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Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824.

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er ganz anständig hinaus geworfen. Auf dem Wege
traf ihn ein Bekannter, der den Verdruß auf seinem
Gesichte las, und ihn um die Ursache befragte. Of-
fenherzig genug, erzählte Hans das Geschehene, und
setzte noch hinzu: es ärgere ihn am meisten, daß es
nicht einmal die Oper selbst, sondern nur die Gene-
ralprobe gewesen sey, aus der man ihn transportirt
habe. Freund, sagte ihm sein Bekannter, das geht
ja ganz natürlich zu. Was ist denn eine General-
probe anders, als eine Probe alles dessen, was in
der rechten Oper gemacht werden soll? So hat man
denn auch die Probe gemacht, wie man Dich in der
Oper selbst hinauswerfen wird!

Die Reue.

Als wir noch Brautleute waren, sagte eine Frau
bei einem ehelichen Zwiste zu ihrem Manne, hielt
ich dich für einen ganz anderen Menschen. Als
Jüngling hielt ich dich für einen Mann, der noch
als Mann würde Jüngling seyn können. -- Nun,
mein Kind, erwiederte der Herr Gemahl, eben so
bitter scherzend, so war doch der Jrrthum nicht so
groß, als wenn man einen Engel wähnte, und
einen Teufel findet. Als du noch Braut warst,
liebte ich dich so innig, daß ich dich vor lauter
Liebe hätte aufessen können, und es thut mir herz-
lich Leid, daß ich es nicht wirklich gethan habe.



er ganz anſtändig hinaus geworfen. Auf dem Wege
traf ihn ein Bekannter, der den Verdruß auf ſeinem
Geſichte las, und ihn um die Urſache befragte. Of-
fenherzig genug, erzählte Hans das Geſchehene, und
ſetzte noch hinzu: es ärgere ihn am meiſten, daß es
nicht einmal die Oper ſelbſt, ſondern nur die Gene-
ralprobe geweſen ſey, aus der man ihn transportirt
habe. Freund, ſagte ihm ſein Bekannter, das geht
ja ganz natürlich zu. Was iſt denn eine General-
probe anders, als eine Probe alles deſſen, was in
der rechten Oper gemacht werden ſoll? So hat man
denn auch die Probe gemacht, wie man Dich in der
Oper ſelbſt hinauswerfen wird!

Die Reue.

Als wir noch Brautleute waren, ſagte eine Frau
bei einem ehelichen Zwiſte zu ihrem Manne, hielt
ich dich für einen ganz anderen Menſchen. Als
Jüngling hielt ich dich für einen Mann, der noch
als Mann würde Jüngling ſeyn können. — Nun,
mein Kind, erwiederte der Herr Gemahl, eben ſo
bitter ſcherzend, ſo war doch der Jrrthum nicht ſo
groß, als wenn man einen Engel wähnte, und
einen Teufel findet. Als du noch Braut warſt,
liebte ich dich ſo innig, daß ich dich vor lauter
Liebe hätte aufeſſen können, und es thut mir herz-
lich Leid, daß ich es nicht wirklich gethan habe.

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[25/0041] er ganz anſtändig hinaus geworfen. Auf dem Wege traf ihn ein Bekannter, der den Verdruß auf ſeinem Geſichte las, und ihn um die Urſache befragte. Of- fenherzig genug, erzählte Hans das Geſchehene, und ſetzte noch hinzu: es ärgere ihn am meiſten, daß es nicht einmal die Oper ſelbſt, ſondern nur die Gene- ralprobe geweſen ſey, aus der man ihn transportirt habe. Freund, ſagte ihm ſein Bekannter, das geht ja ganz natürlich zu. Was iſt denn eine General- probe anders, als eine Probe alles deſſen, was in der rechten Oper gemacht werden ſoll? So hat man denn auch die Probe gemacht, wie man Dich in der Oper ſelbſt hinauswerfen wird! Die Reue. Als wir noch Brautleute waren, ſagte eine Frau bei einem ehelichen Zwiſte zu ihrem Manne, hielt ich dich für einen ganz anderen Menſchen. Als Jüngling hielt ich dich für einen Mann, der noch als Mann würde Jüngling ſeyn können. — Nun, mein Kind, erwiederte der Herr Gemahl, eben ſo bitter ſcherzend, ſo war doch der Jrrthum nicht ſo groß, als wenn man einen Engel wähnte, und einen Teufel findet. Als du noch Braut warſt, liebte ich dich ſo innig, daß ich dich vor lauter Liebe hätte aufeſſen können, und es thut mir herz- lich Leid, daß ich es nicht wirklich gethan habe.

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Zitationshilfe: Wolff, Sabattia Joseph: Ausverkauf meiner schriftstellerischen Arbeiten. Berlin, 1824, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_ausverkauf_1824/41>, abgerufen am 29.03.2024.