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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889.

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Der Herakles der sage.
rum war. litterargeschichtlich ist nicht so wol das gedicht bedeutsam
als die tatsache, dass sich schon zu Sophokles zeit jemand an dieselbe
aufgabe macht, an der sich, als das epos neubelebt wird, Diotimos von
Adramyttion 78), Phaidimos von Bisanthe 79) und Rhianos von Bena ver-
suchen, auch sie ohne erfolg; obwol Rhianos, der in anziehender weise
die vorliebe für das rauhste altertum mit der pflege des raffinirtesten
modelebens zu verbinden wusste, die bedeutung der zwölfkämpfe ver-
standen hat 80), so dass man bei ihm vielleicht alte traditionen finden

78) Der von Arat (z. b. bei Stephanus s. v. Gargara. alle citate gehen auf
Epaphroditos zurück) verhöhnte dichter, dessen zeit und vaterland so bestimmt wird,
hatte athla Erakleous verfasst. erhalten ist nur ein citat über die Kerkopen durch
einen paroemiographen (ob Zenobios, ist fraglich) bei Suid. Eurubatos und in den
Wiener Lukianscholien zum Alexander. dann hatte ein alter mythograph die leitende
erfindung des Diotimos ausnotirt, dass Her. aus liebe zu Eurystheus die arbeiten
vollbracht hätte. auf ihn gehen durch verschiedene canäle zurück Athen. XIII 603d,
schol. Townl. zu O 639, Clemens Rom. hom. V 15. epigramme des Diotimos hatte
Meleager aufgenommen (gluku melon ap akremonon Diotimou in seiner vorrede 27).
davon sind erhalten A. P. VI 267, 358, VII 227, 475, 733. denn IX 391 Plan. 158
gehören dem spätling aus Milet, von dem Philippos V 106 erhalten hat. VII 261
möchte man dem Dotimos Diopeithous Athenaios geben, den Meleager VII 420 nennt.
79) Die herkunft war unsicher; Herennius Philo bei Steph. Bisanthe. Meleager
hat ihn ausgezogen und vergleicht ihn mit phlox (51). erhalten sind durch ihn vier
gedichte, von denen XIII 2 in Athen verfasst ist. die polymetrie veranlasst, den
dichter noch in das 3. jahrhundert zu setzen. aus der Heraklee ein vers bei Athen.
XI 498 f.
80) Der name des Rhianos ist nur unter einer istoria zu T 119 erhalten, die
jetzt niemand mehr für ihn in anspruch nehmen darf, wie Meineke An. Al. 117. sie
ist aus dem inhalt der Homerstellen und ein par mythographischen scholien zusammen-
gebraut, von denen eines, über die mutter des Eurystheus, daneben rein erhalten
ist (in A und T). auf Rhianos ist nur der letzte satz bezüglich, und auch in diesem
ist ein irrtum: tous athlous telesas kata tas Athenas kai Apollonos uposkheseis
tes athanasias metelaben. denn dieses scholion kehrt im Townl. wieder zu O 639
phasin Eras auto parastases epitassein (nämlich Eurystheus), ton de Ermou
kai Athenas eiponton os dia touto esoito athanatos katadekhesthai (es folgt das
motiv aus Diotimos Heraklee, das scholion ist also vorzüglich gelehrt). Hermes und
Athena sind die geleiter des Her.: Apollon hat da nichts zu suchen. dem com-
pilator im schol. zum T schien der orakelgott passender. also Rhianos hat genau
die stimmung des dodekathlos eingehalten. dass er gleichwol die selbstverbrennung
hatte, darf man aus der erwähnung der Aselena ore bei Trachis im vierten und
letzten buche schliessen, E M s. v. denn dass hier en to d aus to id zu machen
ist, nicht bei Suidas biblia d in id zu ändern, liegt auf der hand. die knaben-
liebe, welcher Rhianos in seinen zierlichen epigrammen huldigt, hat er auch in der
Heraklee geschmackvoller als Diotimos einzuführen gewusst; auf ihn geht ja die
später so geläufige erotische motivirung von Apollons dienstbarkeit bei Admetos

Der Herakles der sage.
rum war. litterargeschichtlich ist nicht so wol das gedicht bedeutsam
als die tatsache, daſs sich schon zu Sophokles zeit jemand an dieselbe
aufgabe macht, an der sich, als das epos neubelebt wird, Diotimos von
Adramyttion 78), Phaidimos von Bisanthe 79) und Rhianos von Bena ver-
suchen, auch sie ohne erfolg; obwol Rhianos, der in anziehender weise
die vorliebe für das rauhste altertum mit der pflege des raffinirtesten
modelebens zu verbinden wuſste, die bedeutung der zwölfkämpfe ver-
standen hat 80), so daſs man bei ihm vielleicht alte traditionen finden

78) Der von Arat (z. b. bei Stephanus s. v. Γάργαρα. alle citate gehen auf
Epaphroditos zurück) verhöhnte dichter, dessen zeit und vaterland so bestimmt wird,
hatte ἆϑλα Ἡρακλέους verfaſst. erhalten ist nur ein citat über die Kerkopen durch
einen paroemiographen (ob Zenobios, ist fraglich) bei Suid. Εὐρύβατος und in den
Wiener Lukianscholien zum Alexander. dann hatte ein alter mythograph die leitende
erfindung des Diotimos ausnotirt, daſs Her. aus liebe zu Eurystheus die arbeiten
vollbracht hätte. auf ihn gehen durch verschiedene canäle zurück Athen. XIII 603d,
schol. Townl. zu O 639, Clemens Rom. hom. V 15. epigramme des Diotimos hatte
Meleager aufgenommen (γλυκὺ μῆλον ἀπ̕ ἀκρεμόνων Διοτίμου in seiner vorrede 27).
davon sind erhalten A. P. VI 267, 358, VII 227, 475, 733. denn IX 391 Plan. 158
gehören dem spätling aus Milet, von dem Philippos V 106 erhalten hat. VII 261
möchte man dem Δώτιμος Διοπείϑους Ἀϑηναῖος geben, den Meleager VII 420 nennt.
79) Die herkunft war unsicher; Herennius Philo bei Steph. Βισάνϑη. Meleager
hat ihn ausgezogen und vergleicht ihn mit φλόξ (51). erhalten sind durch ihn vier
gedichte, von denen XIII 2 in Athen verfaſst ist. die polymetrie veranlaſst, den
dichter noch in das 3. jahrhundert zu setzen. aus der Heraklee ein vers bei Athen.
XI 498 f.
80) Der name des Rhianos ist nur unter einer ἱστορία zu T 119 erhalten, die
jetzt niemand mehr für ihn in anspruch nehmen darf, wie Meineke An. Al. 117. sie
ist aus dem inhalt der Homerstellen und ein par mythographischen scholien zusammen-
gebraut, von denen eines, über die mutter des Eurystheus, daneben rein erhalten
ist (in A und T). auf Rhianos ist nur der letzte satz bezüglich, und auch in diesem
ist ein irrtum: τοὺς ἄϑλους τελέσας κατὰ τὰς Ἀϑηνᾶς καὶ Ἀπόλλωνος ύποσχέσεις
τῆς ἀϑανασίας μετέλαβεν. denn dieses scholion kehrt im Townl. wieder zu O 639
φασὶν Ἥρας αὐτῷ παραστάσης ἐπιτάσσειν (nämlich Eurystheus), τὸν δὲ Ἑρμοῦ
καὶ Ἀϑηνᾶς εἰπόντων ὡς διὰ τοῦτο ἔσοιτο ἀϑάνατος καταδέχεσϑαι (es folgt das
motiv aus Diotimos Heraklee, das scholion ist also vorzüglich gelehrt). Hermes und
Athena sind die geleiter des Her.: Apollon hat da nichts zu suchen. dem com-
pilator im schol. zum T schien der orakelgott passender. also Rhianos hat genau
die stimmung des dodekathlos eingehalten. daſs er gleichwol die selbstverbrennung
hatte, darf man aus der erwähnung der Ἀσέληνα ὄρη bei Trachis im vierten und
letzten buche schlieſsen, E M s. v. denn daſs hier ἐν τῷ δ΄ aus τῷ ιδ΄ zu machen
ist, nicht bei Suidas βιβλία δ΄ in ιδ΄ zu ändern, liegt auf der hand. die knaben-
liebe, welcher Rhianos in seinen zierlichen epigrammen huldigt, hat er auch in der
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später so geläufige erotische motivirung von Apollons dienstbarkeit bei Admetos
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[310/0330] Der Herakles der sage. rum war. litterargeschichtlich ist nicht so wol das gedicht bedeutsam als die tatsache, daſs sich schon zu Sophokles zeit jemand an dieselbe aufgabe macht, an der sich, als das epos neubelebt wird, Diotimos von Adramyttion 78), Phaidimos von Bisanthe 79) und Rhianos von Bena ver- suchen, auch sie ohne erfolg; obwol Rhianos, der in anziehender weise die vorliebe für das rauhste altertum mit der pflege des raffinirtesten modelebens zu verbinden wuſste, die bedeutung der zwölfkämpfe ver- standen hat 80), so daſs man bei ihm vielleicht alte traditionen finden 78) Der von Arat (z. b. bei Stephanus s. v. Γάργαρα. alle citate gehen auf Epaphroditos zurück) verhöhnte dichter, dessen zeit und vaterland so bestimmt wird, hatte ἆϑλα Ἡρακλέους verfaſst. erhalten ist nur ein citat über die Kerkopen durch einen paroemiographen (ob Zenobios, ist fraglich) bei Suid. Εὐρύβατος und in den Wiener Lukianscholien zum Alexander. dann hatte ein alter mythograph die leitende erfindung des Diotimos ausnotirt, daſs Her. aus liebe zu Eurystheus die arbeiten vollbracht hätte. auf ihn gehen durch verschiedene canäle zurück Athen. XIII 603d, schol. Townl. zu O 639, Clemens Rom. hom. V 15. epigramme des Diotimos hatte Meleager aufgenommen (γλυκὺ μῆλον ἀπ̕ ἀκρεμόνων Διοτίμου in seiner vorrede 27). davon sind erhalten A. P. VI 267, 358, VII 227, 475, 733. denn IX 391 Plan. 158 gehören dem spätling aus Milet, von dem Philippos V 106 erhalten hat. VII 261 möchte man dem Δώτιμος Διοπείϑους Ἀϑηναῖος geben, den Meleager VII 420 nennt. 79) Die herkunft war unsicher; Herennius Philo bei Steph. Βισάνϑη. Meleager hat ihn ausgezogen und vergleicht ihn mit φλόξ (51). erhalten sind durch ihn vier gedichte, von denen XIII 2 in Athen verfaſst ist. die polymetrie veranlaſst, den dichter noch in das 3. jahrhundert zu setzen. aus der Heraklee ein vers bei Athen. XI 498 f. 80) Der name des Rhianos ist nur unter einer ἱστορία zu T 119 erhalten, die jetzt niemand mehr für ihn in anspruch nehmen darf, wie Meineke An. Al. 117. sie ist aus dem inhalt der Homerstellen und ein par mythographischen scholien zusammen- gebraut, von denen eines, über die mutter des Eurystheus, daneben rein erhalten ist (in A und T). auf Rhianos ist nur der letzte satz bezüglich, und auch in diesem ist ein irrtum: τοὺς ἄϑλους τελέσας κατὰ τὰς Ἀϑηνᾶς καὶ Ἀπόλλωνος ύποσχέσεις τῆς ἀϑανασίας μετέλαβεν. denn dieses scholion kehrt im Townl. wieder zu O 639 φασὶν Ἥρας αὐτῷ παραστάσης ἐπιτάσσειν (nämlich Eurystheus), τὸν δὲ Ἑρμοῦ καὶ Ἀϑηνᾶς εἰπόντων ὡς διὰ τοῦτο ἔσοιτο ἀϑάνατος καταδέχεσϑαι (es folgt das motiv aus Diotimos Heraklee, das scholion ist also vorzüglich gelehrt). Hermes und Athena sind die geleiter des Her.: Apollon hat da nichts zu suchen. dem com- pilator im schol. zum T schien der orakelgott passender. also Rhianos hat genau die stimmung des dodekathlos eingehalten. daſs er gleichwol die selbstverbrennung hatte, darf man aus der erwähnung der Ἀσέληνα ὄρη bei Trachis im vierten und letzten buche schlieſsen, E M s. v. denn daſs hier ἐν τῷ δ΄ aus τῷ ιδ΄ zu machen ist, nicht bei Suidas βιβλία δ΄ in ιδ΄ zu ändern, liegt auf der hand. die knaben- liebe, welcher Rhianos in seinen zierlichen epigrammen huldigt, hat er auch in der Heraklee geschmackvoller als Diotimos einzuführen gewuſst; auf ihn geht ja die später so geläufige erotische motivirung von Apollons dienstbarkeit bei Admetos

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Einleitung in die attische Tragödie (Euripides Herakles erklärt, Bd. 1). Berlin, 1889, S. 310. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_tragoedie_1889/330>, abgerufen am 19.04.2024.