Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867.

Bild:
<< vorherige Seite

Von der Schwere.
Wellenthal, so wird ein Theilchen, das wie vorhin während des An-
und Absteigens der Bergwelle die Bahn a b beschrieben hat, nun
während des Verlaufs der Thalwelle die kleinere Bahn b c (Fig. 52 A)
zurücklegen. In diesem Fall gelangt also das Theilchen nach Been-
[Abbildung] Fig. 52.
digung der Welle nicht vollständig in seine Anfangslage zurück, son-
dern es ist um die Strecke a c vorwärts geschritten. Wenn nun eine
neue Welle entsteht, so beschreibt das Theilchen während des Ablaufs
derselben noch einmal die ähnliche Bahn, und so legt z. B. während
vier auf einander folgender Wellen ein Theilchen den Weg von a bis
f (Fig. 52 B) zurück. Setzen wir hingegen voraus, das Wellenthal
entstünde zuerst und sei grösser als der darauf folgende Wellenberg,
so wird das Theilchen während der Zeit des Wellenbergs den Bogen
b c beschreiben (Fig. 53 A). Hier wird sich also das Theilchen um
[Abbildung] Fig. 53.
die Strecke a c rückwärts bewegt haben, und während vier auf einan-
der folgender Wellen wird es den Weg a f (Fig. 53 B) zurücklegen.
Hieraus ergiebt sich die Regel, dass sobald Wellenberg und Wellen-
thal nicht einander gleich sind eine Fortbewegung der Flüssig-
keitstheilchen stattfindet, und dass diese Bewegung vorwärts gerich-
tet ist, d. h. mit der Fortpflanzungsrichtung der Welle zusammenfällt,
wenn die Länge des Wellenbergs überwiegt, und dass umgekehrt die
Bewegung rückwärts d. h. der Fortpflanzung der Welle entgegen-
gesetzt gerichtet ist, wenn die Länge des Wellenthals grösser ist. In
diesen Fällen ist also stets mit der Wellenbewegung eine Strömung
der Flüssigkeit verbunden.

So hat uns die Betrachtung der Bahn der Flüssigkeitstheilchen
von selbst auf die Combination der Strömungsbewegung mit
der Wellenbewegung geführt. Wenn in einer strömenden Flüssig-
keit positive Wellen erregt werden, z. B. dadurch, dass die Flüssig-
keit mit zu- und abnehmender Geschwindigkeit einströmt, so müssen
die Flüssigkeitstheilchen einen Weg wie in Fig. 52 beschreiben. Je
schneller nach einander die positiven Wellen erregt werden, um so
grösser werden die Wellenberge im Verhältniss zu den Wellenthälern.

Von der Schwere.
Wellenthal, so wird ein Theilchen, das wie vorhin während des An-
und Absteigens der Bergwelle die Bahn a b beschrieben hat, nun
während des Verlaufs der Thalwelle die kleinere Bahn b c (Fig. 52 A)
zurücklegen. In diesem Fall gelangt also das Theilchen nach Been-
[Abbildung] Fig. 52.
digung der Welle nicht vollständig in seine Anfangslage zurück, son-
dern es ist um die Strecke a c vorwärts geschritten. Wenn nun eine
neue Welle entsteht, so beschreibt das Theilchen während des Ablaufs
derselben noch einmal die ähnliche Bahn, und so legt z. B. während
vier auf einander folgender Wellen ein Theilchen den Weg von a bis
f (Fig. 52 B) zurück. Setzen wir hingegen voraus, das Wellenthal
entstünde zuerst und sei grösser als der darauf folgende Wellenberg,
so wird das Theilchen während der Zeit des Wellenbergs den Bogen
b c beschreiben (Fig. 53 A). Hier wird sich also das Theilchen um
[Abbildung] Fig. 53.
die Strecke a c rückwärts bewegt haben, und während vier auf einan-
der folgender Wellen wird es den Weg a f (Fig. 53 B) zurücklegen.
Hieraus ergiebt sich die Regel, dass sobald Wellenberg und Wellen-
thal nicht einander gleich sind eine Fortbewegung der Flüssig-
keitstheilchen stattfindet, und dass diese Bewegung vorwärts gerich-
tet ist, d. h. mit der Fortpflanzungsrichtung der Welle zusammenfällt,
wenn die Länge des Wellenbergs überwiegt, und dass umgekehrt die
Bewegung rückwärts d. h. der Fortpflanzung der Welle entgegen-
gesetzt gerichtet ist, wenn die Länge des Wellenthals grösser ist. In
diesen Fällen ist also stets mit der Wellenbewegung eine Strömung
der Flüssigkeit verbunden.

So hat uns die Betrachtung der Bahn der Flüssigkeitstheilchen
von selbst auf die Combination der Strömungsbewegung mit
der Wellenbewegung geführt. Wenn in einer strömenden Flüssig-
keit positive Wellen erregt werden, z. B. dadurch, dass die Flüssig-
keit mit zu- und abnehmender Geschwindigkeit einströmt, so müssen
die Flüssigkeitstheilchen einen Weg wie in Fig. 52 beschreiben. Je
schneller nach einander die positiven Wellen erregt werden, um so
grösser werden die Wellenberge im Verhältniss zu den Wellenthälern.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0146" n="124"/><fw place="top" type="header">Von der Schwere.</fw><lb/>
Wellenthal, so wird ein Theilchen, das wie vorhin während des An-<lb/>
und Absteigens der Bergwelle die Bahn a b beschrieben hat, nun<lb/>
während des Verlaufs der Thalwelle die kleinere Bahn b c (Fig. 52 A)<lb/>
zurücklegen. In diesem Fall gelangt also das Theilchen nach Been-<lb/><figure><head>Fig. 52.</head></figure><lb/>
digung der Welle nicht vollständig in seine Anfangslage zurück, son-<lb/>
dern es ist um die Strecke a c vorwärts geschritten. Wenn nun eine<lb/>
neue Welle entsteht, so beschreibt das Theilchen während des Ablaufs<lb/>
derselben noch einmal die ähnliche Bahn, und so legt z. B. während<lb/>
vier auf einander folgender Wellen ein Theilchen den Weg von a bis<lb/>
f (Fig. 52 B) zurück. Setzen wir hingegen voraus, das Wellenthal<lb/>
entstünde zuerst und sei grösser als der darauf folgende Wellenberg,<lb/>
so wird das Theilchen während der Zeit des Wellenbergs den Bogen<lb/>
b c beschreiben (Fig. 53 A). Hier wird sich also das Theilchen um<lb/><figure><head>Fig. 53.</head></figure><lb/>
die Strecke a c rückwärts bewegt haben, und während vier auf einan-<lb/>
der folgender Wellen wird es den Weg a f (Fig. 53 B) zurücklegen.<lb/>
Hieraus ergiebt sich die Regel, dass sobald Wellenberg und Wellen-<lb/>
thal nicht einander gleich sind eine <hi rendition="#g">Fortbewegung</hi> der Flüssig-<lb/>
keitstheilchen stattfindet, und dass diese Bewegung <hi rendition="#g">vorwärts</hi> gerich-<lb/>
tet ist, d. h. mit der Fortpflanzungsrichtung der Welle zusammenfällt,<lb/>
wenn die Länge des Wellenbergs überwiegt, und dass umgekehrt die<lb/>
Bewegung <hi rendition="#g">rückwärts</hi> d. h. der Fortpflanzung der Welle entgegen-<lb/>
gesetzt gerichtet ist, wenn die Länge des Wellenthals grösser ist. In<lb/>
diesen Fällen ist also stets mit der Wellenbewegung eine <hi rendition="#g">Strömung</hi><lb/>
der Flüssigkeit verbunden.</p><lb/>
            <p>So hat uns die Betrachtung der Bahn der Flüssigkeitstheilchen<lb/>
von selbst auf die Combination der <hi rendition="#g">Strömungsbewegung</hi> mit<lb/><hi rendition="#g">der Wellenbewegung</hi> geführt. Wenn in einer strömenden Flüssig-<lb/>
keit positive Wellen erregt werden, z. B. dadurch, dass die Flüssig-<lb/>
keit mit zu- und abnehmender Geschwindigkeit einströmt, so müssen<lb/>
die Flüssigkeitstheilchen einen Weg wie in Fig. 52 beschreiben. Je<lb/>
schneller nach einander die positiven Wellen erregt werden, um so<lb/>
grösser werden die Wellenberge im Verhältniss zu den Wellenthälern.<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[124/0146] Von der Schwere. Wellenthal, so wird ein Theilchen, das wie vorhin während des An- und Absteigens der Bergwelle die Bahn a b beschrieben hat, nun während des Verlaufs der Thalwelle die kleinere Bahn b c (Fig. 52 A) zurücklegen. In diesem Fall gelangt also das Theilchen nach Been- [Abbildung Fig. 52.] digung der Welle nicht vollständig in seine Anfangslage zurück, son- dern es ist um die Strecke a c vorwärts geschritten. Wenn nun eine neue Welle entsteht, so beschreibt das Theilchen während des Ablaufs derselben noch einmal die ähnliche Bahn, und so legt z. B. während vier auf einander folgender Wellen ein Theilchen den Weg von a bis f (Fig. 52 B) zurück. Setzen wir hingegen voraus, das Wellenthal entstünde zuerst und sei grösser als der darauf folgende Wellenberg, so wird das Theilchen während der Zeit des Wellenbergs den Bogen b c beschreiben (Fig. 53 A). Hier wird sich also das Theilchen um [Abbildung Fig. 53.] die Strecke a c rückwärts bewegt haben, und während vier auf einan- der folgender Wellen wird es den Weg a f (Fig. 53 B) zurücklegen. Hieraus ergiebt sich die Regel, dass sobald Wellenberg und Wellen- thal nicht einander gleich sind eine Fortbewegung der Flüssig- keitstheilchen stattfindet, und dass diese Bewegung vorwärts gerich- tet ist, d. h. mit der Fortpflanzungsrichtung der Welle zusammenfällt, wenn die Länge des Wellenbergs überwiegt, und dass umgekehrt die Bewegung rückwärts d. h. der Fortpflanzung der Welle entgegen- gesetzt gerichtet ist, wenn die Länge des Wellenthals grösser ist. In diesen Fällen ist also stets mit der Wellenbewegung eine Strömung der Flüssigkeit verbunden. So hat uns die Betrachtung der Bahn der Flüssigkeitstheilchen von selbst auf die Combination der Strömungsbewegung mit der Wellenbewegung geführt. Wenn in einer strömenden Flüssig- keit positive Wellen erregt werden, z. B. dadurch, dass die Flüssig- keit mit zu- und abnehmender Geschwindigkeit einströmt, so müssen die Flüssigkeitstheilchen einen Weg wie in Fig. 52 beschreiben. Je schneller nach einander die positiven Wellen erregt werden, um so grösser werden die Wellenberge im Verhältniss zu den Wellenthälern.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/146
Zitationshilfe: Wundt, Wilhelm: Handbuch der medicinischen Physik. Erlangen, 1867, S. 124. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wundt_medizinische_1867/146>, abgerufen am 28.03.2024.