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Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016.

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wandte der Andere ein. Ich will dir einen andern Vorschlag machen. Verkaufe mir deine Wiesen; das schöne Heu verkommt ja doch nur elend. -- Der Littauer schüttelte energisch den Kopf. Nein, Herr -- auf keinen Fall. -- Um so eher habe ich ja doch das Ganze, lachte Geelhaar; sei nicht dumm, Ansas, ich biete dir einen guten Preis. Der Littauer blieb bei seiner Weigerung. Gut, sagte der Herr; du sollst auch gegen Verschreibung Geld erhalten; bring's auf dem Gericht in Ordnung, aber vergiß nicht, daß ich dein Gläubiger bin und auf den Tag meine Zinsen und Abschlagszahlungen haben muß. Erfüllst du nicht deine Verbindlichkeiten, so halte ich mich ans Gesetz. Ansas nickte zustimmend und ging sehr erleichtert. Nun, meinte er, würde die Wirthschaft erst in rechten Zug kommen. Geelhaar lachte vergnügt hinter ihm her.

Ansas Wanags hatte nun Geld. Er bezahlte damit die dringendsten Schulden und kaufte das nothwendigste Inventar. Er arbeitete wieder vom frühen Morgen bis zum späten Abend und gönnte sich am Sonntage kaum den Kirchenbesuch. Wenn er nur nicht immer hätte daran denken müssen, daß er sich doch eigentlich schwerer als der geringste Knecht nur für seinen Vater abmühte, der wie ein großer Herr spazieren ging, und für die Karalene, die im Hause betrunken lärmte. Der Alten das faule Leben möglichst sauer zu machen, das war doch ein Vergnügen. Nun sollte sie sehen, daß er sie auch chicaniren könne. Er

wandte der Andere ein. Ich will dir einen andern Vorschlag machen. Verkaufe mir deine Wiesen; das schöne Heu verkommt ja doch nur elend. — Der Littauer schüttelte energisch den Kopf. Nein, Herr — auf keinen Fall. — Um so eher habe ich ja doch das Ganze, lachte Geelhaar; sei nicht dumm, Ansas, ich biete dir einen guten Preis. Der Littauer blieb bei seiner Weigerung. Gut, sagte der Herr; du sollst auch gegen Verschreibung Geld erhalten; bring's auf dem Gericht in Ordnung, aber vergiß nicht, daß ich dein Gläubiger bin und auf den Tag meine Zinsen und Abschlagszahlungen haben muß. Erfüllst du nicht deine Verbindlichkeiten, so halte ich mich ans Gesetz. Ansas nickte zustimmend und ging sehr erleichtert. Nun, meinte er, würde die Wirthschaft erst in rechten Zug kommen. Geelhaar lachte vergnügt hinter ihm her.

Ansas Wanags hatte nun Geld. Er bezahlte damit die dringendsten Schulden und kaufte das nothwendigste Inventar. Er arbeitete wieder vom frühen Morgen bis zum späten Abend und gönnte sich am Sonntage kaum den Kirchenbesuch. Wenn er nur nicht immer hätte daran denken müssen, daß er sich doch eigentlich schwerer als der geringste Knecht nur für seinen Vater abmühte, der wie ein großer Herr spazieren ging, und für die Karalene, die im Hause betrunken lärmte. Der Alten das faule Leben möglichst sauer zu machen, das war doch ein Vergnügen. Nun sollte sie sehen, daß er sie auch chicaniren könne. Er

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[0031] wandte der Andere ein. Ich will dir einen andern Vorschlag machen. Verkaufe mir deine Wiesen; das schöne Heu verkommt ja doch nur elend. — Der Littauer schüttelte energisch den Kopf. Nein, Herr — auf keinen Fall. — Um so eher habe ich ja doch das Ganze, lachte Geelhaar; sei nicht dumm, Ansas, ich biete dir einen guten Preis. Der Littauer blieb bei seiner Weigerung. Gut, sagte der Herr; du sollst auch gegen Verschreibung Geld erhalten; bring's auf dem Gericht in Ordnung, aber vergiß nicht, daß ich dein Gläubiger bin und auf den Tag meine Zinsen und Abschlagszahlungen haben muß. Erfüllst du nicht deine Verbindlichkeiten, so halte ich mich ans Gesetz. Ansas nickte zustimmend und ging sehr erleichtert. Nun, meinte er, würde die Wirthschaft erst in rechten Zug kommen. Geelhaar lachte vergnügt hinter ihm her. Ansas Wanags hatte nun Geld. Er bezahlte damit die dringendsten Schulden und kaufte das nothwendigste Inventar. Er arbeitete wieder vom frühen Morgen bis zum späten Abend und gönnte sich am Sonntage kaum den Kirchenbesuch. Wenn er nur nicht immer hätte daran denken müssen, daß er sich doch eigentlich schwerer als der geringste Knecht nur für seinen Vater abmühte, der wie ein großer Herr spazieren ging, und für die Karalene, die im Hause betrunken lärmte. Der Alten das faule Leben möglichst sauer zu machen, das war doch ein Vergnügen. Nun sollte sie sehen, daß er sie auch chicaniren könne. Er

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Thomas Weitin: Herausgeber
Digital Humanities Cooperation Konstanz/Darmstadt: Bereitstellung der Texttranskription. (2017-03-16T13:07:21Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Jan Merkt, Thomas Gilli, Jasmin Bieber, Katharina Herget, Anni Peter, Christian Thomas, Benjamin Fiechter: Bearbeitung der digitalen Edition. (2017-03-16T13:07:21Z)

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Zitationshilfe: Wichert, Ernst: Ansas und Grita. In: Deutscher Novellenschatz. Hrsg. von Paul Heyse und Hermann Kurz. Bd. 14. 2. Aufl. Berlin, [1910], S. 195–300. In: Weitin, Thomas (Hrsg.): Volldigitalisiertes Korpus. Der Deutsche Novellenschatz. Darmstadt/Konstanz, 2016, S. . In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/wichert_grita_1910/31>, abgerufen am 28.03.2024.