Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732.

Bild:
<< vorherige Seite

gebohren habe, welches ein halber Geist gewesen seye, das ist, lauter Fleisch, und kein Bein gehabt habe. Aber als wir kaum anfiengen unsere Glossen hierüber zu machen, und das Frauenzimmer zu fragen, ob sie sich noch so greulich vor den Vampyrs fürchteten? sie könten doch mancher ehrlichen Frauen aushelffen! so wurde uns ein ernsthafftes Stillschweigen hievon aufgelegt etc. Indessen versichert man, daß man hiebey nichts fingire; sondern ein wahrhafftiges Angeben ohne Schemate erzehlet habe. Die allermeisten aber drungen auf die Kräfften, einer durch Aberglauben, liederliche Erziehung, eingewurtzelte Tradition, manche andere Zufälle, sonderlich aber durch Kranckheiten erhabene, forcirte, oder sonst troublirte Phantasie, von deren Arlequins-Art sie viel lustiges, historisches und philosophisches zu sagen wußten, welches wir hie übergehen. Gleichwie nun dieses eine gewisse Land-Kranckheit seye, zu welcher sich aus dem einmahl eingeführten Wahn solche Furcht und Einbildung schlage, als geschähe dieses würcklich, was diese Patienten aussagen: Also seye auch die Cur durch Abschlagung der Köpffe der ausgegrabenen von diesem Fund herzuleiten, und so wenig weiter daraus zu machen, als aus dem Probatum est, da ein gewisser Parisischer Professor

gebohren habe, welches ein halber Geist gewesen seye, das ist, lauter Fleisch, und kein Bein gehabt habe. Aber als wir kaum anfiengen unsere Glossen hieruͤber zu machen, und das Frauenzimmer zu fragen, ob sie sich noch so greulich vor den Vampyrs fuͤrchteten? sie koͤnten doch mancher ehrlichen Frauen aushelffen! so wurde uns ein ernsthafftes Stillschweigen hievon aufgelegt ꝛc. Indessen versichert man, daß man hiebey nichts fingire; sondern ein wahrhafftiges Angeben ohne Schemate erzehlet habe. Die allermeisten aber drungen auf die Kraͤfften, einer durch Aberglauben, liederliche Erziehung, eingewurtzelte Tradition, manche andere Zufaͤlle, sonderlich aber durch Kranckheiten erhabene, forcirte, oder sonst troublirte Phantasie, von deren Arlequins-Art sie viel lustiges, historisches und philosophisches zu sagen wußten, welches wir hie uͤbergehen. Gleichwie nun dieses eine gewisse Land-Kranckheit seye, zu welcher sich aus dem einmahl eingefuͤhrten Wahn solche Furcht und Einbildung schlage, als geschaͤhe dieses wuͤrcklich, was diese Patienten aussagen: Also seye auch die Cur durch Abschlagung der Koͤpffe der ausgegrabenen von diesem Fund herzuleiten, und so wenig weiter daraus zu machen, als aus dem Probatum est, da ein gewisser Parisischer Professor

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0115" n="115"/>
gebohren habe, welches ein halber Geist gewesen seye, das ist, lauter Fleisch, und kein Bein gehabt habe. Aber als wir kaum anfiengen unsere <hi rendition="#aq">Gloss</hi>en hieru&#x0364;ber zu machen, und das Frauenzimmer zu fragen, ob sie sich noch so greulich vor den <hi rendition="#aq">Vampyrs</hi> fu&#x0364;rchteten? sie ko&#x0364;nten doch mancher ehrlichen Frauen aushelffen! so wurde uns ein ernsthafftes Stillschweigen hievon aufgelegt &#xA75B;c. Indessen versichert man, daß man hiebey nichts <hi rendition="#aq">fingi</hi>re; sondern ein wahrhafftiges Angeben ohne <hi rendition="#aq">Schemate</hi> erzehlet habe. Die allermeisten aber drungen auf die Kra&#x0364;fften, einer durch Aberglauben, liederliche Erziehung, eingewurtzelte <hi rendition="#aq">Tradition</hi>, manche andere Zufa&#x0364;lle, sonderlich aber durch Kranckheiten erhabene, <hi rendition="#aq">forci</hi>rte, oder sonst <hi rendition="#aq">troubli</hi>rte <hi rendition="#aq">Phantasie</hi>, von deren <hi rendition="#aq">Arlequins</hi>-Art sie viel lustiges, <hi rendition="#aq">histori</hi>sches und <hi rendition="#aq">philosophi</hi>sches zu sagen wußten, welches wir hie u&#x0364;bergehen. Gleichwie nun dieses eine gewisse Land-Kranckheit seye, zu welcher sich aus dem einmahl eingefu&#x0364;hrten Wahn solche Furcht und Einbildung schlage, als gescha&#x0364;he dieses wu&#x0364;rcklich, was diese <hi rendition="#aq">Patient</hi>en aussagen: Also seye auch die <hi rendition="#aq">Cur</hi> durch Abschlagung der Ko&#x0364;pffe der ausgegrabenen von diesem Fund herzuleiten, und so wenig weiter daraus zu machen, als aus dem <hi rendition="#aq">Probatum est</hi>, da ein gewisser Parisischer <hi rendition="#aq">Professor</hi> </p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[115/0115] gebohren habe, welches ein halber Geist gewesen seye, das ist, lauter Fleisch, und kein Bein gehabt habe. Aber als wir kaum anfiengen unsere Glossen hieruͤber zu machen, und das Frauenzimmer zu fragen, ob sie sich noch so greulich vor den Vampyrs fuͤrchteten? sie koͤnten doch mancher ehrlichen Frauen aushelffen! so wurde uns ein ernsthafftes Stillschweigen hievon aufgelegt ꝛc. Indessen versichert man, daß man hiebey nichts fingire; sondern ein wahrhafftiges Angeben ohne Schemate erzehlet habe. Die allermeisten aber drungen auf die Kraͤfften, einer durch Aberglauben, liederliche Erziehung, eingewurtzelte Tradition, manche andere Zufaͤlle, sonderlich aber durch Kranckheiten erhabene, forcirte, oder sonst troublirte Phantasie, von deren Arlequins-Art sie viel lustiges, historisches und philosophisches zu sagen wußten, welches wir hie uͤbergehen. Gleichwie nun dieses eine gewisse Land-Kranckheit seye, zu welcher sich aus dem einmahl eingefuͤhrten Wahn solche Furcht und Einbildung schlage, als geschaͤhe dieses wuͤrcklich, was diese Patienten aussagen: Also seye auch die Cur durch Abschlagung der Koͤpffe der ausgegrabenen von diesem Fund herzuleiten, und so wenig weiter daraus zu machen, als aus dem Probatum est, da ein gewisser Parisischer Professor

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Wikisource: Bereitstellung der Texttranskription und Auszeichnung in Wikisource-Syntax. (2012-10-29T10:30:31Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme aus Wikisource entsprechen muss.
Wikimedia Commons: Bereitstellung der Bilddigitalisate (2012-10-29T10:30:31Z)
Frank Wiegand: Konvertierung von Wikisource-Markup nach XML/TEI gemäß DTA-Basisformat. (2012-10-29T10:30:31Z)

Weitere Informationen:

Anmerkungen zur Transkription:

  • Als Grundlage dienen die Wikisource:Editionsrichtlinien.
  • Geviertstriche „—“ werden als normale Gedankenstriche „–“ wiedergegeben.
  • Die Majuskelschreibweise Ae, Oe, Ue wird als Ä, Ö, Ü wiedergegeben.
  • Worttrennungen am Zeilenende werden ignoriert. Das Wort wird noch auf der gleichen Seite vervollständigt.
  • Virgeln werden als Komma wiedergegeben.
  • Reklamanten bleiben unberücksichtigt.
  • Die Transkription folgt im Übrigen dem Original.



Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/115
Zitationshilfe: W. S. G. E.: Curieuse und sehr wunderbare Relation, von denen sich neuer Dingen in Servien erzeigenden Blut-Saugern oder Vampyrs. 1732, S. 115. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wsge_vampyr_1732/115>, abgerufen am 28.03.2024.