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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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II. 7. Der athenische name.
und M. M. f. Corn. Cicero einem Egesippos Egesiou Sounieus o kai
Krobulos gleichgesetzt werden muss. aber unter den männern sind
solche namen immerhin ausnahmen20); die frauen dagegen sind sehr viel
mehr wie sclaven behandelt, und Plaggon (puppe), Mammarion,
Philoumene, Edule Korinna Gluke Gorgo Murrine Erinna (was
attisch Earine wäre) heissen auch matronen; nur in der höheren attischen
gesellschaft und demgemäss im fünften jahrhundert in der ganzen gut-
bürgerlichen sphaere ist man darauf aus männern und frauen volle namen
zu geben. doch sind die kosenamen natürlich bei den frauen verbrei-
teter und nicht immer von den eigentlichen spitznamen zu trennen.21)


Trebius kehren als Phuleus Phullis, Laios, Phullidas Ladas wieder. in Athen heisst
ein geschlecht Phullidai, mit dessen ableitung sich Töpffer 309 unnötige mühe macht:
die verdoppelung des l ist ganz in der ordnung. aber was die bedeutung dieser
namen 'zugehöriger des volkes, stammes' sein soll, ist mir unklar.
20) Der spitzname erhält erst im dritten jahrhundert nach Christo seine feste
bildung, weil die sprache mit den alten formen nicht mehr zufrieden ist und nach
bedeutsamen wahlnamen sucht. die namen von barbaren, Aegyptern z. b. und Juden,
arbeiten dieser sitte vor, auch die seltsame adoption des vaternamens im nominativ
(Areios Didumos, Erodes Attikos) gehört dahin. die bildungen aber auf -ios (dessen
schreibung einerlei ist, auch in Basileios ist es ein unbetontes i, und die aussprache
Basilios ist ganz unberechtigt) sind den alten Dionusios Demetrios ganz analog.
der Diogenes, der sich nach Diogenes Laertiade den Laertier nannte, oder wer
nach Platon oder Nestor oder Caesar oder dem purpur seiner heimat oder nach
irgend welchen vorhandenen oder gewünschten eigenschaften den zunamen erhielt,
Eusebeios Gregorios Euteknios, Pulcheria Prudentius Constantius, sie alle sind
wieder bedeutungsvoll und individuell: es ist ein zeichen davon, dass die alte cultur
und sprache tot ist, wenn man eine neue onomatologie braucht, aber dass man sie
sich schaffen konnte, ist ein unverächtliches zeugnis für die leistungsfähigkeit jener
zeit. natürlich tritt der beiname, so lange er nur das ist, an das ende der namen-
reihe. nur die modernen wollen das nicht gelten lassen.
21) Ganz den weiblichen menschennamen stehen die der schiffe gleich; das
sind die einzigen unbelebten wesen, werke von menschenhand, die der Hellene in-
dividualisirt; er tut es, weil er sie wirklich als beseelt empfindet, wie am besten
die reizende erfindung des Aristophanes oder vielmehr Eupolis Ritt. 1300 zeigt.
der widersinn, ein stück geschmiedetes metall zu benamsen, den die erfinder
des schwertes Durandarte u. dgl. begangen haben, offenbar im gefühle ihrer
barbarischen unfähigkeit, so etwas zu machen, liegt den Hellenen selbst in der
ritterzeit fern. von wilden bestien der sage führen ein par drachen einen namen,
Ladon, der die Hesperidenäpfel bewacht, aber eigentlich der arkadische fluss ist,
Porkis und Chariboia, die die söhne des Laokoon töten (onomata opheon paraphrase
zu Lykophron 347), Sthennis, der drache von Aulis (Porphyr. zu B 308). sonst
empfindet der Hellene das individuelle im tiere spärlich. weil er das typische in
ihm erfasst, hat er die fabel erfunden und den fuchs Kerdo, den affen Kallias
benannt, nicht einen Reinhard und Isegrimm. auch die vögel pflegen keinen indi-

II. 7. Der athenische name.
und M. M. f. Corn. Cicero einem Ἡγήσιππος Ἡγησίου Σουνιεὺς ὁ καὶ
Κϱωβύλος gleichgesetzt werden muſs. aber unter den männern sind
solche namen immerhin ausnahmen20); die frauen dagegen sind sehr viel
mehr wie sclaven behandelt, und Πλαγγών (puppe), Μαμμάϱιον,
Φιλουμένη, Ἡδύλη Κόϱιννα Γλύκη Γοϱγώ Μυϱϱίνη Ἤϱιννα (was
attisch Ἐαϱίνη wäre) heiſsen auch matronen; nur in der höheren attischen
gesellschaft und demgemäſs im fünften jahrhundert in der ganzen gut-
bürgerlichen sphaere ist man darauf aus männern und frauen volle namen
zu geben. doch sind die kosenamen natürlich bei den frauen verbrei-
teter und nicht immer von den eigentlichen spitznamen zu trennen.21)


Trebius kehren als Φυλεύς Φῦλλις, Λάιος, Φυλλίδας Λᾴδας wieder. in Athen heiſst
ein geschlecht Φυλλίδαι, mit dessen ableitung sich Töpffer 309 unnötige mühe macht:
die verdoppelung des λ ist ganz in der ordnung. aber was die bedeutung dieser
namen ‘zugehöriger des volkes, stammes’ sein soll, ist mir unklar.
20) Der spitzname erhält erst im dritten jahrhundert nach Christo seine feste
bildung, weil die sprache mit den alten formen nicht mehr zufrieden ist und nach
bedeutsamen wahlnamen sucht. die namen von barbaren, Aegyptern z. b. und Juden,
arbeiten dieser sitte vor, auch die seltsame adoption des vaternamens im nominativ
(Ἄϱειος Δίδυμος, Ἡϱῴδης Ἄττικος) gehört dahin. die bildungen aber auf -ιος (dessen
schreibung einerlei ist, auch in Βασίλειος ist es ein unbetontes i, und die aussprache
Basilῑos ist ganz unberechtigt) sind den alten Διονύσιος Δημήτϱιος ganz analog.
der Diogenes, der sich nach Διογενὲς Λαεϱτιάδη den Laertier nannte, oder wer
nach Platon oder Nestor oder Caesar oder dem purpur seiner heimat oder nach
irgend welchen vorhandenen oder gewünschten eigenschaften den zunamen erhielt,
Εὐσέβειος Γϱηγόϱιος Εὐτέκνιος, Pulcheria Prudentius Constantius, sie alle sind
wieder bedeutungsvoll und individuell: es ist ein zeichen davon, daſs die alte cultur
und sprache tot ist, wenn man eine neue onomatologie braucht, aber daſs man sie
sich schaffen konnte, ist ein unverächtliches zeugnis für die leistungsfähigkeit jener
zeit. natürlich tritt der beiname, so lange er nur das ist, an das ende der namen-
reihe. nur die modernen wollen das nicht gelten lassen.
21) Ganz den weiblichen menschennamen stehen die der schiffe gleich; das
sind die einzigen unbelebten wesen, werke von menschenhand, die der Hellene in-
dividualisirt; er tut es, weil er sie wirklich als beseelt empfindet, wie am besten
die reizende erfindung des Aristophanes oder vielmehr Eupolis Ritt. 1300 zeigt.
der widersinn, ein stück geschmiedetes metall zu benamsen, den die erfinder
des schwertes Durandarte u. dgl. begangen haben, offenbar im gefühle ihrer
barbarischen unfähigkeit, so etwas zu machen, liegt den Hellenen selbst in der
ritterzeit fern. von wilden bestien der sage führen ein par drachen einen namen,
Ladon, der die Hesperidenäpfel bewacht, aber eigentlich der arkadische fluſs ist,
Porkis und Chariboia, die die söhne des Laokoon töten (ὀνόματα ὄφεων paraphrase
zu Lykophron 347), Sthennis, der drache von Aulis (Porphyr. zu B 308). sonst
empfindet der Hellene das individuelle im tiere spärlich. weil er das typische in
ihm erfaſst, hat er die fabel erfunden und den fuchs Κεϱδώ, den affen Καλλίας
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[178/0188] II. 7. Der athenische name. und M. M. f. Corn. Cicero einem Ἡγήσιππος Ἡγησίου Σουνιεὺς ὁ καὶ Κϱωβύλος gleichgesetzt werden muſs. aber unter den männern sind solche namen immerhin ausnahmen 20); die frauen dagegen sind sehr viel mehr wie sclaven behandelt, und Πλαγγών (puppe), Μαμμάϱιον, Φιλουμένη, Ἡδύλη Κόϱιννα Γλύκη Γοϱγώ Μυϱϱίνη Ἤϱιννα (was attisch Ἐαϱίνη wäre) heiſsen auch matronen; nur in der höheren attischen gesellschaft und demgemäſs im fünften jahrhundert in der ganzen gut- bürgerlichen sphaere ist man darauf aus männern und frauen volle namen zu geben. doch sind die kosenamen natürlich bei den frauen verbrei- teter und nicht immer von den eigentlichen spitznamen zu trennen. 21) 19) 20) Der spitzname erhält erst im dritten jahrhundert nach Christo seine feste bildung, weil die sprache mit den alten formen nicht mehr zufrieden ist und nach bedeutsamen wahlnamen sucht. die namen von barbaren, Aegyptern z. b. und Juden, arbeiten dieser sitte vor, auch die seltsame adoption des vaternamens im nominativ (Ἄϱειος Δίδυμος, Ἡϱῴδης Ἄττικος) gehört dahin. die bildungen aber auf -ιος (dessen schreibung einerlei ist, auch in Βασίλειος ist es ein unbetontes i, und die aussprache Basilῑos ist ganz unberechtigt) sind den alten Διονύσιος Δημήτϱιος ganz analog. der Diogenes, der sich nach Διογενὲς Λαεϱτιάδη den Laertier nannte, oder wer nach Platon oder Nestor oder Caesar oder dem purpur seiner heimat oder nach irgend welchen vorhandenen oder gewünschten eigenschaften den zunamen erhielt, Εὐσέβειος Γϱηγόϱιος Εὐτέκνιος, Pulcheria Prudentius Constantius, sie alle sind wieder bedeutungsvoll und individuell: es ist ein zeichen davon, daſs die alte cultur und sprache tot ist, wenn man eine neue onomatologie braucht, aber daſs man sie sich schaffen konnte, ist ein unverächtliches zeugnis für die leistungsfähigkeit jener zeit. natürlich tritt der beiname, so lange er nur das ist, an das ende der namen- reihe. nur die modernen wollen das nicht gelten lassen. 21) Ganz den weiblichen menschennamen stehen die der schiffe gleich; das sind die einzigen unbelebten wesen, werke von menschenhand, die der Hellene in- dividualisirt; er tut es, weil er sie wirklich als beseelt empfindet, wie am besten die reizende erfindung des Aristophanes oder vielmehr Eupolis Ritt. 1300 zeigt. der widersinn, ein stück geschmiedetes metall zu benamsen, den die erfinder des schwertes Durandarte u. dgl. begangen haben, offenbar im gefühle ihrer barbarischen unfähigkeit, so etwas zu machen, liegt den Hellenen selbst in der ritterzeit fern. von wilden bestien der sage führen ein par drachen einen namen, Ladon, der die Hesperidenäpfel bewacht, aber eigentlich der arkadische fluſs ist, Porkis und Chariboia, die die söhne des Laokoon töten (ὀνόματα ὄφεων paraphrase zu Lykophron 347), Sthennis, der drache von Aulis (Porphyr. zu B 308). sonst empfindet der Hellene das individuelle im tiere spärlich. weil er das typische in ihm erfaſst, hat er die fabel erfunden und den fuchs Κεϱδώ, den affen Καλλίας benannt, nicht einen Reinhard und Isegrimm. auch die vögel pflegen keinen indi- 19) Trebius kehren als Φυλεύς Φῦλλις, Λάιος, Φυλλίδας Λᾴδας wieder. in Athen heiſst ein geschlecht Φυλλίδαι, mit dessen ableitung sich Töpffer 309 unnötige mühe macht: die verdoppelung des λ ist ganz in der ordnung. aber was die bedeutung dieser namen ‘zugehöriger des volkes, stammes’ sein soll, ist mir unklar.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 178. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/188>, abgerufen am 29.03.2024.