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Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766.

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vermehren, wenn die häufigen Hecken und tro-
ckenen Feldgräben ihnen einen ungleich bessern
Aufenthalt darbieten, als sie vorher bei offenen
Feldern gehabt haben. Der Habicht kann ih-
nen wenig oder gar nichts mehr anhaben, und
der listige Fuchs muß nun den Tag über im
Walde und an andern öden Oertern bleiben
und vermag nur des Nachts einen Ausfall zu
wagen, seine räuberischen Streifereien vorzu-
nehmen; weil nun nicht mehr weitläuftige an-
einander liegende Kornfelder da sind, wo er sich
ungestört Tag und Nacht einquartieren kann,
sondern nur hie und da findet er ein Stück mit
Getreide bestellet, in dessen Nachbarschaft täg-
lich eine Menge Menschen mit Bearbeitung des
dazwischen liegenden Ackers oder Einsammlung
der Futterkräuter diese Gegend viel zu lebhaft
und zu unruhig machen, als daß dieses scheue
Thier daselbst einen ruhigen Wohnplatz finden
könte.



Sechstes

vermehren, wenn die haͤufigen Hecken und tro-
ckenen Feldgraͤben ihnen einen ungleich beſſern
Aufenthalt darbieten, als ſie vorher bei offenen
Feldern gehabt haben. Der Habicht kann ih-
nen wenig oder gar nichts mehr anhaben, und
der liſtige Fuchs muß nun den Tag uͤber im
Walde und an andern oͤden Oertern bleiben
und vermag nur des Nachts einen Ausfall zu
wagen, ſeine raͤuberiſchen Streifereien vorzu-
nehmen; weil nun nicht mehr weitlaͤuftige an-
einander liegende Kornfelder da ſind, wo er ſich
ungeſtoͤrt Tag und Nacht einquartieren kann,
ſondern nur hie und da findet er ein Stuͤck mit
Getreide beſtellet, in deſſen Nachbarſchaft taͤg-
lich eine Menge Menſchen mit Bearbeitung des
dazwiſchen liegenden Ackers oder Einſammlung
der Futterkraͤuter dieſe Gegend viel zu lebhaft
und zu unruhig machen, als daß dieſes ſcheue
Thier daſelbſt einen ruhigen Wohnplatz finden
koͤnte.



Sechſtes
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[110/0128] vermehren, wenn die haͤufigen Hecken und tro- ckenen Feldgraͤben ihnen einen ungleich beſſern Aufenthalt darbieten, als ſie vorher bei offenen Feldern gehabt haben. Der Habicht kann ih- nen wenig oder gar nichts mehr anhaben, und der liſtige Fuchs muß nun den Tag uͤber im Walde und an andern oͤden Oertern bleiben und vermag nur des Nachts einen Ausfall zu wagen, ſeine raͤuberiſchen Streifereien vorzu- nehmen; weil nun nicht mehr weitlaͤuftige an- einander liegende Kornfelder da ſind, wo er ſich ungeſtoͤrt Tag und Nacht einquartieren kann, ſondern nur hie und da findet er ein Stuͤck mit Getreide beſtellet, in deſſen Nachbarſchaft taͤg- lich eine Menge Menſchen mit Bearbeitung des dazwiſchen liegenden Ackers oder Einſammlung der Futterkraͤuter dieſe Gegend viel zu lebhaft und zu unruhig machen, als daß dieſes ſcheue Thier daſelbſt einen ruhigen Wohnplatz finden koͤnte. Sechſtes

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Zitationshilfe: Wöllner, Johann Christoph von: Die Aufhebung der Gemeinheiten in der Marck Brandenburg. Berlin, 1766, S. 110. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/woellner_aufhebung_1766/128>, abgerufen am 23.04.2024.