Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite
Von dem Schall.
Grosse Terz mit dem Verhältniss der Schwingungszahlen 4 : 5
Kleine Terz " " " " " 5 : 6

Diesen reihen sich als nächst einfache an:

Die kleine Sext mit dem Verhältniss der Schwingungszahlen 5 : 8
Die grosse Sext " " " " " 6 : 10
(oder 3 : 5)

Diese sieben Intervalle, die sich sämmtlich durch kleine ganze
Zahlen ausdrücken lassen, haben die Eigenschaft, dass jedes derselben
für unser Ohr einen harmonischen Zweiklang bildet. Man bezeichnet
sie daher als consonirende Intervalle. Die einfachsten dersel-
ben, die Octave und Quinte, welche den Verhältnissen 1 : 2 : 3 ent-
sprechen, unterscheidet man aber als vollkommene Consonanzen
von den übrigen, die als unvollkommene Consonanzen bezeich-
net werden, weil sie für unser Ohr nicht so harmonisch wie die
ersteren zusammenklingen. Alle übrigen Intervalle bilden Dissonan-
zen. Es ergiebt sich hieraus das Gesetz, dass zwei Töne harmo-
nisch zusammenklingen, wenn ihre Schwingungszahlen
in dem Verhältniss kleiner ganzer Zahlen stehen
.

Es lässt sich dieses Gesetz leicht auf das Zusammenklingen von
drei oder mehr Tönen übertragen. Drei Töne werden offenbar dann
harmonisch zusammenklingen, wenn jeder einzelne mit jedem der bei-
den andern einen harmonischen Zweiklang bildet. Zusammenklänge,
die aus mehr als zwei Einzelklängen bestehen, nennt man Accorde.
So sind z. B. Grundton, grosse Terz und Quinte ein harmonischer
Accord, weil Grundton und grosse Terz, Grundton und Quinte, grosse
Terz und Quinte sämmtlich consonirende Intervalle sind. Zwischen dem
Grundton und seiner Octave giebt es nur vier consonirende Drei-
klänge. Den ersten derselben

1) Grundton grosse Terz Quinte (1 : 5/4 : 3/2) bezeichnet man als
den harten oder Dur-Accord, den zweiten
2) Grundton kleine Terz Quinte (1 : 6/5 : 3/2) als den weichen oder
Moll-Accord. Als minder consonirend schliessen sich ihnen an
3) Grundton grosse Terz grosse Sext (1 : 5/4 : 5/3)
4) Grundton Quart grosse Sext (1 : 4/3 : 5/3)
5) Grundton kleine Terz kleine Sext (1 : 6/5 : 8/5)
6) Grundton Quart kleine Sext (1 : 4/3 : 8/5).

Die Accorde 3 u. 4 werden als Terzsextenaccorde oder einfach
als Sextenaccorde, die Accorde 4 und 6 als Quartsextenac-
corde
bezeichnet.

Die Musiker haben die Dur-Tonleiter aus sämmtlichen zu dem
Duraccord und den beiden grossen Sextaccorden (3 und 4) nöthigen
Tönen gebildet, indem sie zwischen dem Grundton und der Terz noch
die Secunde mit dem Schwingungsverhältniss 9/8 und zwischen der Sext
und der Octave die Septime mit dem Schwingungsverhältniss 15/8 hin-

Von dem Schall.
Grosse Terz mit dem Verhältniss der Schwingungszahlen 4 : 5
Kleine Terz „ „ „ „ „ 5 : 6

Diesen reihen sich als nächst einfache an:

Die kleine Sext mit dem Verhältniss der Schwingungszahlen 5 : 8
Die grosse Sext „ „ „ „ „ 6 : 10
(oder 3 : 5)

Diese sieben Intervalle, die sich sämmtlich durch kleine ganze
Zahlen ausdrücken lassen, haben die Eigenschaft, dass jedes derselben
für unser Ohr einen harmonischen Zweiklang bildet. Man bezeichnet
sie daher als consonirende Intervalle. Die einfachsten dersel-
ben, die Octave und Quinte, welche den Verhältnissen 1 : 2 : 3 ent-
sprechen, unterscheidet man aber als vollkommene Consonanzen
von den übrigen, die als unvollkommene Consonanzen bezeich-
net werden, weil sie für unser Ohr nicht so harmonisch wie die
ersteren zusammenklingen. Alle übrigen Intervalle bilden Dissonan-
zen. Es ergiebt sich hieraus das Gesetz, dass zwei Töne harmo-
nisch zusammenklingen, wenn ihre Schwingungszahlen
in dem Verhältniss kleiner ganzer Zahlen stehen
.

Es lässt sich dieses Gesetz leicht auf das Zusammenklingen von
drei oder mehr Tönen übertragen. Drei Töne werden offenbar dann
harmonisch zusammenklingen, wenn jeder einzelne mit jedem der bei-
den andern einen harmonischen Zweiklang bildet. Zusammenklänge,
die aus mehr als zwei Einzelklängen bestehen, nennt man Accorde.
So sind z. B. Grundton, grosse Terz und Quinte ein harmonischer
Accord, weil Grundton und grosse Terz, Grundton und Quinte, grosse
Terz und Quinte sämmtlich consonirende Intervalle sind. Zwischen dem
Grundton und seiner Octave giebt es nur vier consonirende Drei-
klänge. Den ersten derselben

1) Grundton grosse Terz Quinte (1 : 5/4 : 3/2) bezeichnet man als
den harten oder Dur-Accord, den zweiten
2) Grundton kleine Terz Quinte (1 : 6/5 : 3/2) als den weichen oder
Moll-Accord. Als minder consonirend schliessen sich ihnen an
3) Grundton grosse Terz grosse Sext (1 : 5/4 : 5/3)
4) Grundton Quart grosse Sext (1 : 4/3 : 5/3)
5) Grundton kleine Terz kleine Sext (1 : 6/5 : 8/5)
6) Grundton Quart kleine Sext (1 : 4/3 : 8/5).

Die Accorde 3 u. 4 werden als Terzsextenaccorde oder einfach
als Sextenaccorde, die Accorde 4 und 6 als Quartsextenac-
corde
bezeichnet.

Die Musiker haben die Dur-Tonleiter aus sämmtlichen zu dem
Duraccord und den beiden grossen Sextaccorden (3 und 4) nöthigen
Tönen gebildet, indem sie zwischen dem Grundton und der Terz noch
die Secunde mit dem Schwingungsverhältniss 9/8 und zwischen der Sext
und der Octave die Septime mit dem Schwingungsverhältniss 15/8 hin-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0184" n="162"/>
          <fw place="top" type="header">Von dem Schall.</fw><lb/>
          <list>
            <item><hi rendition="#g">Grosse Terz</hi> mit dem Verhältniss der Schwingungszahlen 4 : 5</item><lb/>
            <item><hi rendition="#g">Kleine Terz</hi> &#x201E; &#x201E; &#x201E; &#x201E; &#x201E; 5 : 6</item>
          </list><lb/>
          <p>Diesen reihen sich als nächst einfache an:</p><lb/>
          <list>
            <item>Die <hi rendition="#g">kleine Sext</hi> mit dem Verhältniss der Schwingungszahlen 5 : 8</item><lb/>
            <item>Die <hi rendition="#g">grosse Sext</hi> &#x201E; &#x201E; &#x201E; &#x201E; &#x201E; 6 : 10</item><lb/>
            <item>(oder 3 : 5)</item>
          </list><lb/>
          <p>Diese sieben Intervalle, die sich sämmtlich durch kleine ganze<lb/>
Zahlen ausdrücken lassen, haben die Eigenschaft, dass jedes derselben<lb/>
für unser Ohr einen harmonischen Zweiklang bildet. Man bezeichnet<lb/>
sie daher als <hi rendition="#g">consonirende Intervalle</hi>. Die einfachsten dersel-<lb/>
ben, die Octave und Quinte, welche den Verhältnissen 1 : 2 : 3 ent-<lb/>
sprechen, unterscheidet man aber als <hi rendition="#g">vollkommene Consonanzen</hi><lb/>
von den übrigen, die als <hi rendition="#g">unvollkommene Consonanzen</hi> bezeich-<lb/>
net werden, weil sie für unser Ohr nicht so harmonisch wie die<lb/>
ersteren zusammenklingen. Alle übrigen Intervalle bilden Dissonan-<lb/>
zen. Es ergiebt sich hieraus das Gesetz, <hi rendition="#g">dass zwei Töne harmo-<lb/>
nisch zusammenklingen, wenn ihre Schwingungszahlen<lb/>
in dem Verhältniss kleiner ganzer Zahlen stehen</hi>.</p><lb/>
          <p>Es lässt sich dieses Gesetz leicht auf das Zusammenklingen von<lb/>
drei oder mehr Tönen übertragen. Drei Töne werden offenbar dann<lb/>
harmonisch zusammenklingen, wenn jeder einzelne mit jedem der bei-<lb/>
den andern einen harmonischen Zweiklang bildet. Zusammenklänge,<lb/>
die aus mehr als zwei Einzelklängen bestehen, nennt man <hi rendition="#g">Accorde</hi>.<lb/>
So sind z. B. Grundton, grosse Terz und Quinte ein harmonischer<lb/>
Accord, weil Grundton und grosse Terz, Grundton und Quinte, grosse<lb/>
Terz und Quinte sämmtlich consonirende Intervalle sind. Zwischen dem<lb/>
Grundton und seiner Octave giebt es nur <hi rendition="#g">vier</hi> consonirende Drei-<lb/>
klänge. Den ersten derselben</p><lb/>
          <list>
            <item>1) Grundton grosse Terz Quinte (1 : 5/4 : 3/2) bezeichnet man als<lb/>
den harten oder <hi rendition="#g">Dur-Accord</hi>, den zweiten</item><lb/>
            <item>2) Grundton kleine Terz Quinte (1 : 6/5 : 3/2) als den weichen oder<lb/><hi rendition="#g">Moll-Accord</hi>. Als minder consonirend schliessen sich ihnen an</item><lb/>
            <item>3) Grundton grosse Terz grosse Sext (1 : 5/4 : 5/3)</item><lb/>
            <item>4) Grundton Quart grosse Sext (1 : 4/3 : 5/3)</item><lb/>
            <item>5) Grundton kleine Terz kleine Sext (1 : 6/5 : 8/5)</item><lb/>
            <item>6) Grundton Quart kleine Sext (1 : 4/3 : 8/5).</item>
          </list><lb/>
          <p>Die Accorde 3 u. 4 werden als <hi rendition="#g">Terzsextenaccorde</hi> oder einfach<lb/>
als <hi rendition="#g">Sextenaccorde</hi>, die Accorde 4 und 6 als <hi rendition="#g">Quartsextenac-<lb/>
corde</hi> bezeichnet.</p><lb/>
          <p>Die Musiker haben die <hi rendition="#g">Dur-Tonleiter</hi> aus sämmtlichen zu dem<lb/>
Duraccord und den beiden grossen Sextaccorden (3 und 4) nöthigen<lb/>
Tönen gebildet, indem sie zwischen dem Grundton und der Terz noch<lb/>
die Secunde mit dem Schwingungsverhältniss 9/8 und zwischen der Sext<lb/>
und der Octave die Septime mit dem Schwingungsverhältniss 15/8 hin-<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[162/0184] Von dem Schall. Grosse Terz mit dem Verhältniss der Schwingungszahlen 4 : 5 Kleine Terz „ „ „ „ „ 5 : 6 Diesen reihen sich als nächst einfache an: Die kleine Sext mit dem Verhältniss der Schwingungszahlen 5 : 8 Die grosse Sext „ „ „ „ „ 6 : 10 (oder 3 : 5) Diese sieben Intervalle, die sich sämmtlich durch kleine ganze Zahlen ausdrücken lassen, haben die Eigenschaft, dass jedes derselben für unser Ohr einen harmonischen Zweiklang bildet. Man bezeichnet sie daher als consonirende Intervalle. Die einfachsten dersel- ben, die Octave und Quinte, welche den Verhältnissen 1 : 2 : 3 ent- sprechen, unterscheidet man aber als vollkommene Consonanzen von den übrigen, die als unvollkommene Consonanzen bezeich- net werden, weil sie für unser Ohr nicht so harmonisch wie die ersteren zusammenklingen. Alle übrigen Intervalle bilden Dissonan- zen. Es ergiebt sich hieraus das Gesetz, dass zwei Töne harmo- nisch zusammenklingen, wenn ihre Schwingungszahlen in dem Verhältniss kleiner ganzer Zahlen stehen. Es lässt sich dieses Gesetz leicht auf das Zusammenklingen von drei oder mehr Tönen übertragen. Drei Töne werden offenbar dann harmonisch zusammenklingen, wenn jeder einzelne mit jedem der bei- den andern einen harmonischen Zweiklang bildet. Zusammenklänge, die aus mehr als zwei Einzelklängen bestehen, nennt man Accorde. So sind z. B. Grundton, grosse Terz und Quinte ein harmonischer Accord, weil Grundton und grosse Terz, Grundton und Quinte, grosse Terz und Quinte sämmtlich consonirende Intervalle sind. Zwischen dem Grundton und seiner Octave giebt es nur vier consonirende Drei- klänge. Den ersten derselben 1) Grundton grosse Terz Quinte (1 : 5/4 : 3/2) bezeichnet man als den harten oder Dur-Accord, den zweiten 2) Grundton kleine Terz Quinte (1 : 6/5 : 3/2) als den weichen oder Moll-Accord. Als minder consonirend schliessen sich ihnen an 3) Grundton grosse Terz grosse Sext (1 : 5/4 : 5/3) 4) Grundton Quart grosse Sext (1 : 4/3 : 5/3) 5) Grundton kleine Terz kleine Sext (1 : 6/5 : 8/5) 6) Grundton Quart kleine Sext (1 : 4/3 : 8/5). Die Accorde 3 u. 4 werden als Terzsextenaccorde oder einfach als Sextenaccorde, die Accorde 4 und 6 als Quartsextenac- corde bezeichnet. Die Musiker haben die Dur-Tonleiter aus sämmtlichen zu dem Duraccord und den beiden grossen Sextaccorden (3 und 4) nöthigen Tönen gebildet, indem sie zwischen dem Grundton und der Terz noch die Secunde mit dem Schwingungsverhältniss 9/8 und zwischen der Sext und der Octave die Septime mit dem Schwingungsverhältniss 15/8 hin-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/184
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/184>, abgerufen am 19.04.2024.