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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Was ist eine attische tragödie?
und dass die Korinther auf diese bei ihnen, wenn auch nicht durch sie,
entstandene gattung besonders stolz waren 29), wie denn auch in der tat
der dithyrambos zunächst nur in benachbarten gegenden in aufnahme
kam. aber das hilft uns wenig; denn nicht nur wir besitzen keine proben
mehr von jenen poesieen, sondern schon unsere antiken berichterstatter
kannten die dithyramben des 6. jahrhunderts nur von hörensagen: er-
halten hatte sich nichts 30). somit sind wir und waren jene im wesent-
lichen auch auf die dithyramben des Pindaros und seiner zeitgenossen
angewiesen, und diese unterscheiden sich in nichts ausser einer gewissen
metrischen freiheit von den übrigen chorliedern. damals bestand nun
die tragödie bereits selbständig neben dem dithyrambos, und so viel liegt

29) Herodot I 23 Ariona -- dithurambon proton anthropon ton emeis idmen
poiesanta kai ounomasanta kai didaxanta en Korintho. Pindar Ol. 13, 18 tai
Dionusou pothen exephanen sun boelata Kharites dithurambo; d. h. die reize der
dionysischen poesie traten zu Korinth in verbindung mit dem dithyrambos auf; der
ausdruck ist aber in pindarischer weise persönlich gewandt. Dithyrambos als person
ist in attischer weise leicht zu denken, vgl. die vase Welcker A. D. III 125: er ist
silen, so gut wie öfter tragodia eine mänade. aber was Pindar sich gedacht hat,
kann niemand sagen, weil der 'stiertreiber' unbekannt ist. die scholien fabeln von
einem stier als siegerpreis: aber der Dorer kennt keine solchen agone. Simonides
scheint in demselben sinne bouphonos gesagt zu haben (Chamaileon bei Athen. X 456c);
aber auch das bleibt dunkel. der irrtum, Lasos zum erfinder des dithyrambos zu
machen, ist schon im altertum zurückgewiesen, schol. Ar. Vög. 1403. vermutlich
glaubte Euphronios, der ihn begieng, gedichte von Lasos zu besitzen, die dann frei-
lich die ältesten erhaltenen gewesen wären.
30) Von gedichten des Arion weiss kein grammatiker. das bei Aelian erhal-
tene gedicht ist in den ausgearteten daktyloepitriten verfasst, welche für den dithy-
rambos des 4. jahrhunderts charakteristisch sind, und diesem steht die ethopoeie
auch ohne fälscherabsicht wol an. von Lasos glaubten Klearch und Herakleides noch
etwas zu haben (Athen. X 455 XIV 624), aber Aristophanes von Byzanz (bei Ael.
H. A. VII 47) citirt ihn mit dem ausdruck des zweifels; dann ist er verschollen.
Xenokritos von Lokroi blieb im gedächtnis der musikgeschichte, aber nicht einmal
seine zeit stand fest, und wenn man ihm dithyramben zuschrieb, weil seine gedichte
heroischen inhalt gehabt hätten (s. Plutarch de musica 10, unsicherer herkunft), so
hat da der späte dithyramb verwirrung gestiftet. Kleomenes von Rhegion (Ath. IX
402b) sieht vollends nach fälschung aus, dürfte zudem derselbe sein mit einem rhap-
soden Kleomenes aus dem 5. jahrhundert (Diog. Laert. VIII 63). selbst von Simonides,
der doch wenigstens in Keos und Athen dithyramben aufgeführt hat, ist kein sicher
auf sie bezüglicher rest erhalten. was bei Strabon 728 steht taphenai de legetai
Memnon peri Palton tas Surias para Badan potamon, os eireke Simonides
en Memnoni dithurambo ton Deliakon ist nicht nur unverständlich, sondern un-
heilbar verdorben. weder konnte Simonides das berichten, noch ist in dem schluss-
worte überhaupt ein sinn: also auch auf den heroischen titel des dithyrambos kein
verlass.

Was ist eine attische tragödie?
und daſs die Korinther auf diese bei ihnen, wenn auch nicht durch sie,
entstandene gattung besonders stolz waren 29), wie denn auch in der tat
der dithyrambos zunächst nur in benachbarten gegenden in aufnahme
kam. aber das hilft uns wenig; denn nicht nur wir besitzen keine proben
mehr von jenen poesieen, sondern schon unsere antiken berichterstatter
kannten die dithyramben des 6. jahrhunderts nur von hörensagen: er-
halten hatte sich nichts 30). somit sind wir und waren jene im wesent-
lichen auch auf die dithyramben des Pindaros und seiner zeitgenossen
angewiesen, und diese unterscheiden sich in nichts auſser einer gewissen
metrischen freiheit von den übrigen chorliedern. damals bestand nun
die tragödie bereits selbständig neben dem dithyrambos, und so viel liegt

29) Herodot I 23 Ἀρίονα — διϑύραμβον πρῶτον ἀνϑρώπων τῶν ἡμεῖς ἴδμεν
ποιήσαντα καὶ οὐνομάσαντα καὶ διδάξαντα ἐν Κορίνϑῳ. Pindar Ol. 13, 18 ταὶ
Διωνύσου πόϑεν ἐξέφανεν σὺν βοηλάτᾳ Χάριτες διϑυράμβῳ· d. h. die reize der
dionysischen poesie traten zu Korinth in verbindung mit dem dithyrambos auf; der
ausdruck ist aber in pindarischer weise persönlich gewandt. Dithyrambos als person
ist in attischer weise leicht zu denken, vgl. die vase Welcker A. D. III 125: er ist
silen, so gut wie öfter τραγῳδία eine mänade. aber was Pindar sich gedacht hat,
kann niemand sagen, weil der ‘stiertreiber’ unbekannt ist. die scholien fabeln von
einem stier als siegerpreis: aber der Dorer kennt keine solchen agone. Simonides
scheint in demselben sinne βουφόνος gesagt zu haben (Chamaileon bei Athen. X 456c);
aber auch das bleibt dunkel. der irrtum, Lasos zum erfinder des dithyrambos zu
machen, ist schon im altertum zurückgewiesen, schol. Ar. Vög. 1403. vermutlich
glaubte Euphronios, der ihn begieng, gedichte von Lasos zu besitzen, die dann frei-
lich die ältesten erhaltenen gewesen wären.
30) Von gedichten des Arion weiſs kein grammatiker. das bei Aelian erhal-
tene gedicht ist in den ausgearteten daktyloepitriten verfaſst, welche für den dithy-
rambos des 4. jahrhunderts charakteristisch sind, und diesem steht die ethopoeie
auch ohne fälscherabsicht wol an. von Lasos glaubten Klearch und Herakleides noch
etwas zu haben (Athen. X 455 XIV 624), aber Aristophanes von Byzanz (bei Ael.
H. A. VII 47) citirt ihn mit dem ausdruck des zweifels; dann ist er verschollen.
Xenokritos von Lokroi blieb im gedächtnis der musikgeschichte, aber nicht einmal
seine zeit stand fest, und wenn man ihm dithyramben zuschrieb, weil seine gedichte
heroischen inhalt gehabt hätten (s. Plutarch de musica 10, unsicherer herkunft), so
hat da der späte dithyramb verwirrung gestiftet. Kleomenes von Rhegion (Ath. IX
402b) sieht vollends nach fälschung aus, dürfte zudem derselbe sein mit einem rhap-
soden Kleomenes aus dem 5. jahrhundert (Diog. Laert. VIII 63). selbst von Simonides,
der doch wenigstens in Keos und Athen dithyramben aufgeführt hat, ist kein sicher
auf sie bezüglicher rest erhalten. was bei Strabon 728 steht ταφῆναι δὲ λέγεται
Μέμνων περὶ Πάλτον τᾶς Συρίας παρὰ Βαδᾶν ποταμόν, ώς εἴρηκε Σιμωνίδης
ἐν Μέμνονι διϑυράμβῳ τῶν Δηλιακῶν ist nicht nur unverständlich, sondern un-
heilbar verdorben. weder konnte Simonides das berichten, noch ist in dem schluſs-
worte überhaupt ein sinn: also auch auf den heroischen titel des dithyrambos kein
verlaſs.
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[64/0084] Was ist eine attische tragödie? und daſs die Korinther auf diese bei ihnen, wenn auch nicht durch sie, entstandene gattung besonders stolz waren 29), wie denn auch in der tat der dithyrambos zunächst nur in benachbarten gegenden in aufnahme kam. aber das hilft uns wenig; denn nicht nur wir besitzen keine proben mehr von jenen poesieen, sondern schon unsere antiken berichterstatter kannten die dithyramben des 6. jahrhunderts nur von hörensagen: er- halten hatte sich nichts 30). somit sind wir und waren jene im wesent- lichen auch auf die dithyramben des Pindaros und seiner zeitgenossen angewiesen, und diese unterscheiden sich in nichts auſser einer gewissen metrischen freiheit von den übrigen chorliedern. damals bestand nun die tragödie bereits selbständig neben dem dithyrambos, und so viel liegt 29) Herodot I 23 Ἀρίονα — διϑύραμβον πρῶτον ἀνϑρώπων τῶν ἡμεῖς ἴδμεν ποιήσαντα καὶ οὐνομάσαντα καὶ διδάξαντα ἐν Κορίνϑῳ. Pindar Ol. 13, 18 ταὶ Διωνύσου πόϑεν ἐξέφανεν σὺν βοηλάτᾳ Χάριτες διϑυράμβῳ· d. h. die reize der dionysischen poesie traten zu Korinth in verbindung mit dem dithyrambos auf; der ausdruck ist aber in pindarischer weise persönlich gewandt. Dithyrambos als person ist in attischer weise leicht zu denken, vgl. die vase Welcker A. D. III 125: er ist silen, so gut wie öfter τραγῳδία eine mänade. aber was Pindar sich gedacht hat, kann niemand sagen, weil der ‘stiertreiber’ unbekannt ist. die scholien fabeln von einem stier als siegerpreis: aber der Dorer kennt keine solchen agone. Simonides scheint in demselben sinne βουφόνος gesagt zu haben (Chamaileon bei Athen. X 456c); aber auch das bleibt dunkel. der irrtum, Lasos zum erfinder des dithyrambos zu machen, ist schon im altertum zurückgewiesen, schol. Ar. Vög. 1403. vermutlich glaubte Euphronios, der ihn begieng, gedichte von Lasos zu besitzen, die dann frei- lich die ältesten erhaltenen gewesen wären. 30) Von gedichten des Arion weiſs kein grammatiker. das bei Aelian erhal- tene gedicht ist in den ausgearteten daktyloepitriten verfaſst, welche für den dithy- rambos des 4. jahrhunderts charakteristisch sind, und diesem steht die ethopoeie auch ohne fälscherabsicht wol an. von Lasos glaubten Klearch und Herakleides noch etwas zu haben (Athen. X 455 XIV 624), aber Aristophanes von Byzanz (bei Ael. H. A. VII 47) citirt ihn mit dem ausdruck des zweifels; dann ist er verschollen. Xenokritos von Lokroi blieb im gedächtnis der musikgeschichte, aber nicht einmal seine zeit stand fest, und wenn man ihm dithyramben zuschrieb, weil seine gedichte heroischen inhalt gehabt hätten (s. Plutarch de musica 10, unsicherer herkunft), so hat da der späte dithyramb verwirrung gestiftet. Kleomenes von Rhegion (Ath. IX 402b) sieht vollends nach fälschung aus, dürfte zudem derselbe sein mit einem rhap- soden Kleomenes aus dem 5. jahrhundert (Diog. Laert. VIII 63). selbst von Simonides, der doch wenigstens in Keos und Athen dithyramben aufgeführt hat, ist kein sicher auf sie bezüglicher rest erhalten. was bei Strabon 728 steht ταφῆναι δὲ λέγεται Μέμνων περὶ Πάλτον τᾶς Συρίας παρὰ Βαδᾶν ποταμόν, ώς εἴρηκε Σιμωνίδης ἐν Μέμνονι διϑυράμβῳ τῶν Δηλιακῶν ist nicht nur unverständlich, sondern un- heilbar verdorben. weder konnte Simonides das berichten, noch ist in dem schluſs- worte überhaupt ein sinn: also auch auf den heroischen titel des dithyrambos kein verlaſs.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 64. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/84>, abgerufen am 24.04.2024.