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Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893.

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I. 5. Thukydides.
gehalten hatte. er besteht aus dem eigentlichen antrage (a), dahin gehend,
dass das bereits bestehende collegium der 10 probulen (über das Aristo-
teles hier nichts bemerkt hat)6) zu einem von 30 suggraphes ergänzt
werden solle, mit der instruction, anträge peri tes soterias zu for-
muliren7), und einem amendement (b), das Aristoteles einer nicht unan-
fechtbaren kritik unterzieht.8) es folgen die anträge dieser 30 sullra-
phes (B), der erste zur geschäftsordnung, dahin gehend, die annahme
des zweiten materiellen zu erzwingen (a), der zweite, den ersatz des
volkes durch die 5000 an leib und gut leistungsfähigsten und die wahl
von 100 vertrauensmännern9) durch die phylen, die dann die 5000 zu

6) Wir kennen die einsetzung durch Thuk. 8, 1, die stellung der probulen
durch die Lysistrate. Aristoteles verfügte über anekdotisches material, rhet. III 18,
das durchaus glaubwürdig klingt. es folgt daraus, was natürlich ist, dass sie die ein-
setzung der oligarchie geschehen liessen. sowol Sophokles wie Hagnon (Lys. 12, 65)
der vater des Theramenes, waren durch alter, vermögen und politische carriere zu
dem amte berufen. Sophokles vertrat die Aigeis, Hagnon von Steiria die Pandionis.
7) Es ist das die form, mit der der rat eine allgemeine politische debatte auf
die tagesordnung setzt, sich der eigenen initiative begebend, das probuleuma in der
form wahrend. eine solche debatte peri soterias ist die voraussetzung für den
staatsstreich der Praxagora, und die tagesordnung wird auch ausdrücklich angegeben
(Ekkles. 394 edoxe tois prutanesi peri soterias gnomas protheinai tes poleos
u. ö.). von derselben zeit sagt Isaios 5, 37 eisphoron tosouton gegenemenoo eis
ton polemon kai ten soterian tes poleos. noch im Areopagitikos fingirt Iso-
krates, peri soterias ten prosodon epoiesamen. es liegt in der sache selbst, dass
das volk in diesen fällen sehr oft die adeia für die vorschläge vorab geben musste,
schon weil der antrag auf eine directe steuer oder eine anleihe nicht anders gestellt
werden konnte.
8) Kleitophon erscheint bei den verhandlungen über die Lysandrische verfas-
sung neben Theramenes, aber auch neben Phormisios und Archinos als ein vertreter
der patrios politeia (34, 3). zu Theramenes stellt ihn auch Aristophanes Frösche 967.
wenn er 411 auch eine prüfung der Kleisthenischen verfassung verlangt, die er für
patrios hält, so braucht das nicht, wie Aristoteles annimmt, in der irrigen
voraussetzung geschehn zu sein, dass sie keine demokratische gewesen wäre,
sondern es kann ein überzeugter demokrat den machenschaften der oligarchen
durch sein amendement haben abbruch tun wollen. gegenüber der verfassung der
400 ist die Kleisthenische sowol demotike wie patrios. damit will ich gar nicht
bestreiten, dass Aristoteles recht haben kann; im gegenteil, die einführung des
Kleitophon im platonischen Staate (danach in dem schlechten dialoge, der nach ihm
heisst) spricht dafür, dass die Platoniker über den mann mehr wussten; aber was
Aristoteles sagt, und was wir noch wissen, lässt für eine andere auffassung raum.
9) Den namen katalogeus, den die rede für Polystratos liefert, hat die urkunde
nicht. vielleicht nur auf das uns bekannte material gründet sich die jedenfalls nichts
weiter brauchbares lehrende glosse katalogeus, die in den brechungen Phot. Bekk.
An. 270 und 190 vorliegt, übrigens die kataloges und suggraphes zusammenwirft.

I. 5. Thukydides.
gehalten hatte. er besteht aus dem eigentlichen antrage (a), dahin gehend,
daſs das bereits bestehende collegium der 10 probulen (über das Aristo-
teles hier nichts bemerkt hat)6) zu einem von 30 συγγϱαφῆς ergänzt
werden solle, mit der instruction, anträge πεϱὶ τῆς σωτηϱίας zu for-
muliren7), und einem amendement (b), das Aristoteles einer nicht unan-
fechtbaren kritik unterzieht.8) es folgen die anträge dieser 30 συλλϱα-
φῆς (B), der erste zur geschäftsordnung, dahin gehend, die annahme
des zweiten materiellen zu erzwingen (a), der zweite, den ersatz des
volkes durch die 5000 an leib und gut leistungsfähigsten und die wahl
von 100 vertrauensmännern9) durch die phylen, die dann die 5000 zu

6) Wir kennen die einsetzung durch Thuk. 8, 1, die stellung der probulen
durch die Lysistrate. Aristoteles verfügte über anekdotisches material, rhet. III 18,
das durchaus glaubwürdig klingt. es folgt daraus, was natürlich ist, daſs sie die ein-
setzung der oligarchie geschehen lieſsen. sowol Sophokles wie Hagnon (Lys. 12, 65)
der vater des Theramenes, waren durch alter, vermögen und politische carrière zu
dem amte berufen. Sophokles vertrat die Aigeis, Hagnon von Steiria die Pandionis.
7) Es ist das die form, mit der der rat eine allgemeine politische debatte auf
die tagesordnung setzt, sich der eigenen initiative begebend, das probuleuma in der
form wahrend. eine solche debatte πεϱὶ σωτηϱίας ist die voraussetzung für den
staatsstreich der Praxagora, und die tagesordnung wird auch ausdrücklich angegeben
(Ekkles. 394 ἔδοξε τοῖς πϱυτάνεσι πεϱὶ σωτηϱίας γνώμας πϱοϑεῖναι τῆς πόλεως
u. ö.). von derselben zeit sagt Isaios 5, 37 εἰσφοϱῶν τοσούτων γεγενημένωο εἰς
τὸν πόλεμον καὶ τὴν σωτηϱίαν τῆς πόλεως. noch im Areopagitikos fingirt Iso-
krates, πεϱὶ σωτηϱίας τὴν πϱόσοδον ἐποιησάμην. es liegt in der sache selbst, daſs
das volk in diesen fällen sehr oft die ἄδεια für die vorschläge vorab geben muſste,
schon weil der antrag auf eine directe steuer oder eine anleihe nicht anders gestellt
werden konnte.
8) Kleitophon erscheint bei den verhandlungen über die Lysandrische verfas-
sung neben Theramenes, aber auch neben Phormisios und Archinos als ein vertreter
der πάτϱιος πολιτεία (34, 3). zu Theramenes stellt ihn auch Aristophanes Frösche 967.
wenn er 411 auch eine prüfung der Kleisthenischen verfassung verlangt, die er für
πάτϱιος hält, so braucht das nicht, wie Aristoteles annimmt, in der irrigen
voraussetzung geschehn zu sein, daſs sie keine demokratische gewesen wäre,
sondern es kann ein überzeugter demokrat den machenschaften der oligarchen
durch sein amendement haben abbruch tun wollen. gegenüber der verfassung der
400 ist die Kleisthenische sowol δημοτική wie πάτϱιος. damit will ich gar nicht
bestreiten, daſs Aristoteles recht haben kann; im gegenteil, die einführung des
Kleitophon im platonischen Staate (danach in dem schlechten dialoge, der nach ihm
heiſst) spricht dafür, daſs die Platoniker über den mann mehr wuſsten; aber was
Aristoteles sagt, und was wir noch wissen, läſst für eine andere auffassung raum.
9) Den namen καταλογεύς, den die rede für Polystratos liefert, hat die urkunde
nicht. vielleicht nur auf das uns bekannte material gründet sich die jedenfalls nichts
weiter brauchbares lehrende glosse καταλογεύς, die in den brechungen Phot. Bekk.
An. 270 und 190 vorliegt, übrigens die καταλογῆς und συγγϱαφῆς zusammenwirft.
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[102/0116] I. 5. Thukydides. gehalten hatte. er besteht aus dem eigentlichen antrage (a), dahin gehend, daſs das bereits bestehende collegium der 10 probulen (über das Aristo- teles hier nichts bemerkt hat) 6) zu einem von 30 συγγϱαφῆς ergänzt werden solle, mit der instruction, anträge πεϱὶ τῆς σωτηϱίας zu for- muliren 7), und einem amendement (b), das Aristoteles einer nicht unan- fechtbaren kritik unterzieht. 8) es folgen die anträge dieser 30 συλλϱα- φῆς (B), der erste zur geschäftsordnung, dahin gehend, die annahme des zweiten materiellen zu erzwingen (a), der zweite, den ersatz des volkes durch die 5000 an leib und gut leistungsfähigsten und die wahl von 100 vertrauensmännern 9) durch die phylen, die dann die 5000 zu 6) Wir kennen die einsetzung durch Thuk. 8, 1, die stellung der probulen durch die Lysistrate. Aristoteles verfügte über anekdotisches material, rhet. III 18, das durchaus glaubwürdig klingt. es folgt daraus, was natürlich ist, daſs sie die ein- setzung der oligarchie geschehen lieſsen. sowol Sophokles wie Hagnon (Lys. 12, 65) der vater des Theramenes, waren durch alter, vermögen und politische carrière zu dem amte berufen. Sophokles vertrat die Aigeis, Hagnon von Steiria die Pandionis. 7) Es ist das die form, mit der der rat eine allgemeine politische debatte auf die tagesordnung setzt, sich der eigenen initiative begebend, das probuleuma in der form wahrend. eine solche debatte πεϱὶ σωτηϱίας ist die voraussetzung für den staatsstreich der Praxagora, und die tagesordnung wird auch ausdrücklich angegeben (Ekkles. 394 ἔδοξε τοῖς πϱυτάνεσι πεϱὶ σωτηϱίας γνώμας πϱοϑεῖναι τῆς πόλεως u. ö.). von derselben zeit sagt Isaios 5, 37 εἰσφοϱῶν τοσούτων γεγενημένωο εἰς τὸν πόλεμον καὶ τὴν σωτηϱίαν τῆς πόλεως. noch im Areopagitikos fingirt Iso- krates, πεϱὶ σωτηϱίας τὴν πϱόσοδον ἐποιησάμην. es liegt in der sache selbst, daſs das volk in diesen fällen sehr oft die ἄδεια für die vorschläge vorab geben muſste, schon weil der antrag auf eine directe steuer oder eine anleihe nicht anders gestellt werden konnte. 8) Kleitophon erscheint bei den verhandlungen über die Lysandrische verfas- sung neben Theramenes, aber auch neben Phormisios und Archinos als ein vertreter der πάτϱιος πολιτεία (34, 3). zu Theramenes stellt ihn auch Aristophanes Frösche 967. wenn er 411 auch eine prüfung der Kleisthenischen verfassung verlangt, die er für πάτϱιος hält, so braucht das nicht, wie Aristoteles annimmt, in der irrigen voraussetzung geschehn zu sein, daſs sie keine demokratische gewesen wäre, sondern es kann ein überzeugter demokrat den machenschaften der oligarchen durch sein amendement haben abbruch tun wollen. gegenüber der verfassung der 400 ist die Kleisthenische sowol δημοτική wie πάτϱιος. damit will ich gar nicht bestreiten, daſs Aristoteles recht haben kann; im gegenteil, die einführung des Kleitophon im platonischen Staate (danach in dem schlechten dialoge, der nach ihm heiſst) spricht dafür, daſs die Platoniker über den mann mehr wuſsten; aber was Aristoteles sagt, und was wir noch wissen, läſst für eine andere auffassung raum. 9) Den namen καταλογεύς, den die rede für Polystratos liefert, hat die urkunde nicht. vielleicht nur auf das uns bekannte material gründet sich die jedenfalls nichts weiter brauchbares lehrende glosse καταλογεύς, die in den brechungen Phot. Bekk. An. 270 und 190 vorliegt, übrigens die καταλογῆς und συγγϱαφῆς zusammenwirft.

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Zitationshilfe: Wilamowitz-Moellendorff, Ulrich von: Aristoteles und Athen. Bd. 1. Berlin, 1893, S. 102. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wilamowitz_aristoteles01_1893/116>, abgerufen am 28.03.2024.