Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

Bild:
<< vorherige Seite

AN
zeigen, als sie Strahlen haben; hat äusserlich eine gelb-braune Farbe,
gläntzet inwendig, und hat einen länglich- und gläntzenden Saamen, wie
Lein-Saamen in sich, ob er wol noch viermal grösser ist, hat einen gleichsam
aus Anis und Fenchel vermischten Geschmack und sehr guten Geruch, und
wird auch von andern der Sinesische Fenchel, und von D. Ursino Anisum
Canadense
genennet, kommt aus den Philippinischen und Siberischen Jnsu-
len, ist ein besonderes und nicht gar bekanntes Gewächs, und wird nur von
dem Geschmack also genennet, ist in allen weit kräfftiger als der vorige
Anis: die beste Krafft bestehet in den Zancken und äussern Schalen: die
Chineser bedienen sich dieser Früchre bey Gebrauch des Coffee, Thee und
Nachtisch, sich damit einen guten und wohlriechenden Athem zu machen.

Annularis, der vierdte Finger vom Daumen, Goldfinger, auch Stu-
diosus,
nach dem alten Vers, genannt:

Doctor, Mercator, Stultus, Studiosus, Amator.

Ano ist ein Griechisches Wörtlein, und bedeutet so viel als von oben,
z. E. ano purgiren, i e. brechen, speyen, vomiren. Diesem wird ein anders
entgegen gesetzt, kato, das heist von unten, wann man nur von unten pur-
gi
ret. Ano und cato purgiren, heist vomiren und purgiren zugleich.

Anodyna, Paregorica, Schmertz-stillende Mittel, welche wider
allen Schmertz innerlich und äusserlich gebrauchet werden: Sie werden
auch Hypnotica und Sedativa, schlaffen-machende und besänfftigende Mit-
tel genannt: von diesen sind die stärcksten und gar nicht sicheren die so ge-
nannten Narcotica und Stupefactiva oder tumm-machende, als Cicuta,
Hyosciamus, Mandragora
und Solanum: die gebräuchlichsten sind die
Opiata und Papaverina, die höchste Dosis ist folgende:

Opium cydoniatum gr. j.
Laudanum opiatum gr. ij.
hystericum gr. iij. jv. bis vj.
tinctura Opii cydoniat. gutt. viij. bis XV.
tinctura Croci gutt. XXX.
Laudan. hysteric. gutt. XX. bis XXX.
Essent. theriacal. anodyn. Mich. gutt. XXX.
urinaria anodyn. Mich. gutt. XXX.
Theriac. Andromach. ßj.
Coelestis gr. jv. v.
Mithridatium ßj.
Pulv. anodyn. Mich. gr. v.
Crocus

AN
zeigen, als ſie Strahlen haben; hat aͤuſſerlich eine gelb-braune Farbe,
glaͤntzet inwendig, und hat einen laͤnglich- und glaͤntzenden Saamen, wie
Lein-Saamen in ſich, ob er wol noch viermal groͤſſer iſt, hat einen gleichſam
aus Anis und Fenchel vermiſchten Geſchmack und ſehr guten Geruch, und
wird auch von andern der Sineſiſche Fenchel, und von D. Urſino Aniſum
Canadenſe
genennet, kommt aus den Philippiniſchen und Siberiſchen Jnſu-
len, iſt ein beſonderes und nicht gar bekanntes Gewaͤchs, und wird nur von
dem Geſchmack alſo genennet, iſt in allen weit kraͤfftiger als der vorige
Anis: die beſte Krafft beſtehet in den Zancken und aͤuſſern Schalen: die
Chineſer bedienen ſich dieſer Fruͤchre bey Gebrauch des Coffée, Thée und
Nachtiſch, ſich damit einen guten und wohlriechenden Athem zu machen.

Annularis, der vierdte Finger vom Daumen, Goldfinger, auch Stu-
dioſus,
nach dem alten Vers, genannt:

Doctor, Mercator, Stultus, Studioſus, Amator.

Ano iſt ein Griechiſches Woͤrtlein, und bedeutet ſo viel als von oben,
z. E. ano purgiren, i e. brechen, ſpeyen, vomiren. Dieſem wird ein anders
entgegen geſetzt, κάτω, das heiſt von unten, wann man nur von unten pur-
gi
ret. Ano und cato purgiren, heiſt vomiren und purgiren zugleich.

Anodyna, Paregorica, Schmertz-ſtillende Mittel, welche wider
allen Schmertz innerlich und aͤuſſerlich gebrauchet werden: Sie werden
auch Hypnotica und Sedativa, ſchlaffen-machende und beſaͤnfftigende Mit-
tel genannt: von dieſen ſind die ſtaͤrckſten und gar nicht ſicheren die ſo ge-
nannten Narcotica und Stupefactiva oder tumm-machende, als Cicuta,
Hyoſciamus, Mandragora
und Solanum: die gebraͤuchlichſten ſind die
Opiata und Papaverina, die hoͤchſte Doſis iſt folgende:

Opium cydoniatum gr. j.
Laudanum opiatum gr. ij.
hyſtericum gr. iij. jv. bis vj.
tinctura Opii cydoniat. gutt. viij. bis XV.
tinctura Croci gutt. XXX.
Laudan. hyſteric. gutt. XX. bis XXX.
Eſſent. theriacal. anodyn. Mich. gutt. XXX.
urinaria anodyn. Mich. gutt. XXX.
Theriac. Andromach. ʒj.
Cœleſtis gr. jv. v.
Mithridatium ʒj.
Pulv. anodyn. Mich. gr. v.
Crocus
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0066" n="54"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#aq"><hi rendition="#b"><hi rendition="#g">AN</hi></hi></hi></fw><lb/>
zeigen, als &#x017F;ie Strahlen haben; hat a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich eine gelb-braune Farbe,<lb/>
gla&#x0364;ntzet inwendig, und hat einen la&#x0364;nglich- und gla&#x0364;ntzenden Saamen, wie<lb/>
Lein-Saamen in &#x017F;ich, ob er wol noch viermal gro&#x0364;&#x017F;&#x017F;er i&#x017F;t, hat einen gleich&#x017F;am<lb/>
aus Anis und Fenchel vermi&#x017F;chten Ge&#x017F;chmack und &#x017F;ehr guten Geruch, und<lb/>
wird auch von andern der Sine&#x017F;i&#x017F;che Fenchel, und von <hi rendition="#aq">D. Ur&#x017F;ino Ani&#x017F;um<lb/>
Canaden&#x017F;e</hi> genennet, kommt aus den <hi rendition="#aq">Philippini</hi>&#x017F;chen und <hi rendition="#aq">Siberi</hi>&#x017F;chen Jn&#x017F;u-<lb/>
len, i&#x017F;t ein be&#x017F;onderes und nicht gar bekanntes Gewa&#x0364;chs, und wird nur von<lb/>
dem Ge&#x017F;chmack al&#x017F;o genennet, i&#x017F;t in allen weit kra&#x0364;fftiger als der vorige<lb/>
Anis: die be&#x017F;te Krafft be&#x017F;tehet in den Zancken und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;ern Schalen: die<lb/>
Chine&#x017F;er bedienen &#x017F;ich die&#x017F;er Fru&#x0364;chre bey Gebrauch des <hi rendition="#aq">Coffée, Thée</hi> und<lb/>
Nachti&#x017F;ch, &#x017F;ich damit einen guten und wohlriechenden Athem zu machen.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Annularis,</hi> der vierdte Finger vom Daumen, Goldfinger, auch <hi rendition="#aq">Stu-<lb/>
dio&#x017F;us,</hi> nach dem alten Vers, genannt:</p><lb/>
          <p> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#aq">Doctor, Mercator, Stultus, Studio&#x017F;us, Amator.</hi> </hi> </p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Ano</hi> i&#x017F;t ein Griechi&#x017F;ches Wo&#x0364;rtlein, und bedeutet &#x017F;o viel als von oben,<lb/>
z. E. <hi rendition="#aq">ano purgi</hi>ren, <hi rendition="#aq">i e.</hi> brechen, &#x017F;peyen, <hi rendition="#aq">vomi</hi>ren. Die&#x017F;em wird ein anders<lb/>
entgegen ge&#x017F;etzt, &#x03BA;&#x03AC;&#x03C4;&#x03C9;, das hei&#x017F;t von unten, wann man nur von unten <hi rendition="#aq">pur-<lb/>
gi</hi>ret. <hi rendition="#aq">Ano</hi> und <hi rendition="#aq">cato purgi</hi>ren, hei&#x017F;t <hi rendition="#aq">vomi</hi>ren und <hi rendition="#aq">purgi</hi>ren zugleich.</p><lb/>
          <p><hi rendition="#aq">Anodyna, Paregorica,</hi><hi rendition="#fr">Schmertz-&#x017F;tillende Mittel,</hi> welche wider<lb/>
allen Schmertz innerlich und a&#x0364;u&#x017F;&#x017F;erlich gebrauchet werden: Sie werden<lb/>
auch <hi rendition="#aq">Hypnotica</hi> und <hi rendition="#aq">Sedativa,</hi> &#x017F;chlaffen-machende und be&#x017F;a&#x0364;nfftigende Mit-<lb/>
tel genannt: von die&#x017F;en &#x017F;ind die &#x017F;ta&#x0364;rck&#x017F;ten und gar nicht &#x017F;icheren die &#x017F;o ge-<lb/>
nannten <hi rendition="#aq">Narcotica</hi> und <hi rendition="#aq">Stupefactiva</hi> oder tumm-machende, als <hi rendition="#aq">Cicuta,<lb/>
Hyo&#x017F;ciamus, Mandragora</hi> und <hi rendition="#aq">Solanum:</hi> die gebra&#x0364;uchlich&#x017F;ten &#x017F;ind die<lb/><hi rendition="#aq">Opiata</hi> und <hi rendition="#aq">Papaverina,</hi> die ho&#x0364;ch&#x017F;te <hi rendition="#aq">Do&#x017F;is</hi> i&#x017F;t folgende:</p><lb/>
          <list>
            <item> <hi rendition="#aq">Opium cydoniatum gr. j.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Laudanum opiatum gr. ij.</hi> </item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">hy&#x017F;tericum gr. iij. jv.</hi> bis <hi rendition="#aq">vj.</hi></item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">tinctura Opii cydoniat. gutt. viij.</hi> bis <hi rendition="#aq">XV.</hi></item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">tinctura Croci gutt. XXX.</hi> </item><lb/>
            <item><hi rendition="#aq">Laudan. hy&#x017F;teric. gutt. XX.</hi> bis <hi rendition="#aq">XXX.</hi></item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">E&#x017F;&#x017F;ent. theriacal. anodyn. Mich. gutt. XXX.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">urinaria anodyn. Mich. gutt. XXX.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Theriac. Andromach. &#x0292;j.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">C&#x0153;le&#x017F;tis gr. jv. v.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Mithridatium &#x0292;j.</hi> </item><lb/>
            <item> <hi rendition="#aq">Pulv. anodyn. Mich. gr. v.</hi> </item>
          </list><lb/>
          <fw place="bottom" type="catch"> <hi rendition="#aq">Crocus</hi> </fw><lb/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[54/0066] AN zeigen, als ſie Strahlen haben; hat aͤuſſerlich eine gelb-braune Farbe, glaͤntzet inwendig, und hat einen laͤnglich- und glaͤntzenden Saamen, wie Lein-Saamen in ſich, ob er wol noch viermal groͤſſer iſt, hat einen gleichſam aus Anis und Fenchel vermiſchten Geſchmack und ſehr guten Geruch, und wird auch von andern der Sineſiſche Fenchel, und von D. Urſino Aniſum Canadenſe genennet, kommt aus den Philippiniſchen und Siberiſchen Jnſu- len, iſt ein beſonderes und nicht gar bekanntes Gewaͤchs, und wird nur von dem Geſchmack alſo genennet, iſt in allen weit kraͤfftiger als der vorige Anis: die beſte Krafft beſtehet in den Zancken und aͤuſſern Schalen: die Chineſer bedienen ſich dieſer Fruͤchre bey Gebrauch des Coffée, Thée und Nachtiſch, ſich damit einen guten und wohlriechenden Athem zu machen. Annularis, der vierdte Finger vom Daumen, Goldfinger, auch Stu- dioſus, nach dem alten Vers, genannt: Doctor, Mercator, Stultus, Studioſus, Amator. Ano iſt ein Griechiſches Woͤrtlein, und bedeutet ſo viel als von oben, z. E. ano purgiren, i e. brechen, ſpeyen, vomiren. Dieſem wird ein anders entgegen geſetzt, κάτω, das heiſt von unten, wann man nur von unten pur- giret. Ano und cato purgiren, heiſt vomiren und purgiren zugleich. Anodyna, Paregorica, Schmertz-ſtillende Mittel, welche wider allen Schmertz innerlich und aͤuſſerlich gebrauchet werden: Sie werden auch Hypnotica und Sedativa, ſchlaffen-machende und beſaͤnfftigende Mit- tel genannt: von dieſen ſind die ſtaͤrckſten und gar nicht ſicheren die ſo ge- nannten Narcotica und Stupefactiva oder tumm-machende, als Cicuta, Hyoſciamus, Mandragora und Solanum: die gebraͤuchlichſten ſind die Opiata und Papaverina, die hoͤchſte Doſis iſt folgende: Opium cydoniatum gr. j. Laudanum opiatum gr. ij. hyſtericum gr. iij. jv. bis vj. tinctura Opii cydoniat. gutt. viij. bis XV. tinctura Croci gutt. XXX. Laudan. hyſteric. gutt. XX. bis XXX. Eſſent. theriacal. anodyn. Mich. gutt. XXX. urinaria anodyn. Mich. gutt. XXX. Theriac. Andromach. ʒj. Cœleſtis gr. jv. v. Mithridatium ʒj. Pulv. anodyn. Mich. gr. v. Crocus

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/66
Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 54. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/66>, abgerufen am 28.03.2024.