Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721.

Bild:
<< vorherige Seite

der Menschen überhaupt.
Mittglieder genennet. Wenn nun die
Mittglieder eintzele Personen sind, so nen-
net man es eine einfache Gesellschaft:
sind es aber einfache oder weniger zusam-
mengesetzte Gesellschaften, eine zusammen-
gesetzte Gesellschaft.
Weil man die
einfachen Gesellschafften als eintzele Perso-
nen ansehen kan (§. 6.); so kan man auch
die zusammengesetzten als einfache anse-
hen.

Das 2. Capitel,
Von dem Ehestande.
§. 16.

UUnter die einfachen Gesellschaften gehö-Was der
Ehestand
ist.

ret demnach der Ehestand, welche
Mann und Weib mit einander aufrich-
ten, umb Kinder zu erzeugen und zu erziehen.
Der Mann wird in Ansehung dieser Ge-
sellschaft der Eheherr; das Weib aber
die Ehefrau genennet.

§. 17.

Weil die Kinder durch den Bey-Daß die
Erzeu-
gung der
Kinder
dem Gese-
tze der
Natur
gemäß.

schlaff erzeuget werden, die Natur aber da-
mit eine empfindliche Lust verknüpffet,
wodurch so wohl Mann als Weib zum
Beyschlaffe gereitzet werden, über dieses
sich auch bey einem vernünftigen Men-
schen eine natürliche Neigung befindet sein
Geschlechte fortzupflantzen, welche theils
aus dem Vergnügen entstehet, was man
an wohlgearteten und gerathenen Kindern

hat
A 5

der Menſchen uͤberhaupt.
Mittglieder genennet. Wenn nun die
Mittglieder eintzele Perſonen ſind, ſo nen-
net man es eine einfache Geſellſchaft:
ſind es aber einfache oder weniger zuſam-
mengeſetzte Geſellſchaften, eine zuſammen-
geſetzte Geſellſchaft.
Weil man die
einfachen Geſellſchafften als eintzele Perſo-
nen anſehen kan (§. 6.); ſo kan man auch
die zuſammengeſetzten als einfache anſe-
hen.

Das 2. Capitel,
Von dem Eheſtande.
§. 16.

UUnter die einfachen Geſellſchaften gehoͤ-Was der
Eheſtand
iſt.

ret demnach der Eheſtand, welche
Mann und Weib mit einander aufrich-
ten, umb Kinder zu erzeugen und zu erziehen.
Der Mann wird in Anſehung dieſer Ge-
ſellſchaft der Eheherr; das Weib aber
die Ehefrau genennet.

§. 17.

Weil die Kinder durch den Bey-Daß die
Erzeu-
gung der
Kinder
dem Geſe-
tze der
Natur
gemaͤß.

ſchlaff erzeuget werden, die Natur aber da-
mit eine empfindliche Luſt verknuͤpffet,
wodurch ſo wohl Mann als Weib zum
Beyſchlaffe gereitzet werden, uͤber dieſes
ſich auch bey einem vernuͤnftigen Men-
ſchen eine natuͤrliche Neigung befindet ſein
Geſchlechte fortzupflantzen, welche theils
aus dem Vergnuͤgen entſtehet, was man
an wohlgearteten und gerathenen Kindern

hat
A 5
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0027" n="9"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#b">der Men&#x017F;chen u&#x0364;berhaupt.</hi></fw><lb/><hi rendition="#fr">Mittglieder</hi> genennet. Wenn nun die<lb/>
Mittglieder eintzele Per&#x017F;onen &#x017F;ind, &#x017F;o nen-<lb/>
net man es eine <hi rendition="#fr">einfache Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft:</hi><lb/>
&#x017F;ind es aber einfache oder weniger zu&#x017F;am-<lb/>
menge&#x017F;etzte Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften, eine <hi rendition="#fr">zu&#x017F;ammen-<lb/>
ge&#x017F;etzte Ge&#x017F;ell&#x017F;chaft.</hi> Weil man die<lb/>
einfachen Ge&#x017F;ell&#x017F;chafften als eintzele Per&#x017F;o-<lb/>
nen an&#x017F;ehen kan (§. 6.); &#x017F;o kan man auch<lb/>
die zu&#x017F;ammenge&#x017F;etzten als einfache an&#x017F;e-<lb/>
hen.</p>
            </div>
          </div><lb/>
          <div n="3">
            <head> <hi rendition="#fr">Das 2. Capitel,</hi><lb/> <hi rendition="#b">Von dem Ehe&#x017F;tande.</hi> </head><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 16.</head><lb/>
              <p><hi rendition="#in">U</hi>Unter die einfachen Ge&#x017F;ell&#x017F;chaften geho&#x0364;-<note place="right">Was der<lb/>
Ehe&#x017F;tand<lb/>
i&#x017F;t.</note><lb/>
ret demnach der <hi rendition="#fr">Ehe&#x017F;tand,</hi> welche<lb/>
Mann und Weib mit einander aufrich-<lb/>
ten, umb Kinder zu erzeugen und zu erziehen.<lb/>
Der Mann wird in An&#x017F;ehung die&#x017F;er Ge-<lb/>
&#x017F;ell&#x017F;chaft der <hi rendition="#fr">Eheherr;</hi> das Weib aber<lb/>
die <hi rendition="#fr">Ehefrau</hi> genennet.</p>
            </div><lb/>
            <div n="4">
              <head>§. 17.</head>
              <p>Weil die Kinder durch den Bey-<note place="right">Daß die<lb/>
Erzeu-<lb/>
gung der<lb/>
Kinder<lb/>
dem Ge&#x017F;e-<lb/>
tze der<lb/>
Natur<lb/>
gema&#x0364;ß.</note><lb/>
&#x017F;chlaff erzeuget werden, die Natur aber da-<lb/>
mit eine empfindliche Lu&#x017F;t verknu&#x0364;pffet,<lb/>
wodurch &#x017F;o wohl Mann als Weib zum<lb/>
Bey&#x017F;chlaffe gereitzet werden, u&#x0364;ber die&#x017F;es<lb/>
&#x017F;ich auch bey einem vernu&#x0364;nftigen Men-<lb/>
&#x017F;chen eine natu&#x0364;rliche Neigung befindet &#x017F;ein<lb/>
Ge&#x017F;chlechte fortzupflantzen, welche theils<lb/>
aus dem Vergnu&#x0364;gen ent&#x017F;tehet, was man<lb/>
an wohlgearteten und gerathenen Kindern<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">A 5</fw><fw place="bottom" type="catch">hat</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[9/0027] der Menſchen uͤberhaupt. Mittglieder genennet. Wenn nun die Mittglieder eintzele Perſonen ſind, ſo nen- net man es eine einfache Geſellſchaft: ſind es aber einfache oder weniger zuſam- mengeſetzte Geſellſchaften, eine zuſammen- geſetzte Geſellſchaft. Weil man die einfachen Geſellſchafften als eintzele Perſo- nen anſehen kan (§. 6.); ſo kan man auch die zuſammengeſetzten als einfache anſe- hen. Das 2. Capitel, Von dem Eheſtande. §. 16. UUnter die einfachen Geſellſchaften gehoͤ- ret demnach der Eheſtand, welche Mann und Weib mit einander aufrich- ten, umb Kinder zu erzeugen und zu erziehen. Der Mann wird in Anſehung dieſer Ge- ſellſchaft der Eheherr; das Weib aber die Ehefrau genennet. Was der Eheſtand iſt. §. 17.Weil die Kinder durch den Bey- ſchlaff erzeuget werden, die Natur aber da- mit eine empfindliche Luſt verknuͤpffet, wodurch ſo wohl Mann als Weib zum Beyſchlaffe gereitzet werden, uͤber dieſes ſich auch bey einem vernuͤnftigen Men- ſchen eine natuͤrliche Neigung befindet ſein Geſchlechte fortzupflantzen, welche theils aus dem Vergnuͤgen entſtehet, was man an wohlgearteten und gerathenen Kindern hat Daß die Erzeu- gung der Kinder dem Geſe- tze der Natur gemaͤß. A 5

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/27
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Vernünfftige Gedancken von dem Gesellschaftlichen Leben der Menschen. Halle (Saale), 1721, S. 9. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_gesellschaftlichesleben_1721/27>, abgerufen am 20.04.2024.