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Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

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von einem äußerst zudringlichen Bettler verfolgt,
der, obgleich mehrmahls mit Heftigkeit abgewiesen,
dennoch nicht von ihm ließ; wie es denn überhaupt
die Maxime eines Bettlers von Profession zu seyn
scheint, Herren, die in Begleitung von Damen sich
öffentlich zeigen, vorzüglich in Contribution zu setzen.
Nach vielen vergeblichen Versuchen, die Hartherzig-
keit des Professors zu besiegen, brach endlich der
Bettler in die Worte aus: Mein Herr, um der
Wunden Jesu willen, bitte ich um ein Almosen.
Sey es nun, daß diese Worte das Jhrige leisteten,
oder daß der Professor kein anderes Mittel vor Au-
gen sah, um sich den Zudringlichen vom Halse zu
schaffen, genug, er zog die Börse, um ihn zu befrie-
digen. Erlauben Sie, mein Herr Professor, sprach
die Dame, und hielt ihn zurück, die Wunden Jesu
muß ich bezahlen.

Der Polizeibeamte und sein Arrestant.

Ein Polizeibeamte hatte auf der Gränze des
Landes eine Diebsbande aufgehoben, und transpor-
tirte sie geschlossen und zu Wagen nach einer nahen
Stadt. Als man unter Weges durch ein Dorf fuhr,
hatte einer der Gefangenen die Tabakspfeife im
Munde, und rauchte. Der Polizeibeamte ritt an
ihn heran, und verwies ihm das Rauchen, so lange

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von einem äußerſt zudringlichen Bettler verfolgt,
der, obgleich mehrmahls mit Heftigkeit abgewieſen,
dennoch nicht von ihm ließ; wie es denn überhaupt
die Maxime eines Bettlers von Profeſſion zu ſeyn
ſcheint, Herren, die in Begleitung von Damen ſich
öffentlich zeigen, vorzüglich in Contribution zu ſetzen.
Nach vielen vergeblichen Verſuchen, die Hartherzig-
keit des Profeſſors zu beſiegen, brach endlich der
Bettler in die Worte aus: Mein Herr, um der
Wunden Jeſu willen, bitte ich um ein Almoſen.
Sey es nun, daß dieſe Worte das Jhrige leiſteten,
oder daß der Profeſſor kein anderes Mittel vor Au-
gen ſah, um ſich den Zudringlichen vom Halſe zu
ſchaffen, genug, er zog die Börſe, um ihn zu befrie-
digen. Erlauben Sie, mein Herr Profeſſor, ſprach
die Dame, und hielt ihn zurück, die Wunden Jeſu
muß ich bezahlen.

Der Polizeibeamte und ſein Arreſtant.

Ein Polizeibeamte hatte auf der Gränze des
Landes eine Diebsbande aufgehoben, und transpor-
tirte ſie geſchloſſen und zu Wagen nach einer nahen
Stadt. Als man unter Weges durch ein Dorf fuhr,
hatte einer der Gefangenen die Tabakspfeife im
Munde, und rauchte. Der Polizeibeamte ritt an
ihn heran, und verwies ihm das Rauchen, ſo lange

C
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[33/0049] von einem äußerſt zudringlichen Bettler verfolgt, der, obgleich mehrmahls mit Heftigkeit abgewieſen, dennoch nicht von ihm ließ; wie es denn überhaupt die Maxime eines Bettlers von Profeſſion zu ſeyn ſcheint, Herren, die in Begleitung von Damen ſich öffentlich zeigen, vorzüglich in Contribution zu ſetzen. Nach vielen vergeblichen Verſuchen, die Hartherzig- keit des Profeſſors zu beſiegen, brach endlich der Bettler in die Worte aus: Mein Herr, um der Wunden Jeſu willen, bitte ich um ein Almoſen. Sey es nun, daß dieſe Worte das Jhrige leiſteten, oder daß der Profeſſor kein anderes Mittel vor Au- gen ſah, um ſich den Zudringlichen vom Halſe zu ſchaffen, genug, er zog die Börſe, um ihn zu befrie- digen. Erlauben Sie, mein Herr Profeſſor, ſprach die Dame, und hielt ihn zurück, die Wunden Jeſu muß ich bezahlen. Der Polizeibeamte und ſein Arreſtant. Ein Polizeibeamte hatte auf der Gränze des Landes eine Diebsbande aufgehoben, und transpor- tirte ſie geſchloſſen und zu Wagen nach einer nahen Stadt. Als man unter Weges durch ein Dorf fuhr, hatte einer der Gefangenen die Tabakspfeife im Munde, und rauchte. Der Polizeibeamte ritt an ihn heran, und verwies ihm das Rauchen, ſo lange C

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Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 33. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/49>, abgerufen am 28.03.2024.