Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

Bild:
<< vorherige Seite

Teufel einen Pact, denn nie wird er geschossen, und doch schwört er und flucht im Haus, daß es gewiß schon lange verbrannt wäre, thäte die Ammrey nicht ebenso viel bten, als er donnerwettert.

Und immer ist dort das Hauptquartier von den Wolfsthälern, von diesen katholischen -- von diesen Hauptwilddieben, und seit sie wissen, daß ich ihnen den Weg abspüre und nachzähle, wie viel in der Mühle sind, waten sie von hier oben herab lieber im Wasser, nur daß sich die Spur verwischt. Aber warte! der Förster ist doch auch noch da! --

Er wanderte dem Jüngling nun rüstig voraus, vorsichtig wie ein Fuchs, lauschend und schauend, während er ihm alle Schliche der Wilddiebe erzählte und allerlei gute Lehren dagegen an die Hand gab, die sichtlich nicht auf schlechten Boden fielen, denn je eifriger er schwatzte, um so eifriger hörte dieser zu.

Mitten in einem Satze aber blieb der Alte stehen und betrachtete aufmerksam einen großen rothen Sandsteinblock, der einsam und vom Wasser abgeschliffen zwischen den Graniten lag.

Ob der Teufel nicht dumm ist, Herr Otto! wandte er sich endlich zu seinem Begleiter zurück, welcher nicht wußte, was den Alten aufhielt, sich schußfertig machte und hinter den Felsen duckte.

Nicht jetzt! grins'te der Alte; aber bleibe der Herr Otto nur, wie er ist; ich will's ihn schon lehren, daß er von den ersten Jägern werden soll.

Teufel einen Pact, denn nie wird er geschossen, und doch schwört er und flucht im Haus, daß es gewiß schon lange verbrannt wäre, thäte die Ammrey nicht ebenso viel bten, als er donnerwettert.

Und immer ist dort das Hauptquartier von den Wolfsthälern, von diesen katholischen — von diesen Hauptwilddieben, und seit sie wissen, daß ich ihnen den Weg abspüre und nachzähle, wie viel in der Mühle sind, waten sie von hier oben herab lieber im Wasser, nur daß sich die Spur verwischt. Aber warte! der Förster ist doch auch noch da! —

Er wanderte dem Jüngling nun rüstig voraus, vorsichtig wie ein Fuchs, lauschend und schauend, während er ihm alle Schliche der Wilddiebe erzählte und allerlei gute Lehren dagegen an die Hand gab, die sichtlich nicht auf schlechten Boden fielen, denn je eifriger er schwatzte, um so eifriger hörte dieser zu.

Mitten in einem Satze aber blieb der Alte stehen und betrachtete aufmerksam einen großen rothen Sandsteinblock, der einsam und vom Wasser abgeschliffen zwischen den Graniten lag.

Ob der Teufel nicht dumm ist, Herr Otto! wandte er sich endlich zu seinem Begleiter zurück, welcher nicht wußte, was den Alten aufhielt, sich schußfertig machte und hinter den Felsen duckte.

Nicht jetzt! grins'te der Alte; aber bleibe der Herr Otto nur, wie er ist; ich will's ihn schon lehren, daß er von den ersten Jägern werden soll.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0026"/>
Teufel einen Pact, denn nie wird er geschossen, und doch schwört er und      flucht im Haus, daß es gewiß schon lange verbrannt wäre, thäte die Ammrey nicht ebenso viel      bten, als er donnerwettert.</p><lb/>
        <p>Und immer ist dort das Hauptquartier von den Wolfsthälern, von diesen katholischen &#x2014; von      diesen Hauptwilddieben, und seit sie wissen, daß ich ihnen den Weg abspüre und nachzähle, wie      viel in der Mühle sind, waten sie von hier oben herab lieber im Wasser, nur daß sich die Spur      verwischt. Aber warte! der Förster ist doch auch noch da! &#x2014;</p><lb/>
        <p>Er wanderte dem Jüngling nun rüstig voraus, vorsichtig wie ein Fuchs, lauschend und schauend,      während er ihm alle Schliche der Wilddiebe erzählte und allerlei gute Lehren dagegen an die      Hand gab, die sichtlich nicht auf schlechten Boden fielen, denn je eifriger er schwatzte, um so      eifriger hörte dieser zu.</p><lb/>
        <p>Mitten in einem Satze aber blieb der Alte stehen und betrachtete aufmerksam einen großen      rothen Sandsteinblock, der einsam und vom Wasser abgeschliffen zwischen den Graniten lag.</p><lb/>
        <p>Ob der Teufel nicht dumm ist, Herr Otto! wandte er sich endlich zu seinem Begleiter zurück,      welcher nicht wußte, was den Alten aufhielt, sich schußfertig machte und hinter den Felsen      duckte.</p><lb/>
        <p>Nicht jetzt! grins'te der Alte; aber bleibe der Herr Otto nur, wie er ist; ich will's ihn      schon lehren, daß er von den ersten Jägern werden soll.</p><lb/>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[0026] Teufel einen Pact, denn nie wird er geschossen, und doch schwört er und flucht im Haus, daß es gewiß schon lange verbrannt wäre, thäte die Ammrey nicht ebenso viel bten, als er donnerwettert. Und immer ist dort das Hauptquartier von den Wolfsthälern, von diesen katholischen — von diesen Hauptwilddieben, und seit sie wissen, daß ich ihnen den Weg abspüre und nachzähle, wie viel in der Mühle sind, waten sie von hier oben herab lieber im Wasser, nur daß sich die Spur verwischt. Aber warte! der Förster ist doch auch noch da! — Er wanderte dem Jüngling nun rüstig voraus, vorsichtig wie ein Fuchs, lauschend und schauend, während er ihm alle Schliche der Wilddiebe erzählte und allerlei gute Lehren dagegen an die Hand gab, die sichtlich nicht auf schlechten Boden fielen, denn je eifriger er schwatzte, um so eifriger hörte dieser zu. Mitten in einem Satze aber blieb der Alte stehen und betrachtete aufmerksam einen großen rothen Sandsteinblock, der einsam und vom Wasser abgeschliffen zwischen den Graniten lag. Ob der Teufel nicht dumm ist, Herr Otto! wandte er sich endlich zu seinem Begleiter zurück, welcher nicht wußte, was den Alten aufhielt, sich schußfertig machte und hinter den Felsen duckte. Nicht jetzt! grins'te der Alte; aber bleibe der Herr Otto nur, wie er ist; ich will's ihn schon lehren, daß er von den ersten Jägern werden soll.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde im Rahmen des Moduls DTA-Erweiterungen (DTAE) digitalisiert. Weitere Informationen …

Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:16:28Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:16:28Z)

Weitere Informationen:

Bogensignaturen: nicht gekennzeichnet; Druckfehler: dokumentiert; fremdsprachliches Material: nicht gekennzeichnet; Geminations-/Abkürzungsstriche: keine Angabe; Hervorhebungen (Antiqua, Sperrschrift, Kursive etc.): nicht ausgezeichnet; i/j in Fraktur: keine Angabe; I/J in Fraktur: Lautwert transkribiert; Kolumnentitel: nicht gekennzeichnet; Kustoden: keine Angabe; langes s (ſ): als s transkribiert; Normalisierungen: keine; rundes r (&#xa75b;): keine Angabe; Seitenumbrüche markiert: ja; Silbentrennung: aufgelöst; u/v bzw. U/V: keine Angabe; Vokale mit übergest. e: keine Angabe; Vollständigkeit: vollständig erfasst; Zeichensetzung: wie Vorlage; Zeilenumbrüche markiert: nein;




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/26
Zitationshilfe: Widmann, Adolf: Die katholische Mühle. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 3. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 161–232. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/widmann_muehle_1910/26>, abgerufen am 29.03.2024.