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Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898.

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Das Tandem.
auch seine praktischen Vorteile. Wie schwerwiegend diese sind,
lässt sich am besten auf dem Lande ermessen, wenn die Wege
infolge anhaltenden und heftigen Schneewetters so schmal ge-
worden, dass zwei nebeneinander gespannte Pferde kaum Platz
auf denselben finden und hierdurch zum Deichseldrängen ver-
leitet werden. Ausserdem ermöglicht die Tandemanspannung
den Reitpferden in der zum Reiten wenig geeigneten Saison ge-
sunde Bewegung zu verschaffen. Die Schwierigkeit, dem Kutscher-
sitz eines Schlittens die zum Tandemfahren erforderliche Höhe zu
geben, wird daher manchem Sportsman Verdruss bereitet haben.
Mit einem Schlitten der in Fig. 93 abgebildeten amerikanischen
[Abbildung] Fig. 93.

Tandem-Schlitten.

Form kann dem nun vollständig abge-
holfen werden. Das Gestell dieses
Schlittens hat nämlich eine solche
Höhe, dass es einem geübten Fahrer
-- und nur ein solcher darf es wagen,
die Zügel eines Tandemzuges zu er-
greifen -- die Möglichkeit bietet,
Auge und Hand beim Lenken seines
Gespannes ohne nennenswerte Be-
schränkung zu gebrauchen.

Da das mit dem Tandemfahren im Schlitten verknüpfte
Risiko hierdurch auf ein sehr geringes Mass reduziert worden,
wollen wir auch erwähnen, dass das für die Zusammenstellung
der meisten Equipagen geltende Gebot vornehmer Einfachheit,
keine Anwendung auf den Schlittensport findet. Dieser soll im
Gegenteil die im winterlichen Kleide gehüllte Landschaft mit
lebhaften, farbenprächtigen Bildern bevölkern. Hierbei jedes
Übermass zu vermeiden, ist die Aufgabe des guten Geschmackes.
So darf z. B. am Schlitten nur das Gestell leuchtende Farben
erhalten; der Kasten wird stets dunkel lackiert werden müssen.
Als eine moderne Farbenzusammenstellung wäre zu nennen:
dunkelgrüner, mit lichtgrünen Linien beschnittener Kasten und
rotes Gestell; dazu Garnierung aus granatrotem Tuch für das

Das Tandem.
auch seine praktischen Vorteile. Wie schwerwiegend diese sind,
lässt sich am besten auf dem Lande ermessen, wenn die Wege
infolge anhaltenden und heftigen Schneewetters so schmal ge-
worden, dass zwei nebeneinander gespannte Pferde kaum Platz
auf denselben finden und hierdurch zum Deichseldrängen ver-
leitet werden. Ausserdem ermöglicht die Tandemanspannung
den Reitpferden in der zum Reiten wenig geeigneten Saison ge-
sunde Bewegung zu verschaffen. Die Schwierigkeit, dem Kutscher-
sitz eines Schlittens die zum Tandemfahren erforderliche Höhe zu
geben, wird daher manchem Sportsman Verdruss bereitet haben.
Mit einem Schlitten der in Fig. 93 abgebildeten amerikanischen
[Abbildung] Fig. 93.

Tandem-Schlitten.

Form kann dem nun vollständig abge-
holfen werden. Das Gestell dieses
Schlittens hat nämlich eine solche
Höhe, dass es einem geübten Fahrer
— und nur ein solcher darf es wagen,
die Zügel eines Tandemzuges zu er-
greifen — die Möglichkeit bietet,
Auge und Hand beim Lenken seines
Gespannes ohne nennenswerte Be-
schränkung zu gebrauchen.

Da das mit dem Tandemfahren im Schlitten verknüpfte
Risiko hierdurch auf ein sehr geringes Mass reduziert worden,
wollen wir auch erwähnen, dass das für die Zusammenstellung
der meisten Equipagen geltende Gebot vornehmer Einfachheit,
keine Anwendung auf den Schlittensport findet. Dieser soll im
Gegenteil die im winterlichen Kleide gehüllte Landschaft mit
lebhaften, farbenprächtigen Bildern bevölkern. Hierbei jedes
Übermass zu vermeiden, ist die Aufgabe des guten Geschmackes.
So darf z. B. am Schlitten nur das Gestell leuchtende Farben
erhalten; der Kasten wird stets dunkel lackiert werden müssen.
Als eine moderne Farbenzusammenstellung wäre zu nennen:
dunkelgrüner, mit lichtgrünen Linien beschnittener Kasten und
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[132/0146] Das Tandem. auch seine praktischen Vorteile. Wie schwerwiegend diese sind, lässt sich am besten auf dem Lande ermessen, wenn die Wege infolge anhaltenden und heftigen Schneewetters so schmal ge- worden, dass zwei nebeneinander gespannte Pferde kaum Platz auf denselben finden und hierdurch zum Deichseldrängen ver- leitet werden. Ausserdem ermöglicht die Tandemanspannung den Reitpferden in der zum Reiten wenig geeigneten Saison ge- sunde Bewegung zu verschaffen. Die Schwierigkeit, dem Kutscher- sitz eines Schlittens die zum Tandemfahren erforderliche Höhe zu geben, wird daher manchem Sportsman Verdruss bereitet haben. Mit einem Schlitten der in Fig. 93 abgebildeten amerikanischen [Abbildung Fig. 93. Tandem-Schlitten.] Form kann dem nun vollständig abge- holfen werden. Das Gestell dieses Schlittens hat nämlich eine solche Höhe, dass es einem geübten Fahrer — und nur ein solcher darf es wagen, die Zügel eines Tandemzuges zu er- greifen — die Möglichkeit bietet, Auge und Hand beim Lenken seines Gespannes ohne nennenswerte Be- schränkung zu gebrauchen. Da das mit dem Tandemfahren im Schlitten verknüpfte Risiko hierdurch auf ein sehr geringes Mass reduziert worden, wollen wir auch erwähnen, dass das für die Zusammenstellung der meisten Equipagen geltende Gebot vornehmer Einfachheit, keine Anwendung auf den Schlittensport findet. Dieser soll im Gegenteil die im winterlichen Kleide gehüllte Landschaft mit lebhaften, farbenprächtigen Bildern bevölkern. Hierbei jedes Übermass zu vermeiden, ist die Aufgabe des guten Geschmackes. So darf z. B. am Schlitten nur das Gestell leuchtende Farben erhalten; der Kasten wird stets dunkel lackiert werden müssen. Als eine moderne Farbenzusammenstellung wäre zu nennen: dunkelgrüner, mit lichtgrünen Linien beschnittener Kasten und rotes Gestell; dazu Garnierung aus granatrotem Tuch für das

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Zitationshilfe: Wrangel, Carl Gustav: Das Luxus-Fuhrwerk. Stuttgart, 1898, S. 132. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wrangel_luxusfuhrwerk_1898/146>, abgerufen am 28.03.2024.