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Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

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Druck und Gleichgewicht der Gase.
Gewicht des Quecksilbers = 13,596. Darnach wird der Druck einer
Luftsäule von bestimmter Höhe [Formel 1] mal oder 10507 mal kleiner
als der Druck einer gleich hohen Quecksilbersäule sein. Denken wir
uns, die Dichtigkeit der Luft wäre durch die ganze Atmosphäre con-
stant, so müsste sonach, da die Quecksilberhöhe im Barometer 0,76
Meter beträgt, die ganze Atmosphäre 10507. 0,76 oder 7985 Meter
hoch sein. Nun setzen wir in der untersten 1 Meter hohen Luft-
schichte den Druck in der That als constant voraus, hier
wird er also [Formel 2] vom ganzen Atmosphärendruck ausmachen. In
der zweiten 1 Meter hohen Luftschichte wird aber der Druck
schon merklich geringer sein: denn wenn die unterste Luftschichte
durch eine Luftsäule von 1785 Metern gedrückt wird, so steht offenbar
auf dieser zweiten Luftschichte nur eine Säule von 1784 Metern. Er-
heben wir uns also um 1 Meter über die Erdoberfläche, so wird der
in dieser Höhe vorhandene Druck zum Druck an der Erdoberfläche
sich verhalten wie 1784 : 1785, er wird daher betragen [Formel 3] Me-
ter Quecksilber. Nach dem oben angeführten Gesetz, dass die Dich-
tigkeit eines Gases proportional dem auf ihm lastenden Druck ist,
muss sich nun aber das Gewicht einer gleich grossen Luftschichte
proportional der Erhebung in die Höhe vermindern. Es muss also
auch der in 2 Meter Höhe vorhandene Druck sich zu dem in 1 Meter
Höhe vorhandenen gerade so verhalten wie dieser Druck in 1 Meter
Höhe zum Druck an der Erdoberfläche. Wir haben den Luftdruck
an der Erdoberfläche = 0,76, und in 1 Meter Höhe = [Formel 4] Met.
Quecksilber gefunden, in 2 Meter Höhe beträgt er demnach [Formel 5] .
0,76 oder [Formel 6] Met. Quecksilber; ebenso in 3 Meter Höhe
[Formel 7] u. s. f. Hieraus ergiebt sich das Gesetz, dass wenn
die Erhebungen über die Meeresfläche in arithmetischer Folge zu-
nehmen, die Barometerhöhen in geometrischer Folge abnehmen.
Allgemein können wir diesem Gesetz folgende Form geben. Wenn
h die Höhe über der Meeresfläche bedeutet, so ist der Barometerstand
b = (0,99944)h. 076, oder log. b = h. log. 0,99944 + log. 0,76.
Mittelst dieser Formel findet man annähernd die Höhe eines Ortes über
dem Meeresniveau aus dem beobachteten Barometerstande.

Alle Körper, die sich in der atmosphärischen Luft befinden, er-97
Anwendungen
des Luftdrucks.

Druck und Gleichgewicht der Gase.
Gewicht des Quecksilbers = 13,596. Darnach wird der Druck einer
Luftsäule von bestimmter Höhe [Formel 1] mal oder 10507 mal kleiner
als der Druck einer gleich hohen Quecksilbersäule sein. Denken wir
uns, die Dichtigkeit der Luft wäre durch die ganze Atmosphäre con-
stant, so müsste sonach, da die Quecksilberhöhe im Barometer 0,76
Meter beträgt, die ganze Atmosphäre 10507. 0,76 oder 7985 Meter
hoch sein. Nun setzen wir in der untersten 1 Meter hohen Luft-
schichte den Druck in der That als constant voraus, hier
wird er also [Formel 2] vom ganzen Atmosphärendruck ausmachen. In
der zweiten 1 Meter hohen Luftschichte wird aber der Druck
schon merklich geringer sein: denn wenn die unterste Luftschichte
durch eine Luftsäule von 1785 Metern gedrückt wird, so steht offenbar
auf dieser zweiten Luftschichte nur eine Säule von 1784 Metern. Er-
heben wir uns also um 1 Meter über die Erdoberfläche, so wird der
in dieser Höhe vorhandene Druck zum Druck an der Erdoberfläche
sich verhalten wie 1784 : 1785, er wird daher betragen [Formel 3] Me-
ter Quecksilber. Nach dem oben angeführten Gesetz, dass die Dich-
tigkeit eines Gases proportional dem auf ihm lastenden Druck ist,
muss sich nun aber das Gewicht einer gleich grossen Luftschichte
proportional der Erhebung in die Höhe vermindern. Es muss also
auch der in 2 Meter Höhe vorhandene Druck sich zu dem in 1 Meter
Höhe vorhandenen gerade so verhalten wie dieser Druck in 1 Meter
Höhe zum Druck an der Erdoberfläche. Wir haben den Luftdruck
an der Erdoberfläche = 0,76, und in 1 Meter Höhe = [Formel 4] Met.
Quecksilber gefunden, in 2 Meter Höhe beträgt er demnach [Formel 5] .
0,76 oder [Formel 6] Met. Quecksilber; ebenso in 3 Meter Höhe
[Formel 7] u. s. f. Hieraus ergiebt sich das Gesetz, dass wenn
die Erhebungen über die Meeresfläche in arithmetischer Folge zu-
nehmen, die Barometerhöhen in geometrischer Folge abnehmen.
Allgemein können wir diesem Gesetz folgende Form geben. Wenn
h die Höhe über der Meeresfläche bedeutet, so ist der Barometerstand
b = (0,99944)h. 076, oder log. b = h. log. 0,99944 + log. 0,76.
Mittelst dieser Formel findet man annähernd die Höhe eines Ortes über
dem Meeresniveau aus dem beobachteten Barometerstande.

Alle Körper, die sich in der atmosphärischen Luft befinden, er-97
Anwendungen
des Luftdrucks.

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[139/0161] Druck und Gleichgewicht der Gase. Gewicht des Quecksilbers = 13,596. Darnach wird der Druck einer Luftsäule von bestimmter Höhe [FORMEL] mal oder 10507 mal kleiner als der Druck einer gleich hohen Quecksilbersäule sein. Denken wir uns, die Dichtigkeit der Luft wäre durch die ganze Atmosphäre con- stant, so müsste sonach, da die Quecksilberhöhe im Barometer 0,76 Meter beträgt, die ganze Atmosphäre 10507. 0,76 oder 7985 Meter hoch sein. Nun setzen wir in der untersten 1 Meter hohen Luft- schichte den Druck in der That als constant voraus, hier wird er also [FORMEL] vom ganzen Atmosphärendruck ausmachen. In der zweiten 1 Meter hohen Luftschichte wird aber der Druck schon merklich geringer sein: denn wenn die unterste Luftschichte durch eine Luftsäule von 1785 Metern gedrückt wird, so steht offenbar auf dieser zweiten Luftschichte nur eine Säule von 1784 Metern. Er- heben wir uns also um 1 Meter über die Erdoberfläche, so wird der in dieser Höhe vorhandene Druck zum Druck an der Erdoberfläche sich verhalten wie 1784 : 1785, er wird daher betragen [FORMEL] Me- ter Quecksilber. Nach dem oben angeführten Gesetz, dass die Dich- tigkeit eines Gases proportional dem auf ihm lastenden Druck ist, muss sich nun aber das Gewicht einer gleich grossen Luftschichte proportional der Erhebung in die Höhe vermindern. Es muss also auch der in 2 Meter Höhe vorhandene Druck sich zu dem in 1 Meter Höhe vorhandenen gerade so verhalten wie dieser Druck in 1 Meter Höhe zum Druck an der Erdoberfläche. Wir haben den Luftdruck an der Erdoberfläche = 0,76, und in 1 Meter Höhe = [FORMEL] Met. Quecksilber gefunden, in 2 Meter Höhe beträgt er demnach [FORMEL]. 0,76 oder [FORMEL] Met. Quecksilber; ebenso in 3 Meter Höhe [FORMEL] u. s. f. Hieraus ergiebt sich das Gesetz, dass wenn die Erhebungen über die Meeresfläche in arithmetischer Folge zu- nehmen, die Barometerhöhen in geometrischer Folge abnehmen. Allgemein können wir diesem Gesetz folgende Form geben. Wenn h die Höhe über der Meeresfläche bedeutet, so ist der Barometerstand b = (0,99944)h. 076, oder log. b = h. log. 0,99944 + log. 0,76. Mittelst dieser Formel findet man annähernd die Höhe eines Ortes über dem Meeresniveau aus dem beobachteten Barometerstande. Alle Körper, die sich in der atmosphärischen Luft befinden, er- 97 Anwendungen des Luftdrucks.

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Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 139. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/161>, abgerufen am 29.03.2024.