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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

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Drittes Capitel.

Die Vortheile der Aufhebung der
Gemeinheiten in Absicht auf den
Ackerbau.

§. 25.

Ein Acker der nach denen besten Wirthschafts-
regeln behandelt wird, das heisset, den
man reichlich düngen, ofte und allemahl zu
rechter Zeit ordentlich bearbeiten, und recht
fleißig zum Frucht tragen geschickt machen kann,
ist in aller Absicht einem andern Acker vorzuzie-
hen, der auch noch einmahl oder zweimahl so
groß ist, und vielleicht eben wegen seiner
Grösse vernachläßiget werden muß. Dieses
ist in der Ackerbauphilosophie ein Grundsatz,
der durch die tägliche Erfahrung ausser allen
Zweifel gesetzt wird, und daher keines fernern
Beweises bedarf. Wer mehrern Acker besitzt,
als er verhältnißweise mit seinem Zugvieh or-
dentlich bearbeiten, und nach der Stärcke sei-
nes Viehstandes gehörig düngen kann, der be-
findet sich als Landwirth betrachtet allemahl in
verlegenen Umständen. Der viele Acker ist
ihm eine Last die seinen Schultern zu schwer
fällt, und er muß darunter seufzen auch wohl

gar


Drittes Capitel.

Die Vortheile der Aufhebung der
Gemeinheiten in Abſicht auf den
Ackerbau.

§. 25.

Ein Acker der nach denen beſten Wirthſchafts-
regeln behandelt wird, das heiſſet, den
man reichlich duͤngen, ofte und allemahl zu
rechter Zeit ordentlich bearbeiten, und recht
fleißig zum Frucht tragen geſchickt machen kann,
iſt in aller Abſicht einem andern Acker vorzuzie-
hen, der auch noch einmahl oder zweimahl ſo
groß iſt, und vielleicht eben wegen ſeiner
Groͤſſe vernachlaͤßiget werden muß. Dieſes
iſt in der Ackerbauphiloſophie ein Grundſatz,
der durch die taͤgliche Erfahrung auſſer allen
Zweifel geſetzt wird, und daher keines fernern
Beweiſes bedarf. Wer mehrern Acker beſitzt,
als er verhaͤltnißweiſe mit ſeinem Zugvieh or-
dentlich bearbeiten, und nach der Staͤrcke ſei-
nes Viehſtandes gehoͤrig duͤngen kann, der be-
findet ſich als Landwirth betrachtet allemahl in
verlegenen Umſtaͤnden. Der viele Acker iſt
ihm eine Laſt die ſeinen Schultern zu ſchwer
faͤllt, und er muß darunter ſeufzen auch wohl

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[44/0062] Drittes Capitel. Die Vortheile der Aufhebung der Gemeinheiten in Abſicht auf den Ackerbau. §. 25. Ein Acker der nach denen beſten Wirthſchafts- regeln behandelt wird, das heiſſet, den man reichlich duͤngen, ofte und allemahl zu rechter Zeit ordentlich bearbeiten, und recht fleißig zum Frucht tragen geſchickt machen kann, iſt in aller Abſicht einem andern Acker vorzuzie- hen, der auch noch einmahl oder zweimahl ſo groß iſt, und vielleicht eben wegen ſeiner Groͤſſe vernachlaͤßiget werden muß. Dieſes iſt in der Ackerbauphiloſophie ein Grundſatz, der durch die taͤgliche Erfahrung auſſer allen Zweifel geſetzt wird, und daher keines fernern Beweiſes bedarf. Wer mehrern Acker beſitzt, als er verhaͤltnißweiſe mit ſeinem Zugvieh or- dentlich bearbeiten, und nach der Staͤrcke ſei- nes Viehſtandes gehoͤrig duͤngen kann, der be- findet ſich als Landwirth betrachtet allemahl in verlegenen Umſtaͤnden. Der viele Acker iſt ihm eine Laſt die ſeinen Schultern zu ſchwer faͤllt, und er muß darunter ſeufzen auch wohl gar

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Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/62>, abgerufen am 29.03.2024.