wird daher die Intensität des Lichtes von der Amplitude der Licht- schwingungen bedingt sein, während die Qualitäten desselben, die Farben, den Qualitäten des Tons, den Tonhöhen, correspondiren, also von der Schwingungsdauer abhängen werden. Gegenüber diesen Aehnlichkeiten bestehen die Hauptunterschiede zwischen Licht und Schall darin, dass die Lichtwellen bedeutend kleiner sind, dass ihre Schwingungen sehr viel schneller und nicht longitudinal sondern trans- versal, senkrecht auf die Fortpflanzungsrichtung des Strahls, erfolgen. Ausserdem pflanzt sich das Licht durch den luftleeren Raum fort. Es beruht also nicht wie der Schall auf Schwingungen der Lufttheilchen sondern auf den Oscillationen des im luftleeren Raum verbreiteten Aethers.
Man bezeichnet die Theorie, welche der Erklärung der Lichterscheinungen die Wellenbewegungen des Aethers zu Grunde legt, als die Vibrations- oder Undula- tionstheorie. Sie wurde zuerst von Huyghens aufgestellt, blieb aber bis in die neueste Zeit durch die von Newton angenommene Emissions- oder Emanations- hypothese verdrängt. Nach der letzteren beruhen die Lichterscheinungen auf der geradlinigen Bewegung leuchtender Theilchen. Die Intensität des Lichts wird nach ihr auf die Menge der von den leuchtenden Körpern ausgeworfenen Lichttheilchen, die Beschaffen- heit des Lichts auf die Farbe dieser Theilchen zurückgeführt. Grünes Licht besteht also aus grünen, blaues aus blauen Lichttheilchen u. s. w., die verschiedenfarbigen Lichttheilchen gemischt erzeugen Weiss; die Erscheinungen der Reflexion und Bre- chung werden von den bald anziehenden bald abstossenden Kräften zwischen den Kör- pern und den Lichttheilchen hergeleitet. Aber die Interferenz- und Polarisationser- scheinungen können nur aus der Undulationstheorie in genügender Weise erklärt werden. Das nähere Studium dieser Erscheinungen hat daher auch den Sturz der Emissionshypothese verursacht. Eine indirecte Stütze erhielt die Undulationstheorie durch den Nachweis, dass sich das Licht in dichteren Medien langsamer als in dün- neren fortpflanzt (§. 130). Die Existenz eines feinen im Weltraum verbreiteten Me- diums, welches das muthmassliche Substrat der von der Sonne und den Fixsternen ausgehenden Wellenbewegungen des Lichts ist, wurde durch die Entdeckung bestätigt, dass die Umlaufszeit des Enke'schen Kometen sich bei jedem Umlauf um die Sonne ungefähr um 1/10 Tag verkürzt. Diese Verkürzung der Umlaufszeit fordert aber die Annahme eines der Bewegung Widerstand leistenden Mediums.
Wir betrachten die Lichterscheinungen in folgender vom Ein- fachen zum Zusammengesetzten fortschreitenden Reihenfolge: 1) die geradlinige Fortpflanzung des Lichtes (Intensität und Geschwindigkeit), 2) die einfachsten Störungen der geradlinigen Ausbreitung, die Refle- xion und Brechung. An die Brechungserscheinungen reihen sich 3) die Lichtzerstreuung und die Zusammensetzung des weissen Lich- tes aus farbigem, sowie 4) die Absorption, Fluorescenz und chemi- sche Wirkung des Lichtes. Als eine Anwendung der vorangegange- nen Capitel erörtern wir 5) den Aufbau der wichtigsten optischen In- strumente, um mit der Betrachtung 6) der Interferenz und Beugung und 7) der Polarisation und Doppelbrechung zu schliessen.
Von dem Lichte.
wird daher die Intensität des Lichtes von der Amplitude der Licht- schwingungen bedingt sein, während die Qualitäten desselben, die Farben, den Qualitäten des Tons, den Tonhöhen, correspondiren, also von der Schwingungsdauer abhängen werden. Gegenüber diesen Aehnlichkeiten bestehen die Hauptunterschiede zwischen Licht und Schall darin, dass die Lichtwellen bedeutend kleiner sind, dass ihre Schwingungen sehr viel schneller und nicht longitudinal sondern trans- versal, senkrecht auf die Fortpflanzungsrichtung des Strahls, erfolgen. Ausserdem pflanzt sich das Licht durch den luftleeren Raum fort. Es beruht also nicht wie der Schall auf Schwingungen der Lufttheilchen sondern auf den Oscillationen des im luftleeren Raum verbreiteten Aethers.
Man bezeichnet die Theorie, welche der Erklärung der Lichterscheinungen die Wellenbewegungen des Aethers zu Grunde legt, als die Vibrations- oder Undula- tionstheorie. Sie wurde zuerst von Huyghens aufgestellt, blieb aber bis in die neueste Zeit durch die von Newton angenommene Emissions- oder Emanations- hypothese verdrängt. Nach der letzteren beruhen die Lichterscheinungen auf der geradlinigen Bewegung leuchtender Theilchen. Die Intensität des Lichts wird nach ihr auf die Menge der von den leuchtenden Körpern ausgeworfenen Lichttheilchen, die Beschaffen- heit des Lichts auf die Farbe dieser Theilchen zurückgeführt. Grünes Licht besteht also aus grünen, blaues aus blauen Lichttheilchen u. s. w., die verschiedenfarbigen Lichttheilchen gemischt erzeugen Weiss; die Erscheinungen der Reflexion und Bre- chung werden von den bald anziehenden bald abstossenden Kräften zwischen den Kör- pern und den Lichttheilchen hergeleitet. Aber die Interferenz- und Polarisationser- scheinungen können nur aus der Undulationstheorie in genügender Weise erklärt werden. Das nähere Studium dieser Erscheinungen hat daher auch den Sturz der Emissionshypothese verursacht. Eine indirecte Stütze erhielt die Undulationstheorie durch den Nachweis, dass sich das Licht in dichteren Medien langsamer als in dün- neren fortpflanzt (§. 130). Die Existenz eines feinen im Weltraum verbreiteten Me- diums, welches das muthmassliche Substrat der von der Sonne und den Fixsternen ausgehenden Wellenbewegungen des Lichts ist, wurde durch die Entdeckung bestätigt, dass die Umlaufszeit des Enke’schen Kometen sich bei jedem Umlauf um die Sonne ungefähr um 1/10 Tag verkürzt. Diese Verkürzung der Umlaufszeit fordert aber die Annahme eines der Bewegung Widerstand leistenden Mediums.
Wir betrachten die Lichterscheinungen in folgender vom Ein- fachen zum Zusammengesetzten fortschreitenden Reihenfolge: 1) die geradlinige Fortpflanzung des Lichtes (Intensität und Geschwindigkeit), 2) die einfachsten Störungen der geradlinigen Ausbreitung, die Refle- xion und Brechung. An die Brechungserscheinungen reihen sich 3) die Lichtzerstreuung und die Zusammensetzung des weissen Lich- tes aus farbigem, sowie 4) die Absorption, Fluorescenz und chemi- sche Wirkung des Lichtes. Als eine Anwendung der vorangegange- nen Capitel erörtern wir 5) den Aufbau der wichtigsten optischen In- strumente, um mit der Betrachtung 6) der Interferenz und Beugung und 7) der Polarisation und Doppelbrechung zu schliessen.
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[187/0209]
Von dem Lichte.
wird daher die Intensität des Lichtes von der Amplitude der Licht-
schwingungen bedingt sein, während die Qualitäten desselben, die
Farben, den Qualitäten des Tons, den Tonhöhen, correspondiren, also
von der Schwingungsdauer abhängen werden. Gegenüber diesen
Aehnlichkeiten bestehen die Hauptunterschiede zwischen Licht und
Schall darin, dass die Lichtwellen bedeutend kleiner sind, dass ihre
Schwingungen sehr viel schneller und nicht longitudinal sondern trans-
versal, senkrecht auf die Fortpflanzungsrichtung des Strahls, erfolgen.
Ausserdem pflanzt sich das Licht durch den luftleeren Raum fort. Es
beruht also nicht wie der Schall auf Schwingungen der Lufttheilchen
sondern auf den Oscillationen des im luftleeren Raum verbreiteten
Aethers.
Man bezeichnet die Theorie, welche der Erklärung der Lichterscheinungen die
Wellenbewegungen des Aethers zu Grunde legt, als die Vibrations- oder Undula-
tionstheorie. Sie wurde zuerst von Huyghens aufgestellt, blieb aber bis in die
neueste Zeit durch die von Newton angenommene Emissions- oder Emanations-
hypothese verdrängt. Nach der letzteren beruhen die Lichterscheinungen auf der
geradlinigen Bewegung leuchtender Theilchen. Die Intensität des Lichts wird nach ihr auf
die Menge der von den leuchtenden Körpern ausgeworfenen Lichttheilchen, die Beschaffen-
heit des Lichts auf die Farbe dieser Theilchen zurückgeführt. Grünes Licht besteht
also aus grünen, blaues aus blauen Lichttheilchen u. s. w., die verschiedenfarbigen
Lichttheilchen gemischt erzeugen Weiss; die Erscheinungen der Reflexion und Bre-
chung werden von den bald anziehenden bald abstossenden Kräften zwischen den Kör-
pern und den Lichttheilchen hergeleitet. Aber die Interferenz- und Polarisationser-
scheinungen können nur aus der Undulationstheorie in genügender Weise erklärt
werden. Das nähere Studium dieser Erscheinungen hat daher auch den Sturz der
Emissionshypothese verursacht. Eine indirecte Stütze erhielt die Undulationstheorie
durch den Nachweis, dass sich das Licht in dichteren Medien langsamer als in dün-
neren fortpflanzt (§. 130). Die Existenz eines feinen im Weltraum verbreiteten Me-
diums, welches das muthmassliche Substrat der von der Sonne und den Fixsternen
ausgehenden Wellenbewegungen des Lichts ist, wurde durch die Entdeckung bestätigt,
dass die Umlaufszeit des Enke’schen Kometen sich bei jedem Umlauf um die Sonne
ungefähr um 1/10 Tag verkürzt. Diese Verkürzung der Umlaufszeit fordert aber die
Annahme eines der Bewegung Widerstand leistenden Mediums.
Wir betrachten die Lichterscheinungen in folgender vom Ein-
fachen zum Zusammengesetzten fortschreitenden Reihenfolge: 1) die
geradlinige Fortpflanzung des Lichtes (Intensität und Geschwindigkeit),
2) die einfachsten Störungen der geradlinigen Ausbreitung, die Refle-
xion und Brechung. An die Brechungserscheinungen reihen sich
3) die Lichtzerstreuung und die Zusammensetzung des weissen Lich-
tes aus farbigem, sowie 4) die Absorption, Fluorescenz und chemi-
sche Wirkung des Lichtes. Als eine Anwendung der vorangegange-
nen Capitel erörtern wir 5) den Aufbau der wichtigsten optischen In-
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und 7) der Polarisation und Doppelbrechung zu schliessen.
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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 187. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/209>, abgerufen am 20.04.2024.
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