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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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Zeichen dieses Affects ist die totale und vollkommene Blindheit ohn ein-
zigen Mackel der Augen, so, daß der Aug-Apffel rein und gut scheinet:
sehr selten ist hier eine vollkommene Cur zu hoffen, wenn die Humores
vertrocknet, oder die Spiritus in Schuld sind.

Ambra, Ambra grysea vera, grauer Amber, ist ein weiß-graues
offt gesprenckeltes, und mit schwartzen Adern durchlauffenes leichtes
Hartz, eines überaus wohlriechenden Geruchs, wird meistens aus Ost-Jn-
dien gebracht, allwo es in Klumpen, von unterschiedener Grösse, auf dem
Meer treibend gefunden wird, ist sehr und viel theurer als das Gold: die
schwartze pechichte Materia aber, womit er insgemein auf der See umge-
ben ist, kan für die schwartze Amber passiren. Was aber eigentlich Am-
ber sey, sind die Autores unterschiedlicher Meynung, die meisten aber halten
dafür, daß, weil der Amber, wie andere Hartze, sich nur in Spiritu Vini auf-
lösen lässet, solcher für ein Bitumen oder Erb-Pech zu halten sey, so aus ge-
wissen Naphtha-Brunnen aus der Erden in das Meer geronnen, und allda
von dem Wasser coaguliret worden. Man hat zwey Sorten davon, nem-
lich die gantz weisse und die graue; weil aber die gantz weisse entweder gar
nicht zu bekommen, oder noch unreiff ist, so brauchet man nur die graue, wel-
che nebst der schwartzen fast allein bey den Materialisten gefunden wird:
müssen also gehalten werden, daß keine Lufft darzu komme. Der beste
graue Amber muß in feinen Stücken, inwendig voller gelben und schwar-
tzen Tüpflein, nicht weich, sondern hart, doch leicht und wohlriechend seyn.
Die Probe des guten ist, daß er, wenn er mit einem heissen Pfriem gesto-
chen wird, ein Oel von sich giebet, und der Geruch zugleich gut ist; hierzu
kommet noch, daß der rechte Ambra nicht so leicht im Wasser erweiche, auch
nicht so bald weich werde, wenn man ihn zwischen den Fingern tractiret, da
hergegen der falsche wie Wachs erweichet. Er erwärmet, stärcket, erfri-
schet die Lebens-Geister, erhält ein gesund und langes Leben, dienet wider
viel Haupt-Kranckheiten: am meisten wird die Essenz verschrieben.

Ambra nigra, schwartzer Amber: Ob dieser von Natur also
wachse, oder ob er künstlicher Weise aus Bisam, Zibeth, Storax, Lada-
no &c.
gemacht werde, davon sind weder die Gelehrten, noch Materia-
list
en annoch einig. Schurtzius spricht, es sey ein Compositum; die Par-
fumi
rer brauchen ihn zu allerhand Galanterien.

Ambra Moschata, moschadirter Amber, Ambr. grys. opt.
ßj. Mosch. Orient. gr. XV.
vom besten Canarien-Zucker ßiij. reib und
misch es unter einander in einem gläsern Mörsel mit olei Citri, Rosar. O

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Zeichen dieſes Affects iſt die totale und vollkommene Blindheit ohn ein-
zigen Mackel der Augen, ſo, daß der Aug-Apffel rein und gut ſcheinet:
ſehr ſelten iſt hier eine vollkommene Cur zu hoffen, wenn die Humores
vertrocknet, oder die Spiritus in Schuld ſind.

Ambra, Ambra gryſea vera, grauer Amber, iſt ein weiß-graues
offt geſprenckeltes, und mit ſchwartzen Adern durchlauffenes leichtes
Hartz, eines uͤberaus wohlriechenden Geruchs, wird meiſtens aus Oſt-Jn-
dien gebracht, allwo es in Klumpen, von unterſchiedener Groͤſſe, auf dem
Meer treibend gefunden wird, iſt ſehr und viel theurer als das Gold: die
ſchwartze pechichte Materia aber, womit er insgemein auf der See umge-
ben iſt, kan fuͤr die ſchwartze Amber paſſiren. Was aber eigentlich Am-
ber ſey, ſind die Autores unterſchiedlicher Meynung, die meiſten aber halten
dafuͤr, daß, weil der Amber, wie andere Hartze, ſich nur in Spiritu Vini auf-
loͤſen laͤſſet, ſolcher fuͤr ein Bitumen oder Erb-Pech zu halten ſey, ſo aus ge-
wiſſen Naphtha-Brunnen aus der Erden in das Meer geronnen, und allda
von dem Waſſer coaguliret worden. Man hat zwey Sorten davon, nem-
lich die gantz weiſſe und die graue; weil aber die gantz weiſſe entweder gar
nicht zu bekommen, oder noch unreiff iſt, ſo brauchet man nur die graue, wel-
che nebſt der ſchwartzen faſt allein bey den Materialiſten gefunden wird:
muͤſſen alſo gehalten werden, daß keine Lufft darzu komme. Der beſte
graue Amber muß in feinen Stuͤcken, inwendig voller gelben und ſchwar-
tzen Tuͤpflein, nicht weich, ſondern hart, doch leicht und wohlriechend ſeyn.
Die Probe des guten iſt, daß er, wenn er mit einem heiſſen Pfriem geſto-
chen wird, ein Oel von ſich giebet, und der Geruch zugleich gut iſt; hierzu
kommet noch, daß der rechte Ambra nicht ſo leicht im Waſſer erweiche, auch
nicht ſo bald weich werde, wenn man ihn zwiſchen den Fingern tractiret, da
hergegen der falſche wie Wachs erweichet. Er erwaͤrmet, ſtaͤrcket, erfri-
ſchet die Lebens-Geiſter, erhaͤlt ein geſund und langes Leben, dienet wider
viel Haupt-Kranckheiten: am meiſten wird die Eſſenz verſchrieben.

Ambra nigra, ſchwartzer Amber: Ob dieſer von Natur alſo
wachſe, oder ob er kuͤnſtlicher Weiſe aus Biſam, Zibeth, Storax, Lada-
no &c.
gemacht werde, davon ſind weder die Gelehrten, noch Materia-
liſt
en annoch einig. Schurtzius ſpricht, es ſey ein Compoſitum; die Par-
fumi
rer brauchen ihn zu allerhand Galanterien.

Ambra Moſchata, moſchadirter Amber, ℞ Ambr. gryſ. opt.
ʒj. Moſch. Orient. gr. XV.
vom beſten Canarien-Zucker ʒiij. reib und
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[36/0048] AM Zeichen dieſes Affects iſt die totale und vollkommene Blindheit ohn ein- zigen Mackel der Augen, ſo, daß der Aug-Apffel rein und gut ſcheinet: ſehr ſelten iſt hier eine vollkommene Cur zu hoffen, wenn die Humores vertrocknet, oder die Spiritus in Schuld ſind. Ambra, Ambra gryſea vera, grauer Amber, iſt ein weiß-graues offt geſprenckeltes, und mit ſchwartzen Adern durchlauffenes leichtes Hartz, eines uͤberaus wohlriechenden Geruchs, wird meiſtens aus Oſt-Jn- dien gebracht, allwo es in Klumpen, von unterſchiedener Groͤſſe, auf dem Meer treibend gefunden wird, iſt ſehr und viel theurer als das Gold: die ſchwartze pechichte Materia aber, womit er insgemein auf der See umge- ben iſt, kan fuͤr die ſchwartze Amber paſſiren. Was aber eigentlich Am- ber ſey, ſind die Autores unterſchiedlicher Meynung, die meiſten aber halten dafuͤr, daß, weil der Amber, wie andere Hartze, ſich nur in Spiritu Vini auf- loͤſen laͤſſet, ſolcher fuͤr ein Bitumen oder Erb-Pech zu halten ſey, ſo aus ge- wiſſen Naphtha-Brunnen aus der Erden in das Meer geronnen, und allda von dem Waſſer coaguliret worden. Man hat zwey Sorten davon, nem- lich die gantz weiſſe und die graue; weil aber die gantz weiſſe entweder gar nicht zu bekommen, oder noch unreiff iſt, ſo brauchet man nur die graue, wel- che nebſt der ſchwartzen faſt allein bey den Materialiſten gefunden wird: muͤſſen alſo gehalten werden, daß keine Lufft darzu komme. Der beſte graue Amber muß in feinen Stuͤcken, inwendig voller gelben und ſchwar- tzen Tuͤpflein, nicht weich, ſondern hart, doch leicht und wohlriechend ſeyn. Die Probe des guten iſt, daß er, wenn er mit einem heiſſen Pfriem geſto- chen wird, ein Oel von ſich giebet, und der Geruch zugleich gut iſt; hierzu kommet noch, daß der rechte Ambra nicht ſo leicht im Waſſer erweiche, auch nicht ſo bald weich werde, wenn man ihn zwiſchen den Fingern tractiret, da hergegen der falſche wie Wachs erweichet. Er erwaͤrmet, ſtaͤrcket, erfri- ſchet die Lebens-Geiſter, erhaͤlt ein geſund und langes Leben, dienet wider viel Haupt-Kranckheiten: am meiſten wird die Eſſenz verſchrieben. Ambra nigra, ſchwartzer Amber: Ob dieſer von Natur alſo wachſe, oder ob er kuͤnſtlicher Weiſe aus Biſam, Zibeth, Storax, Lada- no &c. gemacht werde, davon ſind weder die Gelehrten, noch Materia- liſten annoch einig. Schurtzius ſpricht, es ſey ein Compoſitum; die Par- fumirer brauchen ihn zu allerhand Galanterien. Ambra Moſchata, moſchadirter Amber, ℞ Ambr. gryſ. opt. ʒj. Moſch. Orient. gr. XV. vom beſten Canarien-Zucker ʒiij. reib und miſch es unter einander in einem glaͤſern Moͤrſel mit olei Citri, Roſar. Ω ana

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/48>, abgerufen am 29.03.2024.