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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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Trittyen in der ekklesia. trittyen im rate.
zugeben, dass die institution verkümmert war. denn die sulloges der
Aigeis sind auf dem steine 872 aus Gargettos Ikaria Herchia, also alle
drei aus dem landkreise. die trittys war zum drittel geworden. übrigens
sind auch diese steine der Pnyx niemals erneuert; der zweck, dem sie
dienten, war fortgefallen.

Gehalten haben sich die trittyen im rate, da noch Aristoteles (44, 1)Trittyen
im rate.

angibt, dass immer eine trittys der prytanen im rathause anwesend sein
musste. diese bestimmung wird sich auch gehalten haben, als es 600
ratsherren gab, denn in den jahren 299--94 begegnen uns, zum letzten
male in den inschriften, trittyarchen, die mit einem sonst unerhörten
exetastes zusammen die kleinen ausgaben besorgen, die sonst der tamias
tes boules kai tou demou zu leisten hat. 55) das wird also ein aus-
schuss des täglich amtirenden teiles der prytanen sein. 56) aber damals
bestanden schon Antigonis und Demetrias, die in räumlich geschlossene
kreise nicht zerfallen sind. somit sind aus ihren demen trittyen wol
schwerlich formirt, und die des rates sind nichts als drittel. dann kann
es gut und gerne auch 340 schon ebenso gewesen sein. aber ehedem
hat man den trittyen grössere bedeutung beigemessen. die prytanen-
listen konnten oben zur ortsbestimmung der trittyen vielfach benutzt
werden, weil sie zum teil nach ihnen geordnet sind, und noch viel mehr
haben wenigstens noch drei columnen, wenn auch die aufzählung der
demoten nicht mehr der trittys folgt. 57) so wird es eine zeit gegeben haben,
wo wirklich die trittys ein drittel der fünfzig ratsherrn präsentirte, und das
war nicht unwesentlich, sondern ein schutz der minoritäten. die Acharner
mochten eine ganze trittys sein und an zahl sehr viel mehr als ein
drittel der Oineis: wenn auf die trittys ein drittel kam, konnten sie nie-
mals 22 ratsstellen occupiren wie auf der liste II 868.

In der beamtenschaft entsprechen die meisten collegien den phylenTrittyen
in der
beamten-
schaft.

und haben deshalb zehn mitglieder. aber das fünfte jahrhundert zeigt
mehrere von 30 männern, die also den trittyen entsprechen können. die
30 sulloges tou demou haben wir schon kennen gelernt, und für sie

55) Zu den psephismen ist ein neues getreten Delt. arkh. 88, 112, wo etwa
so zu schreiben ist merisai to analoma e[is tauta ton exetaste]n kai tous trit-
tuarkhous.
56) C. Schaefer hat diesen ausschuss mit den sulloges tou demou identificiren
wollen; dem hat Köhler widersprochen, und in der tat scheint mir die obige deu-
tung vorzuziehen.
57) Die ratsherren sassen im ratshause seit 409 auf festen plätzen (Philochoros
schol. Ar. Pl. 972). aber wenn dabei auch die trittyenordnung beobachtet sein kann,
so hatte das doch keine praktische bedeutung.

Trittyen in der ekklesia. trittyen im rate.
zugeben, daſs die institution verkümmert war. denn die συλλογῆς der
Aigeis sind auf dem steine 872 aus Gargettos Ikaria Herchia, also alle
drei aus dem landkreise. die trittys war zum drittel geworden. übrigens
sind auch diese steine der Pnyx niemals erneuert; der zweck, dem sie
dienten, war fortgefallen.

Gehalten haben sich die trittyen im rate, da noch Aristoteles (44, 1)Trittyen
im rate.

angibt, daſs immer eine trittys der prytanen im rathause anwesend sein
muſste. diese bestimmung wird sich auch gehalten haben, als es 600
ratsherren gab, denn in den jahren 299—94 begegnen uns, zum letzten
male in den inschriften, trittyarchen, die mit einem sonst unerhörten
ἐξεταστής zusammen die kleinen ausgaben besorgen, die sonst der ταμίας
τῆς βουλῆς καὶ τοῦ δήμου zu leisten hat. 55) das wird also ein aus-
schuſs des täglich amtirenden teiles der prytanen sein. 56) aber damals
bestanden schon Antigonis und Demetrias, die in räumlich geschlossene
kreise nicht zerfallen sind. somit sind aus ihren demen trittyen wol
schwerlich formirt, und die des rates sind nichts als drittel. dann kann
es gut und gerne auch 340 schon ebenso gewesen sein. aber ehedem
hat man den trittyen gröſsere bedeutung beigemessen. die prytanen-
listen konnten oben zur ortsbestimmung der trittyen vielfach benutzt
werden, weil sie zum teil nach ihnen geordnet sind, und noch viel mehr
haben wenigstens noch drei columnen, wenn auch die aufzählung der
demoten nicht mehr der trittys folgt. 57) so wird es eine zeit gegeben haben,
wo wirklich die trittys ein drittel der fünfzig ratsherrn präsentirte, und das
war nicht unwesentlich, sondern ein schutz der minoritäten. die Acharner
mochten eine ganze trittys sein und an zahl sehr viel mehr als ein
drittel der Oineis: wenn auf die trittys ein drittel kam, konnten sie nie-
mals 22 ratsstellen occupiren wie auf der liste II 868.

In der beamtenschaft entsprechen die meisten collegien den phylenTrittyen
in der
beamten-
schaft.

und haben deshalb zehn mitglieder. aber das fünfte jahrhundert zeigt
mehrere von 30 männern, die also den trittyen entsprechen können. die
30 συλλογῆς τοῦ δήμου haben wir schon kennen gelernt, und für sie

55) Zu den psephismen ist ein neues getreten Δελτ. ἀϱχ. 88, 112, wo etwa
so zu schreiben ist μεϱίσαι τὸ ἀνάλωμα ε[ἰς ταῦτα τὸν ἐξεταστὴ]ν καὶ τοὺς τϱιτ-
τυάϱχους.
56) C. Schaefer hat diesen ausschuſs mit den συλλογῆς τοῦ δήμου identificiren
wollen; dem hat Köhler widersprochen, und in der tat scheint mir die obige deu-
tung vorzuziehen.
57) Die ratsherren saſsen im ratshause seit 409 auf festen plätzen (Philochoros
schol. Ar. Pl. 972). aber wenn dabei auch die trittyenordnung beobachtet sein kann,
so hatte das doch keine praktische bedeutung.
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[167/0177] Trittyen in der ekklesia. trittyen im rate. zugeben, daſs die institution verkümmert war. denn die συλλογῆς der Aigeis sind auf dem steine 872 aus Gargettos Ikaria Herchia, also alle drei aus dem landkreise. die trittys war zum drittel geworden. übrigens sind auch diese steine der Pnyx niemals erneuert; der zweck, dem sie dienten, war fortgefallen. Gehalten haben sich die trittyen im rate, da noch Aristoteles (44, 1) angibt, daſs immer eine trittys der prytanen im rathause anwesend sein muſste. diese bestimmung wird sich auch gehalten haben, als es 600 ratsherren gab, denn in den jahren 299—94 begegnen uns, zum letzten male in den inschriften, trittyarchen, die mit einem sonst unerhörten ἐξεταστής zusammen die kleinen ausgaben besorgen, die sonst der ταμίας τῆς βουλῆς καὶ τοῦ δήμου zu leisten hat. 55) das wird also ein aus- schuſs des täglich amtirenden teiles der prytanen sein. 56) aber damals bestanden schon Antigonis und Demetrias, die in räumlich geschlossene kreise nicht zerfallen sind. somit sind aus ihren demen trittyen wol schwerlich formirt, und die des rates sind nichts als drittel. dann kann es gut und gerne auch 340 schon ebenso gewesen sein. aber ehedem hat man den trittyen gröſsere bedeutung beigemessen. die prytanen- listen konnten oben zur ortsbestimmung der trittyen vielfach benutzt werden, weil sie zum teil nach ihnen geordnet sind, und noch viel mehr haben wenigstens noch drei columnen, wenn auch die aufzählung der demoten nicht mehr der trittys folgt. 57) so wird es eine zeit gegeben haben, wo wirklich die trittys ein drittel der fünfzig ratsherrn präsentirte, und das war nicht unwesentlich, sondern ein schutz der minoritäten. die Acharner mochten eine ganze trittys sein und an zahl sehr viel mehr als ein drittel der Oineis: wenn auf die trittys ein drittel kam, konnten sie nie- mals 22 ratsstellen occupiren wie auf der liste II 868. Trittyen im rate. In der beamtenschaft entsprechen die meisten collegien den phylen und haben deshalb zehn mitglieder. aber das fünfte jahrhundert zeigt mehrere von 30 männern, die also den trittyen entsprechen können. die 30 συλλογῆς τοῦ δήμου haben wir schon kennen gelernt, und für sie Trittyen in der beamten- schaft. 55) Zu den psephismen ist ein neues getreten Δελτ. ἀϱχ. 88, 112, wo etwa so zu schreiben ist μεϱίσαι τὸ ἀνάλωμα ε[ἰς ταῦτα τὸν ἐξεταστὴ]ν καὶ τοὺς τϱιτ- τυάϱχους. 56) C. Schaefer hat diesen ausschuſs mit den συλλογῆς τοῦ δήμου identificiren wollen; dem hat Köhler widersprochen, und in der tat scheint mir die obige deu- tung vorzuziehen. 57) Die ratsherren saſsen im ratshause seit 409 auf festen plätzen (Philochoros schol. Ar. Pl. 972). aber wenn dabei auch die trittyenordnung beobachtet sein kann, so hatte das doch keine praktische bedeutung.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 167. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/177>, abgerufen am 28.03.2024.