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Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723.

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Cap. I. Von dem Wesen
ich auf andere Gründe bedacht, die in diesem
Stücke vorhanden sind. Es haben viele
untersucht, wie subtile sich das Gold theilen
lässet. Robert Boyle (a) führet an, daß
ein einiger Gran Gold, wenn man ihn in
Blättlein breit schläget, 50 Quadrat-Zolle
erfülle. Derowegen wenn man die
Seite eines jeden Zolles in 200 Thei-
le eintheilet, so bekommet ein jeder Zoll
40000 Theile, deren ein jeder ein Quadrat
ist, welches zu seiner Seite eines Zolles
hat (§. 147 Geom.), das ist einer Linie.
Ob nun zwar der zwantzigste Theil einer
Linie nicht groß ist, so kan man ihn doch
noch gar wohl mit blossen Augen unter-
scheiden und durch das Vergrösserungs-
Glaß zeiget er noch gar viele Theile, daraus
er bestehet. Nun hält aber das Goldblätt-
lein, welches aus einem einigen Grane
geschlagen wird, 50 solcher Quadrat-Zolle,
davon sich einer in 40000 Theile zertheilen
lässet, die man noch alle mit blossen Augen
unterscheiden kan. Und demnach hält das
gantze Goldblättlein 2000000 kleine Qua-
dratlein in sich, folgends ist klar, daß ein ei-
niger Gran Gold sich in zwey Millionen
Theile zertheilen lässet, davon einer noch
mit blossen Augen zuerkennen ist. Nun ist
ein Gran Gold überaus was kleines, massen
ein Gran vor sich ein sehr kleines Gewichte

(§. 2
(a) in Exerc. de mira subtilitate effluviorum c. 2.
p. m.
4.

Cap. I. Von dem Weſen
ich auf andere Gruͤnde bedacht, die in dieſem
Stuͤcke vorhanden ſind. Es haben viele
unterſucht, wie ſubtile ſich das Gold theilen
laͤſſet. Robert Boyle (a) fuͤhret an, daß
ein einiger Gran Gold, wenn man ihn in
Blaͤttlein breit ſchlaͤget, 50 Quadrat-Zolle
erfuͤlle. Derowegen wenn man die
Seite eines jeden Zolles in 200 Thei-
le eintheilet, ſo bekommet ein jeder Zoll
40000 Theile, deren ein jeder ein Quadrat
iſt, welches zu ſeiner Seite eines Zolles
hat (§. 147 Geom.), das iſt einer Linie.
Ob nun zwar der zwantzigſte Theil einer
Linie nicht groß iſt, ſo kan man ihn doch
noch gar wohl mit bloſſen Augen unter-
ſcheiden und durch das Vergroͤſſerungs-
Glaß zeiget er noch gar viele Theile, daraus
er beſtehet. Nun haͤlt aber das Goldblaͤtt-
lein, welches aus einem einigen Grane
geſchlagen wird, 50 ſolcher Quadrat-Zolle,
davon ſich einer in 40000 Theile zertheilen
laͤſſet, die man noch alle mit bloſſen Augen
unterſcheiden kan. Und demnach haͤlt das
gantze Goldblaͤttlein 2000000 kleine Qua-
dratlein in ſich, folgends iſt klar, daß ein ei-
niger Gran Gold ſich in zwey Millionen
Theile zertheilen laͤſſet, davon einer noch
mit bloſſen Augen zuerkennen iſt. Nun iſt
ein Gran Gold uͤberaus was kleines, maſſen
ein Gran vor ſich ein ſehr kleines Gewichte

(§. 2
(a) in Exerc. de mira ſubtilitate effluviorum c. 2.
p. m.
4.
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[4/0040] Cap. I. Von dem Weſen ich auf andere Gruͤnde bedacht, die in dieſem Stuͤcke vorhanden ſind. Es haben viele unterſucht, wie ſubtile ſich das Gold theilen laͤſſet. Robert Boyle (a) fuͤhret an, daß ein einiger Gran Gold, wenn man ihn in Blaͤttlein breit ſchlaͤget, 50 Quadrat-Zolle erfuͤlle. Derowegen wenn man die Seite eines jeden Zolles in 200 Thei- le eintheilet, ſo bekommet ein jeder Zoll 40000 Theile, deren ein jeder ein Quadrat iſt, welches zu ſeiner Seite [FORMEL] eines Zolles hat (§. 147 Geom.), das iſt [FORMEL] einer Linie. Ob nun zwar der zwantzigſte Theil einer Linie nicht groß iſt, ſo kan man ihn doch noch gar wohl mit bloſſen Augen unter- ſcheiden und durch das Vergroͤſſerungs- Glaß zeiget er noch gar viele Theile, daraus er beſtehet. Nun haͤlt aber das Goldblaͤtt- lein, welches aus einem einigen Grane geſchlagen wird, 50 ſolcher Quadrat-Zolle, davon ſich einer in 40000 Theile zertheilen laͤſſet, die man noch alle mit bloſſen Augen unterſcheiden kan. Und demnach haͤlt das gantze Goldblaͤttlein 2000000 kleine Qua- dratlein in ſich, folgends iſt klar, daß ein ei- niger Gran Gold ſich in zwey Millionen Theile zertheilen laͤſſet, davon einer noch mit bloſſen Augen zuerkennen iſt. Nun iſt ein Gran Gold uͤberaus was kleines, maſſen ein Gran vor ſich ein ſehr kleines Gewichte (§. 2 (a) in Exerc. de mira ſubtilitate effluviorum c. 2. p. m. 4.

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken Von den Würckungen der Natur. Halle (Saale), 1723, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_naturwuerckungen_1723/40>, abgerufen am 29.03.2024.