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Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.

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Vierspännige Luxus-Equipagen.
Wert dieser Abbildungen liegt darin, dass sie keine Phantasie-
bilder, sondern getreue Reproduktionen von nach dem Leben
ausgeführten Photographien sind.

Wie aus Fig. 21 zu ersehen ist, gehören auch die Pferde des
dort dargestellten Drags nicht zur Kategorie der sog. Blutkrüppel,
sondern könnte jedes einzelne derselben als Karrossier leichteren
Schlages bezeichnet werden. Bei dem in Fig. 22 abgebildeten
Zuge dagegen, ist die Masse vorherrschend und nur die Vorder-
pferde zeigen etwas weniger schwere Formen (vergl. auch Fig. 23).

Was nun das Grössenmass der Coachpferde anbelangt, so
wird in Deutschland vielfach der irrigen Ansicht gehuldigt, dass
dasselbe für die Stangenpferde nicht unter 1,68 m und für die
Vorderpferde nicht unter 1,65 m Stockmass betragen dürfe.
Auf Grund genauer Kenntnis der diesbezüglichen Ansichten
englischer und französischer Fachmänner und mit Berufung auf
unsere eigene langjährige Erfahrung, raten wir jedoch dem An-
hänger des edlen Fahrsports, sich für den hier in Rede stehenden
Zweck etwas kleinerer Pferde zu bedienen. Solche sind nicht
nur weit gängiger und leistungsfähiger, sondern auch bedeutend
angenehmer zu fahren als die grossen Karrossiers, deren Lebens-
aufgabe hauptsächlich darin besteht, in langsamer, stolzer Gang-
art vor dem Gala- und Stadtwagen einherzuschreiten. Mit Recht
empfiehlt daher der Herzog von Beaufort in seiner "Badminton
Library" mittelgrosse, kurzbeinige und gedrungene Pferde in der
Höhe von 1,63 m als die geeignetsten für den Coachdienst.

Die Frage, ob sämtliche Pferde des Viererzuges gleich gross
sein sollen oder ob es wünschenswert erscheine, dass die Vor-
derpferde etwas grösser als die Hinterpferde seien, wird in den
englischen und französischen Fachkreisen sehr verschiedenartig
beantwortet. Man kann es auch getrost dem Geschmack jedes
einzelnen überlassen, wie er es damit halten will, denn auf die
Annehmlichkeit oder Sicherheit des Fahrens übt der Unterschied
von einigen Centimetern in der Grösse der Vorder- und Hinter-
pferde keinen Einfluss aus. Dass wir es hübscher finden, wenn

Vierspännige Luxus-Equipagen.
Wert dieser Abbildungen liegt darin, dass sie keine Phantasie-
bilder, sondern getreue Reproduktionen von nach dem Leben
ausgeführten Photographien sind.

Wie aus Fig. 21 zu ersehen ist, gehören auch die Pferde des
dort dargestellten Drags nicht zur Kategorie der sog. Blutkrüppel,
sondern könnte jedes einzelne derselben als Karrossier leichteren
Schlages bezeichnet werden. Bei dem in Fig. 22 abgebildeten
Zuge dagegen, ist die Masse vorherrschend und nur die Vorder-
pferde zeigen etwas weniger schwere Formen (vergl. auch Fig. 23).

Was nun das Grössenmass der Coachpferde anbelangt, so
wird in Deutschland vielfach der irrigen Ansicht gehuldigt, dass
dasselbe für die Stangenpferde nicht unter 1,68 m und für die
Vorderpferde nicht unter 1,65 m Stockmass betragen dürfe.
Auf Grund genauer Kenntnis der diesbezüglichen Ansichten
englischer und französischer Fachmänner und mit Berufung auf
unsere eigene langjährige Erfahrung, raten wir jedoch dem An-
hänger des edlen Fahrsports, sich für den hier in Rede stehenden
Zweck etwas kleinerer Pferde zu bedienen. Solche sind nicht
nur weit gängiger und leistungsfähiger, sondern auch bedeutend
angenehmer zu fahren als die grossen Karrossiers, deren Lebens-
aufgabe hauptsächlich darin besteht, in langsamer, stolzer Gang-
art vor dem Gala- und Stadtwagen einherzuschreiten. Mit Recht
empfiehlt daher der Herzog von Beaufort in seiner „Badminton
Library“ mittelgrosse, kurzbeinige und gedrungene Pferde in der
Höhe von 1,63 m als die geeignetsten für den Coachdienst.

Die Frage, ob sämtliche Pferde des Viererzuges gleich gross
sein sollen oder ob es wünschenswert erscheine, dass die Vor-
derpferde etwas grösser als die Hinterpferde seien, wird in den
englischen und französischen Fachkreisen sehr verschiedenartig
beantwortet. Man kann es auch getrost dem Geschmack jedes
einzelnen überlassen, wie er es damit halten will, denn auf die
Annehmlichkeit oder Sicherheit des Fahrens übt der Unterschied
von einigen Centimetern in der Grösse der Vorder- und Hinter-
pferde keinen Einfluss aus. Dass wir es hübscher finden, wenn

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[47/0061] Vierspännige Luxus-Equipagen. Wert dieser Abbildungen liegt darin, dass sie keine Phantasie- bilder, sondern getreue Reproduktionen von nach dem Leben ausgeführten Photographien sind. Wie aus Fig. 21 zu ersehen ist, gehören auch die Pferde des dort dargestellten Drags nicht zur Kategorie der sog. Blutkrüppel, sondern könnte jedes einzelne derselben als Karrossier leichteren Schlages bezeichnet werden. Bei dem in Fig. 22 abgebildeten Zuge dagegen, ist die Masse vorherrschend und nur die Vorder- pferde zeigen etwas weniger schwere Formen (vergl. auch Fig. 23). Was nun das Grössenmass der Coachpferde anbelangt, so wird in Deutschland vielfach der irrigen Ansicht gehuldigt, dass dasselbe für die Stangenpferde nicht unter 1,68 m und für die Vorderpferde nicht unter 1,65 m Stockmass betragen dürfe. Auf Grund genauer Kenntnis der diesbezüglichen Ansichten englischer und französischer Fachmänner und mit Berufung auf unsere eigene langjährige Erfahrung, raten wir jedoch dem An- hänger des edlen Fahrsports, sich für den hier in Rede stehenden Zweck etwas kleinerer Pferde zu bedienen. Solche sind nicht nur weit gängiger und leistungsfähiger, sondern auch bedeutend angenehmer zu fahren als die grossen Karrossiers, deren Lebens- aufgabe hauptsächlich darin besteht, in langsamer, stolzer Gang- art vor dem Gala- und Stadtwagen einherzuschreiten. Mit Recht empfiehlt daher der Herzog von Beaufort in seiner „Badminton Library“ mittelgrosse, kurzbeinige und gedrungene Pferde in der Höhe von 1,63 m als die geeignetsten für den Coachdienst. Die Frage, ob sämtliche Pferde des Viererzuges gleich gross sein sollen oder ob es wünschenswert erscheine, dass die Vor- derpferde etwas grösser als die Hinterpferde seien, wird in den englischen und französischen Fachkreisen sehr verschiedenartig beantwortet. Man kann es auch getrost dem Geschmack jedes einzelnen überlassen, wie er es damit halten will, denn auf die Annehmlichkeit oder Sicherheit des Fahrens übt der Unterschied von einigen Centimetern in der Grösse der Vorder- und Hinter- pferde keinen Einfluss aus. Dass wir es hübscher finden, wenn

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Zitationshilfe: Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 47. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/61>, abgerufen am 20.04.2024.