Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

Bild:
<< vorherige Seite

Anmerkung. 1. Jch verwerfe das Ver-
pflanzen der Eichen, wenn man einen Wald
davon anlegen will; weil 1) die Arbeit zu weit-
läuftig ist, und das Säen viel geschwinder ins
grosse verrichtet werden kann. Ferner aber
2) solche drei bis vierjährige einzeln stehende
Eichen ein starkes Gehäge vor dem Wilde son-
derlich den Hasen, welche die Rinde abschälen,
erfordern; eine Pflanzung von älteren oder
stärkeren Eichen aber anzulegen, gemeiniglich
ein traurig Ende nimmt, indem sie die ersten
zwei oder drei Jahre verdorren, oder doch im-
mer schlechte untaugliche Bäume abgeben.

2. Nur nach Aufhebung der Gemeinheiten
allein, würde ich anrathen, die in den Eichel-
kämpen zu dick stehenden jungen Setzlinge, auf
die Wälle oder Ränder in die Hecken in einer
Entfernung von zehen Ruthen (§. 43.) zu
pflanzen. Hier würde ein junger Eichbaum
in die lockere Erde recht freudig wachsen.
Der Bauer, welcher seinen Acker fast täglich
besuchen muß, hätte selbigen beständig unter
Augen, und könnte ihm mit wenig Mühe ei-
nen hohen und geraden Stamm verschaffen.
Ein tausend solcher Setzlinge bringen aber den
Nachkommen dieses Bauers nach achtzig oder
hundert Jahren einen grossen Vorrath Eichel-
mast, und ein paar hundert Jahr weiter hin

mögen

Anmerkung. 1. Jch verwerfe das Ver-
pflanzen der Eichen, wenn man einen Wald
davon anlegen will; weil 1) die Arbeit zu weit-
laͤuftig iſt, und das Saͤen viel geſchwinder ins
groſſe verrichtet werden kann. Ferner aber
2) ſolche drei bis vierjaͤhrige einzeln ſtehende
Eichen ein ſtarkes Gehaͤge vor dem Wilde ſon-
derlich den Haſen, welche die Rinde abſchaͤlen,
erfordern; eine Pflanzung von aͤlteren oder
ſtaͤrkeren Eichen aber anzulegen, gemeiniglich
ein traurig Ende nimmt, indem ſie die erſten
zwei oder drei Jahre verdorren, oder doch im-
mer ſchlechte untaugliche Baͤume abgeben.

2. Nur nach Aufhebung der Gemeinheiten
allein, wuͤrde ich anrathen, die in den Eichel-
kaͤmpen zu dick ſtehenden jungen Setzlinge, auf
die Waͤlle oder Raͤnder in die Hecken in einer
Entfernung von zehen Ruthen (§. 43.) zu
pflanzen. Hier wuͤrde ein junger Eichbaum
in die lockere Erde recht freudig wachſen.
Der Bauer, welcher ſeinen Acker faſt taͤglich
beſuchen muß, haͤtte ſelbigen beſtaͤndig unter
Augen, und koͤnnte ihm mit wenig Muͤhe ei-
nen hohen und geraden Stamm verſchaffen.
Ein tauſend ſolcher Setzlinge bringen aber den
Nachkommen dieſes Bauers nach achtzig oder
hundert Jahren einen groſſen Vorrath Eichel-
maſt, und ein paar hundert Jahr weiter hin

moͤgen
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <pb facs="#f0176" n="158"/>
              <p><hi rendition="#fr">Anmerkung.</hi> 1. Jch verwerfe das Ver-<lb/>
pflanzen der Eichen, wenn man einen Wald<lb/>
davon anlegen will; weil 1) die Arbeit zu weit-<lb/>
la&#x0364;uftig i&#x017F;t, und das Sa&#x0364;en viel ge&#x017F;chwinder ins<lb/>
gro&#x017F;&#x017F;e verrichtet werden kann. Ferner aber<lb/>
2) &#x017F;olche drei bis vierja&#x0364;hrige einzeln &#x017F;tehende<lb/>
Eichen ein &#x017F;tarkes Geha&#x0364;ge vor dem Wilde &#x017F;on-<lb/>
derlich den Ha&#x017F;en, welche die Rinde ab&#x017F;cha&#x0364;len,<lb/>
erfordern; eine Pflanzung von a&#x0364;lteren oder<lb/>
&#x017F;ta&#x0364;rkeren Eichen aber anzulegen, gemeiniglich<lb/>
ein traurig Ende nimmt, indem &#x017F;ie die er&#x017F;ten<lb/>
zwei oder drei Jahre verdorren, oder doch im-<lb/>
mer &#x017F;chlechte untaugliche Ba&#x0364;ume abgeben.</p><lb/>
              <p>2. Nur nach Aufhebung der Gemeinheiten<lb/>
allein, wu&#x0364;rde ich anrathen, die in den Eichel-<lb/>
ka&#x0364;mpen zu dick &#x017F;tehenden jungen Setzlinge, auf<lb/>
die Wa&#x0364;lle oder Ra&#x0364;nder in die Hecken in einer<lb/>
Entfernung von zehen Ruthen (§. 43.) zu<lb/>
pflanzen. Hier wu&#x0364;rde ein junger Eichbaum<lb/>
in die lockere Erde recht freudig wach&#x017F;en.<lb/>
Der Bauer, welcher &#x017F;einen Acker fa&#x017F;t ta&#x0364;glich<lb/>
be&#x017F;uchen muß, ha&#x0364;tte &#x017F;elbigen be&#x017F;ta&#x0364;ndig unter<lb/>
Augen, und ko&#x0364;nnte ihm mit wenig Mu&#x0364;he ei-<lb/>
nen hohen und geraden Stamm ver&#x017F;chaffen.<lb/>
Ein tau&#x017F;end &#x017F;olcher Setzlinge bringen aber den<lb/>
Nachkommen die&#x017F;es Bauers nach achtzig oder<lb/>
hundert Jahren einen gro&#x017F;&#x017F;en Vorrath Eichel-<lb/>
ma&#x017F;t, und ein paar hundert Jahr weiter hin<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">mo&#x0364;gen</fw><lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[158/0176] Anmerkung. 1. Jch verwerfe das Ver- pflanzen der Eichen, wenn man einen Wald davon anlegen will; weil 1) die Arbeit zu weit- laͤuftig iſt, und das Saͤen viel geſchwinder ins groſſe verrichtet werden kann. Ferner aber 2) ſolche drei bis vierjaͤhrige einzeln ſtehende Eichen ein ſtarkes Gehaͤge vor dem Wilde ſon- derlich den Haſen, welche die Rinde abſchaͤlen, erfordern; eine Pflanzung von aͤlteren oder ſtaͤrkeren Eichen aber anzulegen, gemeiniglich ein traurig Ende nimmt, indem ſie die erſten zwei oder drei Jahre verdorren, oder doch im- mer ſchlechte untaugliche Baͤume abgeben. 2. Nur nach Aufhebung der Gemeinheiten allein, wuͤrde ich anrathen, die in den Eichel- kaͤmpen zu dick ſtehenden jungen Setzlinge, auf die Waͤlle oder Raͤnder in die Hecken in einer Entfernung von zehen Ruthen (§. 43.) zu pflanzen. Hier wuͤrde ein junger Eichbaum in die lockere Erde recht freudig wachſen. Der Bauer, welcher ſeinen Acker faſt taͤglich beſuchen muß, haͤtte ſelbigen beſtaͤndig unter Augen, und koͤnnte ihm mit wenig Muͤhe ei- nen hohen und geraden Stamm verſchaffen. Ein tauſend ſolcher Setzlinge bringen aber den Nachkommen dieſes Bauers nach achtzig oder hundert Jahren einen groſſen Vorrath Eichel- maſt, und ein paar hundert Jahr weiter hin moͤgen

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/176
Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 158. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/176>, abgerufen am 28.03.2024.