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Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710.

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Anfangs-Gründe
Der 1. Zusatz.

61. Allso kan das Licht in Farben/ und die
Farben können wieder in Licht verwandelt
werden: und zwar geschiehet jenes/ wenn die
Strahlen von einander gesondert; dieses a-
ber/ wenn sie mit einander vermenget werden.
Denn es entstehen nicht allzeit Farben/ wenn
die Strahlen des Lichtes durch einen grossen
Raum ausgebreitet werden/ die vorhin durch
einen kleinen zerstreuet waren.

Tab. I.Fig. 3.
Die 1. Anmerckung.

62. Eben dergleichen Strahlen entstehen/ wenn ihr
den Strahl des Sonnen-Lichtes LM in ein mit Was-
ser gefülletes Conisches Glaß HKI einfallen lasset-
Und/ wenn dieses in einem verfinsterten Gemache ge-
schiehet/ formieren sie einen grossen zuweilen doppelten
Regenbogen. Man muß aber das Glaß mit Was-
ser/ eben als wie das geschlieffene Prismatische Glaß
so lange erhöhen und erniedriegen/ biß die Strahlen
unter dem rechten Winckel einfallen.

Die 2. Anmerckung.

63. Weil nicht iede Zerstreuung der Strahlen
Farben machet/ so köntet ihr muthmassen/ ob nicht
die Strahlen des Lichtes von verschiedener Natur
wären/ daß einige rothe/ andere grüne/ noch andere
gelbe/ andere blaue/ noch andere Purpur-Farbe mach-
ten (als welche Farben man durch die Refraction ei-
nig und allein bekommet/ durch welche die Strahlen
von einander gesondert werden §. 17.) und das Licht
aus der Vermieschung dieser Strahlen zusammen ent-
stehe. Und eben dieses ist es/ was der sinnreiche En-
gelländer Isaacus Newton in seiner Optick durch viel-
fältige Erfahrungen zu behaupten sich bemühet. Er
hat nemlich gefunden/ daß die Strahlen/ welche ver-

schie-
Anfangs-Gruͤnde
Der 1. Zuſatz.

61. Allſo kan das Licht in Farben/ und die
Farben koͤnnen wieder in Licht verwandelt
werden: und zwar geſchiehet jenes/ wenn die
Strahlen von einander geſondert; dieſes a-
ber/ wenn ſie mit einander vermenget werden.
Denn es entſtehen nicht allzeit Farben/ wenn
die Strahlen des Lichtes durch einen groſſen
Raum ausgebreitet werden/ die vorhin durch
einen kleinen zerſtreuet waren.

Tab. I.Fig. 3.
Die 1. Anmerckung.

62. Eben dergleichen Strahlen entſtehen/ wenn ihr
den Strahl des Sonnen-Lichtes LM in ein mit Waſ-
ſer gefuͤlletes Coniſches Glaß HKI einfallen laſſet-
Und/ wenn dieſes in einem verfinſterten Gemache ge-
ſchiehet/ formieren ſie einen groſſen zuweilen doppelten
Regenbogen. Man muß aber das Glaß mit Waſ-
ſer/ eben als wie das geſchlieffene Priſmatiſche Glaß
ſo lange erhoͤhen und erniedriegen/ biß die Strahlen
unter dem rechten Winckel einfallen.

Die 2. Anmerckung.

63. Weil nicht iede Zerſtreuung der Strahlen
Farben machet/ ſo koͤntet ihr muthmaſſen/ ob nicht
die Strahlen des Lichtes von verſchiedener Natur
waͤren/ daß einige rothe/ andere gruͤne/ noch andere
gelbe/ andere blaue/ noch andere Purpur-Farbe mach-
ten (als welche Farben man durch die Refraction ei-
nig und allein bekommet/ durch welche die Strahlen
von einander geſondert werden §. 17.) und das Licht
aus der Vermieſchung dieſer Strahlen zuſammen ent-
ſtehe. Und eben dieſes iſt es/ was der ſinnreiche En-
gellaͤnder Iſaacus Newton in ſeiner Optick durch viel-
faͤltige Erfahrungen zu behaupten ſich bemuͤhet. Er
hat nemlich gefunden/ daß die Strahlen/ welche ver-

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[24/0032] Anfangs-Gruͤnde Der 1. Zuſatz. 61. Allſo kan das Licht in Farben/ und die Farben koͤnnen wieder in Licht verwandelt werden: und zwar geſchiehet jenes/ wenn die Strahlen von einander geſondert; dieſes a- ber/ wenn ſie mit einander vermenget werden. Denn es entſtehen nicht allzeit Farben/ wenn die Strahlen des Lichtes durch einen groſſen Raum ausgebreitet werden/ die vorhin durch einen kleinen zerſtreuet waren. Die 1. Anmerckung. 62. Eben dergleichen Strahlen entſtehen/ wenn ihr den Strahl des Sonnen-Lichtes LM in ein mit Waſ- ſer gefuͤlletes Coniſches Glaß HKI einfallen laſſet- Und/ wenn dieſes in einem verfinſterten Gemache ge- ſchiehet/ formieren ſie einen groſſen zuweilen doppelten Regenbogen. Man muß aber das Glaß mit Waſ- ſer/ eben als wie das geſchlieffene Priſmatiſche Glaß ſo lange erhoͤhen und erniedriegen/ biß die Strahlen unter dem rechten Winckel einfallen. Die 2. Anmerckung. 63. Weil nicht iede Zerſtreuung der Strahlen Farben machet/ ſo koͤntet ihr muthmaſſen/ ob nicht die Strahlen des Lichtes von verſchiedener Natur waͤren/ daß einige rothe/ andere gruͤne/ noch andere gelbe/ andere blaue/ noch andere Purpur-Farbe mach- ten (als welche Farben man durch die Refraction ei- nig und allein bekommet/ durch welche die Strahlen von einander geſondert werden §. 17.) und das Licht aus der Vermieſchung dieſer Strahlen zuſammen ent- ſtehe. Und eben dieſes iſt es/ was der ſinnreiche En- gellaͤnder Iſaacus Newton in ſeiner Optick durch viel- faͤltige Erfahrungen zu behaupten ſich bemuͤhet. Er hat nemlich gefunden/ daß die Strahlen/ welche ver- ſchie-

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Zitationshilfe: Wolff, Christian von: Der Anfangs-Gründe Aller Mathematischen Wiessenschaften. Bd. 3. Halle (Saale), 1710. , S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wolff_anfangsgruende03_1710/32>, abgerufen am 29.03.2024.