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Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.

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Die zweispännigen Luxus-Equipagen.
so geschnitten sein, dass er die weiter oben erwähnten Perl-
mutterknöpfe der Lederhose frei lässt. Jede grössere Länge
ist von Übel und ausserdem gegen die Vorschrift. Ein weiterer
Unterschied zwischen dem Paletot des Dieners und dem des
Kutschers besteht darin, dass auf
ersterem wie auch auf dem Rocke die
Patten fehlen.

Wie sich der Interimsanzug der
Stallleute ausnimmt, zeigt Fig. 49.
Dieser wird in der Regel aus lichtem,
drapfarbigem Tuch oder auch aus Man-
chester angefertigt. Sorgfältig ist darauf
zu achten, dass die Breeches und Ga-
maschen den richtigen, englischen
Schnitt erhalten, denn einen ebenso
komischen, wie hässlichen Eindruck
machen diese Kleidungsstücke, wenn
sie aus der Werktstatt eines Pfuschers
hervorgegangen. Wir erlauben uns
daher auf Fig. 50 hinzuweisen, welche
die Form moderner Breeches deutlich
zur Anschauung bringt. Auch zum
Interimsanzug trägt der Kutscher die
für die Livree vorgeschriebenen Steh-
kragen, Kravatten und Handschuhe.
Der Hut dagegen zeigt die bekannte
niedrige Form. In vielen aristokrati-
schen Etablissements wird jedoch zur

[Abbildung] Fig. 50.

Breeches modernster Form.

[Abbildung] Fig. 51.

Kutscherhut.

"petite tenue" auch der in Fig. 51 abgebildete Kutscherhut
benützt. Eine Mütze aber, gleichviel welcher Form und Ausstat-
tung, ausserhalb des Stallhofes zu tragen, ist dem Stallpersonal
streng verboten. Möchte doch diese Bemerkung dazu beitragen,
jener schauderhaften Kopfbedeckung den Garaus zu machen,
die aus einer betressten, mit einer Nationalkokarde geschmückten

Wrangel, Das Luxusfuhrwerk. 6

Die zweispännigen Luxus-Equipagen.
so geschnitten sein, dass er die weiter oben erwähnten Perl-
mutterknöpfe der Lederhose frei lässt. Jede grössere Länge
ist von Übel und ausserdem gegen die Vorschrift. Ein weiterer
Unterschied zwischen dem Paletot des Dieners und dem des
Kutschers besteht darin, dass auf
ersterem wie auch auf dem Rocke die
Patten fehlen.

Wie sich der Interimsanzug der
Stallleute ausnimmt, zeigt Fig. 49.
Dieser wird in der Regel aus lichtem,
drapfarbigem Tuch oder auch aus Man-
chester angefertigt. Sorgfältig ist darauf
zu achten, dass die Breeches und Ga-
maschen den richtigen, englischen
Schnitt erhalten, denn einen ebenso
komischen, wie hässlichen Eindruck
machen diese Kleidungsstücke, wenn
sie aus der Werktstatt eines Pfuschers
hervorgegangen. Wir erlauben uns
daher auf Fig. 50 hinzuweisen, welche
die Form moderner Breeches deutlich
zur Anschauung bringt. Auch zum
Interimsanzug trägt der Kutscher die
für die Livree vorgeschriebenen Steh-
kragen, Kravatten und Handschuhe.
Der Hut dagegen zeigt die bekannte
niedrige Form. In vielen aristokrati-
schen Etablissements wird jedoch zur

[Abbildung] Fig. 50.

Breeches modernster Form.

[Abbildung] Fig. 51.

Kutscherhut.

petite tenue“ auch der in Fig. 51 abgebildete Kutscherhut
benützt. Eine Mütze aber, gleichviel welcher Form und Ausstat-
tung, ausserhalb des Stallhofes zu tragen, ist dem Stallpersonal
streng verboten. Möchte doch diese Bemerkung dazu beitragen,
jener schauderhaften Kopfbedeckung den Garaus zu machen,
die aus einer betressten, mit einer Nationalkokarde geschmückten

Wrangel, Das Luxusfuhrwerk. 6
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[81/0095] Die zweispännigen Luxus-Equipagen. so geschnitten sein, dass er die weiter oben erwähnten Perl- mutterknöpfe der Lederhose frei lässt. Jede grössere Länge ist von Übel und ausserdem gegen die Vorschrift. Ein weiterer Unterschied zwischen dem Paletot des Dieners und dem des Kutschers besteht darin, dass auf ersterem wie auch auf dem Rocke die Patten fehlen. Wie sich der Interimsanzug der Stallleute ausnimmt, zeigt Fig. 49. Dieser wird in der Regel aus lichtem, drapfarbigem Tuch oder auch aus Man- chester angefertigt. Sorgfältig ist darauf zu achten, dass die Breeches und Ga- maschen den richtigen, englischen Schnitt erhalten, denn einen ebenso komischen, wie hässlichen Eindruck machen diese Kleidungsstücke, wenn sie aus der Werktstatt eines Pfuschers hervorgegangen. Wir erlauben uns daher auf Fig. 50 hinzuweisen, welche die Form moderner Breeches deutlich zur Anschauung bringt. Auch zum Interimsanzug trägt der Kutscher die für die Livree vorgeschriebenen Steh- kragen, Kravatten und Handschuhe. Der Hut dagegen zeigt die bekannte niedrige Form. In vielen aristokrati- schen Etablissements wird jedoch zur [Abbildung Fig. 50. Breeches modernster Form.] [Abbildung Fig. 51. Kutscherhut.] „petite tenue“ auch der in Fig. 51 abgebildete Kutscherhut benützt. Eine Mütze aber, gleichviel welcher Form und Ausstat- tung, ausserhalb des Stallhofes zu tragen, ist dem Stallpersonal streng verboten. Möchte doch diese Bemerkung dazu beitragen, jener schauderhaften Kopfbedeckung den Garaus zu machen, die aus einer betressten, mit einer Nationalkokarde geschmückten Wrangel, Das Luxusfuhrwerk. 6

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Zitationshilfe: Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 81. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/95>, abgerufen am 28.03.2024.