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Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737.

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phora, Consolida media, succus Solani, gewaschene Tutia mit oleo Cheiri
oder Rosar. vermischt, gelobet, item ein Cataplasma aus Schnecken und
lebendigen Krebsen, Theriaca und Opio. Es ist zu rathen, daß man sich
aller scharffen resolvirenden Mittel, derer die Practici hin und wieder ge-
dencken entschlage, damit man nicht aus dem verborgenen einen exulce-
ri
rten Krebs mache; dahero kan man allezeit des Hippocratis Spruchs
Lib. VI. aphorism. 38. eingedenck seyn, da er saget: Es ist besser, daß man
verborgene Krebse nicht curire, denn die daran curirten sterben gar bald,
die nicht curirten bringen ihr Leben ohne grosse Beschwerde noch lange zu.
Was nun den exulcerirten und fressenden Krebs betrifft, so wird sol-
cher ein garstig Geschwür mit dicken geschwollenen und harten Leffzen, wel-
ches dünn, schwartz, zuweilen auch blutiges Eyter hat, stincket gantz aasicht,
mit einem unerträglichen Schmertz, wenn nemlich der anfangende Krebs
übel oder hart tractiret worden. Ob gleich diese Kranckheit sehr hefftig
ist, so ist doch der fressende weit ärger, angesehen diese Malignität so groß
ist, daß sie nicht nur als ein hungriger Wolff das umstehende gesunde
Fleisch abnimmt und verzehret, sondern auch das Hüner- und andere zur
Cur angesetzte Fleisch verzehret, und gleichsam auffrist, wird deßwegen
auch Lupus, oder Wolff genennet. Die Ursache dieser beyden Geschwüre
ist eine im höchsten Grad ätzende Schärffe der Säffte; im exulcerirten
Krebs stecken sie in dicken und zähen, im fressenden aber in mehr fliessen-
den Schlamm. Zur Cur dienen, ausser schon angeführten Mitteln, die
Saturnina bald allein, bald mit succo 69. fluviatil. Solani und Opio,
(wenn der Schmertz sehr hefftig) vermischet. Overkamp erhebet folgende
Mixtur als ein recht sonderlich Mittel:

Calcis viv. vj.
Mercur. sublimat. ß.
Elixir vitae oder
Spirit. vini simp.
Olei Sassafras an ßij.
Quajac. ßiß.
Plumbi liquefact. gr. v.

thue ein wenig Mercurii vivi und Vitae darzu, applicire es warm, und zwar
öffters des Tages. Das Arsenicum fixum wird vom Helmont sehr re-
commandi
ret; andere loben jung frisch Hüner-Tauben-Hunde-Katzen-
Fleisch appliciret, denn solch Fleisch sauget als ein Schwamm die Schärf-
fe in sich, und lindert also zugleich den Schmertzen. Will sich aber die

Kranck-
U

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phora, Conſolida media, ſuccus Solani, gewaſchene Tutia mit oleo Cheiri
oder Roſar. vermiſcht, gelobet, item ein Cataplaſma aus Schnecken und
lebendigen Krebſen, Theriaca und Opio. Es iſt zu rathen, daß man ſich
aller ſcharffen reſolvirenden Mittel, derer die Practici hin und wieder ge-
dencken entſchlage, damit man nicht aus dem verborgenen einen exulce-
ri
rten Krebs mache; dahero kan man allezeit des Hippocratis Spruchs
Lib. VI. aphoriſm. 38. eingedenck ſeyn, da er ſaget: Es iſt beſſer, daß man
verborgene Krebſe nicht curire, denn die daran curirten ſterben gar bald,
die nicht curirten bringen ihr Leben ohne groſſe Beſchwerde noch lange zu.
Was nun den exulcerirten und freſſenden Krebs betrifft, ſo wird ſol-
cher ein garſtig Geſchwuͤr mit dicken geſchwollenen und harten Leffzen, wel-
ches duͤnn, ſchwartz, zuweilen auch blutiges Eyter hat, ſtincket gantz aaſicht,
mit einem unertraͤglichen Schmertz, wenn nemlich der anfangende Krebs
uͤbel oder hart tractiret worden. Ob gleich dieſe Kranckheit ſehr hefftig
iſt, ſo iſt doch der freſſende weit aͤrger, angeſehen dieſe Malignitaͤt ſo groß
iſt, daß ſie nicht nur als ein hungriger Wolff das umſtehende geſunde
Fleiſch abnimmt und verzehret, ſondern auch das Huͤner- und andere zur
Cur angeſetzte Fleiſch verzehret, und gleichſam auffriſt, wird deßwegen
auch Lupus, oder Wolff genennet. Die Urſache dieſer beyden Geſchwuͤre
iſt eine im hoͤchſten Grad aͤtzende Schaͤrffe der Saͤffte; im exulcerirten
Krebs ſtecken ſie in dicken und zaͤhen, im freſſenden aber in mehr flieſſen-
den Schlamm. Zur Cur dienen, auſſer ſchon angefuͤhrten Mitteln, die
Saturnina bald allein, bald mit ſucco 69. fluviatil. Solani und Opio,
(wenn der Schmertz ſehr hefftig) vermiſchet. Overkamp erhebet folgende
Mixtur als ein recht ſonderlich Mittel:

℞ 🜄 Calcis viv. ℥vj.
Mercur. ſublimat. ℈ß.
Elixir vitæ oder
Spirit. vini ſimp.
Olei Saſſafras ā ʒij.
Quajac. ʒiß.
Plumbi liquefact. gr. v.

thue ein wenig Mercurii vivi und Vitæ darzu, applicire es warm, und zwar
oͤffters des Tages. Das Arſenicum fixum wird vom Helmont ſehr re-
commandi
ret; andere loben jung friſch Huͤner-Tauben-Hunde-Katzen-
Fleiſch appliciret, denn ſolch Fleiſch ſauget als ein Schwamm die Schaͤrf-
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[153/0165] CA phora, Conſolida media, ſuccus Solani, gewaſchene Tutia mit oleo Cheiri oder Roſar. vermiſcht, gelobet, item ein Cataplaſma aus Schnecken und lebendigen Krebſen, Theriaca und Opio. Es iſt zu rathen, daß man ſich aller ſcharffen reſolvirenden Mittel, derer die Practici hin und wieder ge- dencken entſchlage, damit man nicht aus dem verborgenen einen exulce- rirten Krebs mache; dahero kan man allezeit des Hippocratis Spruchs Lib. VI. aphoriſm. 38. eingedenck ſeyn, da er ſaget: Es iſt beſſer, daß man verborgene Krebſe nicht curire, denn die daran curirten ſterben gar bald, die nicht curirten bringen ihr Leben ohne groſſe Beſchwerde noch lange zu. Was nun den exulcerirten und freſſenden Krebs betrifft, ſo wird ſol- cher ein garſtig Geſchwuͤr mit dicken geſchwollenen und harten Leffzen, wel- ches duͤnn, ſchwartz, zuweilen auch blutiges Eyter hat, ſtincket gantz aaſicht, mit einem unertraͤglichen Schmertz, wenn nemlich der anfangende Krebs uͤbel oder hart tractiret worden. Ob gleich dieſe Kranckheit ſehr hefftig iſt, ſo iſt doch der freſſende weit aͤrger, angeſehen dieſe Malignitaͤt ſo groß iſt, daß ſie nicht nur als ein hungriger Wolff das umſtehende geſunde Fleiſch abnimmt und verzehret, ſondern auch das Huͤner- und andere zur Cur angeſetzte Fleiſch verzehret, und gleichſam auffriſt, wird deßwegen auch Lupus, oder Wolff genennet. Die Urſache dieſer beyden Geſchwuͤre iſt eine im hoͤchſten Grad aͤtzende Schaͤrffe der Saͤffte; im exulcerirten Krebs ſtecken ſie in dicken und zaͤhen, im freſſenden aber in mehr flieſſen- den Schlamm. Zur Cur dienen, auſſer ſchon angefuͤhrten Mitteln, die Saturnina bald allein, bald mit ſucco 69. fluviatil. Solani und Opio, (wenn der Schmertz ſehr hefftig) vermiſchet. Overkamp erhebet folgende Mixtur als ein recht ſonderlich Mittel: ℞ 🜄 Calcis viv. ℥vj. Mercur. ſublimat. ℈ß. Elixir vitæ oder Spirit. vini ſimp. Olei Saſſafras ā ʒij. Quajac. ʒiß. Plumbi liquefact. gr. v. thue ein wenig Mercurii vivi und Vitæ darzu, applicire es warm, und zwar oͤffters des Tages. Das Arſenicum fixum wird vom Helmont ſehr re- commandiret; andere loben jung friſch Huͤner-Tauben-Hunde-Katzen- Fleiſch appliciret, denn ſolch Fleiſch ſauget als ein Schwamm die Schaͤrf- fe in ſich, und lindert alſo zugleich den Schmertzen. Will ſich aber die Kranck- U

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Zitationshilfe: Woyt, Johann Jacob: Gazophylacium Medico-Physicum, Oder Schatz-Kammer Medicinisch- und Natürlicher Dinge. 9. Aufl. Leipzig, 1737, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woyt_gazophylacium_1737/165>, abgerufen am 29.03.2024.