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Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754.

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getrennet werden, wenn anders nicht
die Sitten, welche die gemeine Mey-
nung gut heisset, den betriegerischen
Schein derselben annehmen sollen. Es
bestehet aber die Gerechtigkeit in ei-
nem beständigen und unwandelbaren
Willen einem jeden sein Recht wieder-
fahren zu lassen, und folglich niemand
zu beleidigen, oder ein Unrecht zu-
zufügen. Was unter dem Recht ver-
standen werde, kann man nicht völlig
einsehen, wenn man nicht zugleich er-
kennet, was gut, billig und richtig
sey. Demnach thut ein Gerechter
nichts ohne eine Empfindung von sei-

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getrennet werden, wenn anders nicht
die Sitten, welche die gemeine Mey-
nung gut heiſſet, den betriegeriſchen
Schein derſelben annehmen ſollen. Es
beſtehet aber die Gerechtigkeit in ei-
nem beſtaͤndigen und unwandelbaren
Willen einem jeden ſein Recht wieder-
fahren zu laſſen, und folglich niemand
zu beleidigen, oder ein Unrecht zu-
zufuͤgen. Was unter dem Recht ver-
ſtanden werde, kann man nicht voͤllig
einſehen, wenn man nicht zugleich er-
kennet, was gut, billig und richtig
ſey. Demnach thut ein Gerechter
nichts ohne eine Empfindung von ſei-

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[0009] getrennet werden, wenn anders nicht die Sitten, welche die gemeine Mey- nung gut heiſſet, den betriegeriſchen Schein derſelben annehmen ſollen. Es beſtehet aber die Gerechtigkeit in ei- nem beſtaͤndigen und unwandelbaren Willen einem jeden ſein Recht wieder- fahren zu laſſen, und folglich niemand zu beleidigen, oder ein Unrecht zu- zufuͤgen. Was unter dem Recht ver- ſtanden werde, kann man nicht voͤllig einſehen, wenn man nicht zugleich er- kennet, was gut, billig und richtig ſey. Demnach thut ein Gerechter nichts ohne eine Empfindung von ſei- ner )( 3

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Grundsätze des Natur- und Völckerrechts. Halle (Saale), 1754, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_voelckerrecht_1754/9>, abgerufen am 19.04.2024.