Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

Bild:
<< vorherige Seite
Vorrede.
Geneigter Leser:

DAs Sehen richtet sich nach
gewiessen Gesetzen/ ver-
möge welcher die Sachen
bald wie sie sind/ bald a-
ber gantz anders erscheinen. Die
Natur lässet ihre Gesetze niemals
übertreten: ist aber dabey ausser
Schuld/ wenn ihr Euch das Auge
in Jrrthum verleiten lasset. Denn
Sie hat euch mit Vernunft bega-
bet/ das ist/ ein Vermögen gegeben
ihre Gesetze zu erkennen. Nach die-
sen sollet ihr urtheilen/ wenn ihr eu-
re Vernunft brauchen wollet; nicht
nach dem Einfall der Cörperlichen
Dinge in die Sinnen/ dadurch die
Thiere ihre Bewegungen dirigiren.
Zu dem Ende haben die Mathema-
tici/
als die Ausleger der unverän-

der-
(3) A
Vorrede.
Geneigter Leſer:

DAs Sehen richtet ſich nach
gewieſſen Geſetzen/ ver-
moͤge welcher die Sachen
bald wie ſie ſind/ bald a-
ber gantz anders erſcheinen. Die
Natur laͤſſet ihre Geſetze niemals
uͤbertreten: iſt aber dabey auſſer
Schuld/ wenn ihr Euch das Auge
in Jrrthum verleiten laſſet. Denn
Sie hat euch mit Vernunft bega-
bet/ das iſt/ ein Vermoͤgen gegeben
ihre Geſetze zu erkennen. Nach die-
ſen ſollet ihr urtheilen/ wenn ihr eu-
re Vernunft brauchen wollet; nicht
nach dem Einfall der Coͤrperlichen
Dinge in die Sinnen/ dadurch die
Thiere ihre Bewegungen dirigiren.
Zu dem Ende haben die Mathema-
tici/
als die Ausleger der unveraͤn-

der-
(3) A
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <pb facs="#f0009" n="[1]"/>
        <div n="2">
          <head> <hi rendition="#b">Vorrede.</hi> </head><lb/>
          <salute> <hi rendition="#c"> <hi rendition="#b">Geneigter Le&#x017F;er:</hi> </hi> </salute><lb/>
          <p><hi rendition="#in">D</hi>As Sehen richtet &#x017F;ich nach<lb/>
gewie&#x017F;&#x017F;en Ge&#x017F;etzen/ ver-<lb/>
mo&#x0364;ge welcher die Sachen<lb/>
bald wie &#x017F;ie &#x017F;ind/ bald a-<lb/>
ber gantz anders er&#x017F;cheinen. Die<lb/>
Natur la&#x0364;&#x017F;&#x017F;et ihre Ge&#x017F;etze niemals<lb/>
u&#x0364;bertreten: i&#x017F;t aber dabey au&#x017F;&#x017F;er<lb/>
Schuld/ wenn ihr Euch das Auge<lb/>
in Jrrthum verleiten la&#x017F;&#x017F;et. Denn<lb/>
Sie hat euch mit Vernunft bega-<lb/>
bet/ das i&#x017F;t/ ein Vermo&#x0364;gen gegeben<lb/>
ihre Ge&#x017F;etze zu erkennen. Nach die-<lb/>
&#x017F;en &#x017F;ollet ihr urtheilen/ wenn ihr eu-<lb/>
re Vernunft brauchen wollet; nicht<lb/>
nach dem Einfall der Co&#x0364;rperlichen<lb/>
Dinge in die Sinnen/ dadurch die<lb/>
Thiere ihre Bewegungen dirigiren.<lb/>
Zu dem Ende haben die <hi rendition="#aq">Mathema-<lb/>
tici/</hi> als die Ausleger der unvera&#x0364;n-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">(3) A</fw><fw place="bottom" type="catch">der-</fw><lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[[1]/0009] Vorrede. Geneigter Leſer: DAs Sehen richtet ſich nach gewieſſen Geſetzen/ ver- moͤge welcher die Sachen bald wie ſie ſind/ bald a- ber gantz anders erſcheinen. Die Natur laͤſſet ihre Geſetze niemals uͤbertreten: iſt aber dabey auſſer Schuld/ wenn ihr Euch das Auge in Jrrthum verleiten laſſet. Denn Sie hat euch mit Vernunft bega- bet/ das iſt/ ein Vermoͤgen gegeben ihre Geſetze zu erkennen. Nach die- ſen ſollet ihr urtheilen/ wenn ihr eu- re Vernunft brauchen wollet; nicht nach dem Einfall der Coͤrperlichen Dinge in die Sinnen/ dadurch die Thiere ihre Bewegungen dirigiren. Zu dem Ende haben die Mathema- tici/ als die Ausleger der unveraͤn- der- (3) A

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/9
Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. [1]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/9>, abgerufen am 28.03.2024.