenden Fig. 76. Von dem Moment, wo einer der Monde M des Jupiter bei
[Abbildung] Fig. 76.
n in den Schatten dieses Planeten eintritt, bis zu dem Moment, wo sich das nämliche
Ereigniss wiederholt, verstreicht immer dieselbe Zeit, die Umlaufszeit des Trabanten.
Befindet sich die Erde bei ihrer Bewegung um die Sonne S in c oder d, so kann man
diese Zeit richtig beobachten, da in jenen Theilen ihrer Bahn die Erde längere Zeit
ziemlich genau dieselbe Entfernung von dem Orte n behält. Bewegt sich aber die
Erde bei a gegen den Jupiter hin oder bei b von ihm weg, so wird die Umlaufszeit
des Jupitermondes um die Zeit, welche das Licht zum Durchlaufen der von der Erde
während dieses Mondumlaufs zurückgelegten Strecke braucht, verlängert oder verkürzt
erscheinen.

Durch ein sinnreiches Verfahren ist es Fizeau gelungen nach-129
Geschwindig-
keit des irdi-
schen Lichtes.

zuweisen, dass das irdische Licht mit der nämlichen Geschwindigkeit
sich fortpflanzt, welche aus den angegebenen astronomischen Beob-
achtungen erschlossen wurde. Das Wesentliche dieses Verfahrens be-
steht darin, dass die von einer Lichtquelle l (Fig. 77) ausgehenden

[Abbildung] Fig. 77.
Strahlen durch die geneigte
Glasplatte g nach dem Spie-
gel s hin reflectirt und von
hier wieder nach o, wo sich
das Auge des Beobachters be-
findet, zurückgeworfen werden.
Bei diesem Hin- und Hergang
der Lichtstrahlen müssen die-
selben durch die in regelmässi-
gen Abständen befindlichen Löcher des Rades r, das mit constanter
Geschwindigkeit um seine Axe x x gedreht wird, hindurchgehen. Die
Linsen a, b, c, d dienen in der durch die Fig. angedeuteten Weise
zur Concentration der Lichtstrahlen. Bei einer mässigen Geschwin-
digkeit des Rades r sieht das bei o befindliche Auge durch die Lö-
cher von r hindurch den Spiegel s beleuchtet, weil die Lichtgeschwin-
digkeit so gross ist, dass die Geschwindigkeit von r dagegen ver-
schwindet, und daher das Licht durch die nämliche Oeffnung von r,
durch die es von g nach s reflectirt wird, wieder von s nach g zu-
rückkehrt. Erreicht aber r eine bestimmte Umdrehungsgeschwindig-
keit, so gelangt das zurückkehrende Licht nicht mehr durch die Oeff-
nung, durch die es von g nach s gelangt, sondern es trifft auf den

Wundt, medicin. Physik. 13

Geschwindigkeit des Lichtes.
Bewegung der Jupiterstrabanten die Lichtgeschwindigkeit zu bestimmen, erhellt aus
der beistehenden Fig. 76. Von dem Moment, wo einer der Monde M des Jupiter bei
[Abbildung] Fig. 76.
n in den Schatten dieses Planeten eintritt, bis zu dem Moment, wo sich das nämliche
Ereigniss wiederholt, verstreicht immer dieselbe Zeit, die Umlaufszeit des Trabanten.
Befindet sich die Erde bei ihrer Bewegung um die Sonne S in c oder d, so kann man
diese Zeit richtig beobachten, da in jenen Theilen ihrer Bahn die Erde längere Zeit
ziemlich genau dieselbe Entfernung von dem Orte n behält. Bewegt sich aber die
Erde bei a gegen den Jupiter hin oder bei b von ihm weg, so wird die Umlaufszeit
des Jupitermondes um die Zeit, welche das Licht zum Durchlaufen der von der Erde
während dieses Mondumlaufs zurückgelegten Strecke braucht, verlängert oder verkürzt
erscheinen.

Durch ein sinnreiches Verfahren ist es Fizeau gelungen nach-129
Geschwindig-
keit des irdi-
schen Lichtes.

zuweisen, dass das irdische Licht mit der nämlichen Geschwindigkeit
sich fortpflanzt, welche aus den angegebenen astronomischen Beob-
achtungen erschlossen wurde. Das Wesentliche dieses Verfahrens be-
steht darin, dass die von einer Lichtquelle l (Fig. 77) ausgehenden

[Abbildung] Fig. 77.
Strahlen durch die geneigte
Glasplatte g nach dem Spie-
gel s hin reflectirt und von
hier wieder nach o, wo sich
das Auge des Beobachters be-
findet, zurückgeworfen werden.
Bei diesem Hin- und Hergang
der Lichtstrahlen müssen die-
selben durch die in regelmässi-
gen Abständen befindlichen Löcher des Rades r, das mit constanter
Geschwindigkeit um seine Axe x x gedreht wird, hindurchgehen. Die
Linsen a, b, c, d dienen in der durch die Fig. angedeuteten Weise
zur Concentration der Lichtstrahlen. Bei einer mässigen Geschwin-
digkeit des Rades r sieht das bei o befindliche Auge durch die Lö-
cher von r hindurch den Spiegel s beleuchtet, weil die Lichtgeschwin-
digkeit so gross ist, dass die Geschwindigkeit von r dagegen ver-
schwindet, und daher das Licht durch die nämliche Oeffnung von r,
durch die es von g nach s reflectirt wird, wieder von s nach g zu-
rückkehrt. Erreicht aber r eine bestimmte Umdrehungsgeschwindig-
keit, so gelangt das zurückkehrende Licht nicht mehr durch die Oeff-
nung, durch die es von g nach s gelangt, sondern es trifft auf den

Wundt, medicin. Physik. 13
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[193/0215] Geschwindigkeit des Lichtes. Bewegung der Jupiterstrabanten die Lichtgeschwindigkeit zu bestimmen, erhellt aus der beistehenden Fig. 76. Von dem Moment, wo einer der Monde M des Jupiter bei [Abbildung Fig. 76.] n in den Schatten dieses Planeten eintritt, bis zu dem Moment, wo sich das nämliche Ereigniss wiederholt, verstreicht immer dieselbe Zeit, die Umlaufszeit des Trabanten. Befindet sich die Erde bei ihrer Bewegung um die Sonne S in c oder d, so kann man diese Zeit richtig beobachten, da in jenen Theilen ihrer Bahn die Erde längere Zeit ziemlich genau dieselbe Entfernung von dem Orte n behält. Bewegt sich aber die Erde bei a gegen den Jupiter hin oder bei b von ihm weg, so wird die Umlaufszeit des Jupitermondes um die Zeit, welche das Licht zum Durchlaufen der von der Erde während dieses Mondumlaufs zurückgelegten Strecke braucht, verlängert oder verkürzt erscheinen. Durch ein sinnreiches Verfahren ist es Fizeau gelungen nach- zuweisen, dass das irdische Licht mit der nämlichen Geschwindigkeit sich fortpflanzt, welche aus den angegebenen astronomischen Beob- achtungen erschlossen wurde. Das Wesentliche dieses Verfahrens be- steht darin, dass die von einer Lichtquelle l (Fig. 77) ausgehenden [Abbildung Fig. 77.] Strahlen durch die geneigte Glasplatte g nach dem Spie- gel s hin reflectirt und von hier wieder nach o, wo sich das Auge des Beobachters be- findet, zurückgeworfen werden. Bei diesem Hin- und Hergang der Lichtstrahlen müssen die- selben durch die in regelmässi- gen Abständen befindlichen Löcher des Rades r, das mit constanter Geschwindigkeit um seine Axe x x gedreht wird, hindurchgehen. Die Linsen a, b, c, d dienen in der durch die Fig. angedeuteten Weise zur Concentration der Lichtstrahlen. Bei einer mässigen Geschwin- digkeit des Rades r sieht das bei o befindliche Auge durch die Lö- cher von r hindurch den Spiegel s beleuchtet, weil die Lichtgeschwin- digkeit so gross ist, dass die Geschwindigkeit von r dagegen ver- schwindet, und daher das Licht durch die nämliche Oeffnung von r, durch die es von g nach s reflectirt wird, wieder von s nach g zu- rückkehrt. Erreicht aber r eine bestimmte Umdrehungsgeschwindig- keit, so gelangt das zurückkehrende Licht nicht mehr durch die Oeff- nung, durch die es von g nach s gelangt, sondern es trifft auf den 129 Geschwindig- keit des irdi- schen Lichtes. Wundt, medicin. Physik. 13

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 193. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/215>, abgerufen am 28.03.2024.