Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.

Bild:
<< vorherige Seite

Die zweispännigen Luxus-Equipagen.
ein Coupe, welches der neuesten Mode entsprechen soll, nicht zu
niedrig sein darf. Das Journal "La Carrosserie Francaise",
Jahrgang 1896, schreibt denn auch mit Bezug hierauf: "Un
peu de hauteur dans un coupe est loin de nuire a
son elegance
" "und" -- möchten wir hinzufügen -- "den
Trägern von Cylinderhüten kann sie nur willkommen sein." Die
Kastenhöhe wird an den Seiten 1 m 70 betragen müssen.

Höchst unangenehm ist das teils durch Vibrierung, teils
durch lose, nicht genau passende Teile hervorgerufene Geräusch,
das während des Fahrens in vielen Coupes entsteht. Solches
Geräusch zu beseitigen, gelingt nur in den seltensten Fällen,
denn es hält zumeist sehr schwer, die Ursachen desselben fest-
zustellen. Selbst bei sorgfältigster Konstruktion und Zusammen-
fügung aller Bestandteile des Wagens kann z. B. das Brummen
oder Vibrieren nicht immer mit Sicherheit verhütet werden.
Ein ziemlich zuverlässiges Schutzmittel ist jedoch, dem Coupe-
dache eine kleine Wölbung zu geben. Die Erfahrung lehrt
nämlich, dass derartig konstruierte Coupes weniger "musika-
lisch" sind, wie die mit ganz flachem Dach.

Von der inneren Ausstattung eines Coupes verlangt der
moderne Geschmack den höchsten Komfort verbunden mit vor-
nehmer Eleganz. Die Garnierung wird zumeist aus dunklem
Tuch oder Maroquin bestehen, doch sieht man vielfach auch
Atlas hierzu verwendet. Hochmodern und ganz dem neuesten
Pariser Geschmack entsprechend ist es, den zur Garnierung be-
stimmten Stoff glattgespannt und nicht abgeheftet (capitonne)
anzubringen. Allerdings erfordert diese Methode geschicktere
Arbeiter, denn so mancher Fehler, der in den Falten des capi-
tonnierten Ausschlages verschwinden würde, tritt auf der glatten
Fläche mit brutaler Deutlichkeit zu Tage.

Was die weitere, zeitgemässe Ausstattung des Coupes an-
belangt, dürfte wohl der patentierte Signalapparat (Fig. 44 A
und B), der die Insassen des Wagens in Stand setzt, dem
Kutscher, ohne die Fenster zu öffnen, ihre Befehle zu übermitteln,

Die zweispännigen Luxus-Equipagen.
ein Coupé, welches der neuesten Mode entsprechen soll, nicht zu
niedrig sein darf. Das Journal „La Carrosserie Française“,
Jahrgang 1896, schreibt denn auch mit Bezug hierauf: „Un
peu de hauteur dans un coupé est loin de nuire à
son élégance
“ „und“ — möchten wir hinzufügen — „den
Trägern von Cylinderhüten kann sie nur willkommen sein.“ Die
Kastenhöhe wird an den Seiten 1 m 70 betragen müssen.

Höchst unangenehm ist das teils durch Vibrierung, teils
durch lose, nicht genau passende Teile hervorgerufene Geräusch,
das während des Fahrens in vielen Coupés entsteht. Solches
Geräusch zu beseitigen, gelingt nur in den seltensten Fällen,
denn es hält zumeist sehr schwer, die Ursachen desselben fest-
zustellen. Selbst bei sorgfältigster Konstruktion und Zusammen-
fügung aller Bestandteile des Wagens kann z. B. das Brummen
oder Vibrieren nicht immer mit Sicherheit verhütet werden.
Ein ziemlich zuverlässiges Schutzmittel ist jedoch, dem Coupé-
dache eine kleine Wölbung zu geben. Die Erfahrung lehrt
nämlich, dass derartig konstruierte Coupés weniger „musika-
lisch“ sind, wie die mit ganz flachem Dach.

Von der inneren Ausstattung eines Coupés verlangt der
moderne Geschmack den höchsten Komfort verbunden mit vor-
nehmer Eleganz. Die Garnierung wird zumeist aus dunklem
Tuch oder Maroquin bestehen, doch sieht man vielfach auch
Atlas hierzu verwendet. Hochmodern und ganz dem neuesten
Pariser Geschmack entsprechend ist es, den zur Garnierung be-
stimmten Stoff glattgespannt und nicht abgeheftet (capitonné)
anzubringen. Allerdings erfordert diese Methode geschicktere
Arbeiter, denn so mancher Fehler, der in den Falten des capi-
tonnierten Ausschlages verschwinden würde, tritt auf der glatten
Fläche mit brutaler Deutlichkeit zu Tage.

Was die weitere, zeitgemässe Ausstattung des Coupés an-
belangt, dürfte wohl der patentierte Signalapparat (Fig. 44 A
und B), der die Insassen des Wagens in Stand setzt, dem
Kutscher, ohne die Fenster zu öffnen, ihre Befehle zu übermitteln,

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0086" n="72"/><fw place="top" type="header">Die zweispännigen Luxus-Equipagen.</fw><lb/>
ein Coupé, welches der neuesten Mode entsprechen soll, nicht zu<lb/>
niedrig sein darf. Das Journal &#x201E;<hi rendition="#g">La Carrosserie Française</hi>&#x201C;,<lb/>
Jahrgang 1896, schreibt denn auch mit Bezug hierauf: &#x201E;<hi rendition="#g">Un<lb/>
peu de hauteur dans un coupé est loin de nuire à<lb/>
son élégance</hi>&#x201C; &#x201E;und&#x201C; &#x2014; möchten wir hinzufügen &#x2014; &#x201E;den<lb/>
Trägern von Cylinderhüten kann sie nur willkommen sein.&#x201C; Die<lb/>
Kastenhöhe wird an den Seiten 1 m 70 betragen müssen.</p><lb/>
        <p>Höchst unangenehm ist das teils durch Vibrierung, teils<lb/>
durch lose, nicht genau passende Teile hervorgerufene Geräusch,<lb/>
das während des Fahrens in vielen Coupés entsteht. Solches<lb/>
Geräusch zu beseitigen, gelingt nur in den seltensten Fällen,<lb/>
denn es hält zumeist sehr schwer, die Ursachen desselben fest-<lb/>
zustellen. Selbst bei sorgfältigster Konstruktion und Zusammen-<lb/>
fügung aller Bestandteile des Wagens kann z. B. das Brummen<lb/>
oder Vibrieren nicht immer mit Sicherheit verhütet werden.<lb/>
Ein ziemlich zuverlässiges Schutzmittel ist jedoch, dem Coupé-<lb/>
dache eine kleine Wölbung zu geben. Die Erfahrung lehrt<lb/>
nämlich, dass derartig konstruierte Coupés weniger &#x201E;musika-<lb/>
lisch&#x201C; sind, wie die mit ganz flachem Dach.</p><lb/>
        <p>Von der inneren Ausstattung eines Coupés verlangt der<lb/>
moderne Geschmack den höchsten Komfort verbunden mit vor-<lb/>
nehmer Eleganz. Die Garnierung wird zumeist aus dunklem<lb/>
Tuch oder Maroquin bestehen, doch sieht man vielfach auch<lb/>
Atlas hierzu verwendet. Hochmodern und ganz dem neuesten<lb/>
Pariser Geschmack entsprechend ist es, den zur Garnierung be-<lb/>
stimmten Stoff glattgespannt und nicht abgeheftet (<hi rendition="#g">capitonné</hi>)<lb/>
anzubringen. Allerdings erfordert diese Methode geschicktere<lb/>
Arbeiter, denn so mancher Fehler, der in den Falten des capi-<lb/>
tonnierten Ausschlages verschwinden würde, tritt auf der glatten<lb/>
Fläche mit brutaler Deutlichkeit zu Tage.</p><lb/>
        <p>Was die weitere, zeitgemässe Ausstattung des Coupés an-<lb/>
belangt, dürfte wohl der patentierte Signalapparat (Fig. 44 A<lb/>
und B), der die Insassen des Wagens in Stand setzt, dem<lb/>
Kutscher, ohne die Fenster zu öffnen, ihre Befehle zu übermitteln,<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[72/0086] Die zweispännigen Luxus-Equipagen. ein Coupé, welches der neuesten Mode entsprechen soll, nicht zu niedrig sein darf. Das Journal „La Carrosserie Française“, Jahrgang 1896, schreibt denn auch mit Bezug hierauf: „Un peu de hauteur dans un coupé est loin de nuire à son élégance“ „und“ — möchten wir hinzufügen — „den Trägern von Cylinderhüten kann sie nur willkommen sein.“ Die Kastenhöhe wird an den Seiten 1 m 70 betragen müssen. Höchst unangenehm ist das teils durch Vibrierung, teils durch lose, nicht genau passende Teile hervorgerufene Geräusch, das während des Fahrens in vielen Coupés entsteht. Solches Geräusch zu beseitigen, gelingt nur in den seltensten Fällen, denn es hält zumeist sehr schwer, die Ursachen desselben fest- zustellen. Selbst bei sorgfältigster Konstruktion und Zusammen- fügung aller Bestandteile des Wagens kann z. B. das Brummen oder Vibrieren nicht immer mit Sicherheit verhütet werden. Ein ziemlich zuverlässiges Schutzmittel ist jedoch, dem Coupé- dache eine kleine Wölbung zu geben. Die Erfahrung lehrt nämlich, dass derartig konstruierte Coupés weniger „musika- lisch“ sind, wie die mit ganz flachem Dach. Von der inneren Ausstattung eines Coupés verlangt der moderne Geschmack den höchsten Komfort verbunden mit vor- nehmer Eleganz. Die Garnierung wird zumeist aus dunklem Tuch oder Maroquin bestehen, doch sieht man vielfach auch Atlas hierzu verwendet. Hochmodern und ganz dem neuesten Pariser Geschmack entsprechend ist es, den zur Garnierung be- stimmten Stoff glattgespannt und nicht abgeheftet (capitonné) anzubringen. Allerdings erfordert diese Methode geschicktere Arbeiter, denn so mancher Fehler, der in den Falten des capi- tonnierten Ausschlages verschwinden würde, tritt auf der glatten Fläche mit brutaler Deutlichkeit zu Tage. Was die weitere, zeitgemässe Ausstattung des Coupés an- belangt, dürfte wohl der patentierte Signalapparat (Fig. 44 A und B), der die Insassen des Wagens in Stand setzt, dem Kutscher, ohne die Fenster zu öffnen, ihre Befehle zu übermitteln,

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/86
Zitationshilfe: Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/86>, abgerufen am 23.04.2024.