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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893.

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Hippothontis.

Von der Hippothontis gibt der grenzstein des hafens I 517 die trit-Hippo-
thontis.

tyen Eleusis und Peiraieus. an diesen grenzen Koile Keiriadai Thymai-
tadai Korydallos: das ist der stadtkreis; von der künftigen bedeutung des
hafens konnte Kleisthenes nichts ahnen. immerhin war Thymaitadai ein
alter hafenplatz, und Munichia, dessen namen er durch Peiraieus ersetzte,
eine alte inselburg, die so viel maritime bedeutung gehabt haben muss,
wie der hauptort des küstenkreises Eleusis, der sich wie der thriasische
neben ihm, bis auf den kamm des gebirges erstreckte, denn Oinoe ge-
hört dazu; dazwischen wird noch ein oder der andere geringe demos
liegen20): das alteleusinische reich war ungleich stärker centralisirt als
das kekropische Athen. den charakter des küstenkreises hat Kleisthenes
in dieser phyle durch eine sehr starke abweichung von der localen zu-
sammengehörigkeit bewirkt, indem er Azenia, nahe bei Sunion, zu Eleusis
in dieselbe trittys versetzte. die landtrittys wird durch Dekeleia, nach
dem wir sie benennen können, sammt seinem Oion und Sphendale sicher
bestimmt; auch hier müssen noch ein par kleine gemeinden gelegen
haben, zu denen die der wilden birnbäume, Acherdus, wol sicher gezählt
werden darf.21)

Von der Akamantis ist die städtische trittys der Kerameer bezeugt
(I 500); das andere ist aber so schwer, dass die antwort erst nach be-
sprechung aller anderen phylen versucht werden kann.


20) Von diesen weist Milchhöfer s. 33 die Auridai auf ländlichen grabsteinen
nach, an der heiligen strasse gefunden. ich weiss nicht, ob sie demselben demos
angehören können wie das dorf Magula, nördlich von Eleusis: dort ist ein phylen-
beschluss gefunden (Mitteil. Ath. X 111), natürlich der Hippothontis. der heros,
Kerkyons sohn, gehört in diese gegend. weil sein heiligtum hier war, haben wir
keine prytanenlisten und phylenbeschlüsse seiner phyle aus der stadt. II 567b ist
ein solcher, im Asklepieion gefunden; es steht aber auch darin, dass er dort und
in dem Hippothontion aufgestellt werden sollte; Pausanias erwähnt dieses an der
heiligen strasse noch vor der Kephisosbrücke (l 38, 4). der stein war also sicher
nach Magula verschleppt.
21) Die vermutung von Dragumis Anakaia in der flur Anakasa nördlich der
stadt zu finden (Athen. X 50) ist beseitigt.
Hippothontis.

Von der Hippothontis gibt der grenzstein des hafens I 517 die trit-Hippo-
thontis.

tyen Eleusis und Peiraieus. an diesen grenzen Koile Keiriadai Thymai-
tadai Korydallos: das ist der stadtkreis; von der künftigen bedeutung des
hafens konnte Kleisthenes nichts ahnen. immerhin war Thymaitadai ein
alter hafenplatz, und Munichia, dessen namen er durch Peiraieus ersetzte,
eine alte inselburg, die so viel maritime bedeutung gehabt haben muſs,
wie der hauptort des küstenkreises Eleusis, der sich wie der thriasische
neben ihm, bis auf den kamm des gebirges erstreckte, denn Oinoe ge-
hört dazu; dazwischen wird noch ein oder der andere geringe demos
liegen20): das alteleusinische reich war ungleich stärker centralisirt als
das kekropische Athen. den charakter des küstenkreises hat Kleisthenes
in dieser phyle durch eine sehr starke abweichung von der localen zu-
sammengehörigkeit bewirkt, indem er Azenia, nahe bei Sunion, zu Eleusis
in dieselbe trittys versetzte. die landtrittys wird durch Dekeleia, nach
dem wir sie benennen können, sammt seinem Oion und Sphendale sicher
bestimmt; auch hier müssen noch ein par kleine gemeinden gelegen
haben, zu denen die der wilden birnbäume, Acherdus, wol sicher gezählt
werden darf.21)

Von der Akamantis ist die städtische trittys der Kerameer bezeugt
(I 500); das andere ist aber so schwer, daſs die antwort erst nach be-
sprechung aller anderen phylen versucht werden kann.


20) Von diesen weist Milchhöfer s. 33 die Αὐϱίδαι auf ländlichen grabsteinen
nach, an der heiligen straſse gefunden. ich weiſs nicht, ob sie demselben demos
angehören können wie das dorf Magula, nördlich von Eleusis: dort ist ein phylen-
beschluſs gefunden (Mitteil. Ath. X 111), natürlich der Hippothontis. der heros,
Kerkyons sohn, gehört in diese gegend. weil sein heiligtum hier war, haben wir
keine prytanenlisten und phylenbeschlüsse seiner phyle aus der stadt. II 567b ist
ein solcher, im Asklepieion gefunden; es steht aber auch darin, daſs er dort und
in dem Hippothontion aufgestellt werden sollte; Pausanias erwähnt dieses an der
heiligen straſse noch vor der Kephisosbrücke (l 38, 4). der stein war also sicher
nach Magula verschleppt.
21) Die vermutung von Dragumis Anakaia in der flur Anakasa nördlich der
stadt zu finden (Ἀϑήν. X 50) ist beseitigt.
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[153/0163] Hippothontis. Von der Hippothontis gibt der grenzstein des hafens I 517 die trit- tyen Eleusis und Peiraieus. an diesen grenzen Koile Keiriadai Thymai- tadai Korydallos: das ist der stadtkreis; von der künftigen bedeutung des hafens konnte Kleisthenes nichts ahnen. immerhin war Thymaitadai ein alter hafenplatz, und Munichia, dessen namen er durch Peiraieus ersetzte, eine alte inselburg, die so viel maritime bedeutung gehabt haben muſs, wie der hauptort des küstenkreises Eleusis, der sich wie der thriasische neben ihm, bis auf den kamm des gebirges erstreckte, denn Oinoe ge- hört dazu; dazwischen wird noch ein oder der andere geringe demos liegen 20): das alteleusinische reich war ungleich stärker centralisirt als das kekropische Athen. den charakter des küstenkreises hat Kleisthenes in dieser phyle durch eine sehr starke abweichung von der localen zu- sammengehörigkeit bewirkt, indem er Azenia, nahe bei Sunion, zu Eleusis in dieselbe trittys versetzte. die landtrittys wird durch Dekeleia, nach dem wir sie benennen können, sammt seinem Oion und Sphendale sicher bestimmt; auch hier müssen noch ein par kleine gemeinden gelegen haben, zu denen die der wilden birnbäume, Acherdus, wol sicher gezählt werden darf. 21) Hippo- thontis. Von der Akamantis ist die städtische trittys der Kerameer bezeugt (I 500); das andere ist aber so schwer, daſs die antwort erst nach be- sprechung aller anderen phylen versucht werden kann. 20) Von diesen weist Milchhöfer s. 33 die Αὐϱίδαι auf ländlichen grabsteinen nach, an der heiligen straſse gefunden. ich weiſs nicht, ob sie demselben demos angehören können wie das dorf Magula, nördlich von Eleusis: dort ist ein phylen- beschluſs gefunden (Mitteil. Ath. X 111), natürlich der Hippothontis. der heros, Kerkyons sohn, gehört in diese gegend. weil sein heiligtum hier war, haben wir keine prytanenlisten und phylenbeschlüsse seiner phyle aus der stadt. II 567b ist ein solcher, im Asklepieion gefunden; es steht aber auch darin, daſs er dort und in dem Hippothontion aufgestellt werden sollte; Pausanias erwähnt dieses an der heiligen straſse noch vor der Kephisosbrücke (l 38, 4). der stein war also sicher nach Magula verschleppt. 21) Die vermutung von Dragumis Anakaia in der flur Anakasa nördlich der stadt zu finden (Ἀϑήν. X 50) ist beseitigt.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 2. Berlin, 1893, S. 153. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles02_1893/163>, abgerufen am 20.04.2024.