Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683.

Bild:
<< vorherige Seite
Heyrath.
Has. Es ist wahr. Wir Hirten-Knechte sind
lauter Müßiggänger/ wir zaudern mit dem Vieh
auf der Weide herum/ wir spatzieren zur Träncke/
wir spatzieren zum Stalle/ Summa Summarum
es ist lauter Spatzier-Gang. Doch mein Gnä-
diger Herr/ warum kriegen wir den Geld vor un-
ser Müßiggehen/ warum werden uns bey der Freu-
de die Hände so harte/ der Rücken so krum/ und
die Beine so steiff? Es wundert mich/ daß jhr den
Lohn mit solchen Müßiggehen nicht selber verdie-
net.

Lab. Höre auf mir verdrießlich zu seyn.
Has. Es steht bey euch/ gebt mir den Abschied.
Lab. Du solst ihn haben/ wenn ich die Ursach
weiß.

Has. Ich wil sie lieber verschweigen. Dann
wo ich noch zweymahl daran gedencke/ so erzürne
ich mich zu tode.

Lab. Stirb im Zorn/ so darffstu keines Ab-
schiedes.

Has. Ich wil aber Lebens halben meinen Ab-
schied haben. Wer weiß/ wo mir noch ein galant
Schäfer-Mägdgen beschert ist.

Lab. Was geht mich dieses an? Sage warum
du ausser der Zeit meinen Dienst verlassen wilst.

Has. Ich muß mich doch erzürnen/ geht mir
nur etwas vom Leibe/ daß euch die schröckliche
Flamme meines Zornes nicht den Bart absenget-
He/
B
Heyrath.
Haſ. Es iſt wahr. Wir Hirten-Knechte ſind
lauter Muͤßiggaͤnger/ wir zaudern mit dem Vieh
auf der Weide herum/ wir ſpatzieren zur Traͤncke/
wir ſpatzieren zum Stalle/ Summa Summarum
es iſt lauter Spatzier-Gang. Doch mein Gnaͤ-
diger Herr/ warum kriegen wir den Geld vor un-
ſer Muͤßiggehen/ warum werden uns bey der Freu-
de die Haͤnde ſo harte/ der Ruͤcken ſo krum/ und
die Beine ſo ſteiff? Es wundert mich/ daß jhr den
Lohn mit ſolchen Muͤßiggehen nicht ſelber verdie-
net.

Lab. Hoͤre auf mir verdrießlich zu ſeyn.
Haſ. Es ſteht bey euch/ gebt mir den Abſchied.
Lab. Du ſolſt ihn haben/ wenn ich die Urſach
weiß.

Haſ. Ich wil ſie lieber verſchweigen. Dann
wo ich noch zweymahl daran gedencke/ ſo erzuͤrne
ich mich zu tode.

Lab. Stirb im Zorn/ ſo darffſtu keines Ab-
ſchiedes.

Haſ. Ich wil aber Lebens halben meinen Ab-
ſchied haben. Wer weiß/ wo mir noch ein galant
Schaͤfer-Maͤgdgen beſchert iſt.

Lab. Was geht mich dieſes an? Sage warum
du auſſer der Zeit meinen Dienſt verlaſſen wilſt.

Haſ. Ich muß mich doch erzuͤrnen/ geht mir
nur etwas vom Leibe/ daß euch die ſchroͤckliche
Flamme meines Zornes nicht den Bart abſenget-
He/
B
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0038" n="17"/>
            <fw place="top" type="header"> <hi rendition="#b">Heyrath.</hi> </fw><lb/>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ha&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Es i&#x017F;t wahr. Wir Hirten-Knechte &#x017F;ind<lb/>
lauter Mu&#x0364;ßigga&#x0364;nger/ wir zaudern mit dem Vieh<lb/>
auf der Weide herum/ wir &#x017F;patzieren zur Tra&#x0364;ncke/<lb/>
wir &#x017F;patzieren zum Stalle/ Summa Summarum<lb/>
es i&#x017F;t lauter Spatzier-Gang. Doch mein Gna&#x0364;-<lb/>
diger Herr/ warum kriegen wir den Geld vor un-<lb/>
&#x017F;er Mu&#x0364;ßiggehen/ warum werden uns bey der Freu-<lb/>
de die Ha&#x0364;nde &#x017F;o harte/ der Ru&#x0364;cken &#x017F;o krum/ und<lb/>
die Beine &#x017F;o &#x017F;teiff? Es wundert mich/ daß jhr den<lb/>
Lohn mit &#x017F;olchen Mu&#x0364;ßiggehen nicht &#x017F;elber verdie-<lb/>
net.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Lab.</hi> </speaker>
              <p>Ho&#x0364;re auf mir verdrießlich zu &#x017F;eyn.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ha&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Es &#x017F;teht bey euch/ gebt mir den Ab&#x017F;chied.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Lab.</hi> </speaker>
              <p>Du &#x017F;ol&#x017F;t ihn haben/ wenn ich die Ur&#x017F;ach<lb/>
weiß.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ha&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Ich wil &#x017F;ie lieber ver&#x017F;chweigen. Dann<lb/>
wo ich noch zweymahl daran gedencke/ &#x017F;o erzu&#x0364;rne<lb/>
ich mich zu tode.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Lab.</hi> </speaker>
              <p>Stirb im Zorn/ &#x017F;o darff&#x017F;tu keines Ab-<lb/>
&#x017F;chiedes.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ha&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Ich wil aber Lebens halben meinen Ab-<lb/>
&#x017F;chied haben. Wer weiß/ wo mir noch ein galant<lb/>
Scha&#x0364;fer-Ma&#x0364;gdgen be&#x017F;chert i&#x017F;t.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Lab.</hi> </speaker>
              <p>Was geht mich die&#x017F;es an? Sage warum<lb/>
du au&#x017F;&#x017F;er der Zeit meinen Dien&#x017F;t verla&#x017F;&#x017F;en wil&#x017F;t.</p><lb/>
            </sp>
            <sp>
              <speaker> <hi rendition="#aq">Ha&#x017F;.</hi> </speaker>
              <p>Ich muß mich doch erzu&#x0364;rnen/ geht mir<lb/>
nur etwas vom Leibe/ daß euch die &#x017F;chro&#x0364;ckliche<lb/>
Flamme meines Zornes nicht den Bart ab&#x017F;enget-<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">B</fw><fw place="bottom" type="catch">He/</fw><lb/></p>
            </sp>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[17/0038] Heyrath. Haſ. Es iſt wahr. Wir Hirten-Knechte ſind lauter Muͤßiggaͤnger/ wir zaudern mit dem Vieh auf der Weide herum/ wir ſpatzieren zur Traͤncke/ wir ſpatzieren zum Stalle/ Summa Summarum es iſt lauter Spatzier-Gang. Doch mein Gnaͤ- diger Herr/ warum kriegen wir den Geld vor un- ſer Muͤßiggehen/ warum werden uns bey der Freu- de die Haͤnde ſo harte/ der Ruͤcken ſo krum/ und die Beine ſo ſteiff? Es wundert mich/ daß jhr den Lohn mit ſolchen Muͤßiggehen nicht ſelber verdie- net. Lab. Hoͤre auf mir verdrießlich zu ſeyn. Haſ. Es ſteht bey euch/ gebt mir den Abſchied. Lab. Du ſolſt ihn haben/ wenn ich die Urſach weiß. Haſ. Ich wil ſie lieber verſchweigen. Dann wo ich noch zweymahl daran gedencke/ ſo erzuͤrne ich mich zu tode. Lab. Stirb im Zorn/ ſo darffſtu keines Ab- ſchiedes. Haſ. Ich wil aber Lebens halben meinen Ab- ſchied haben. Wer weiß/ wo mir noch ein galant Schaͤfer-Maͤgdgen beſchert iſt. Lab. Was geht mich dieſes an? Sage warum du auſſer der Zeit meinen Dienſt verlaſſen wilſt. Haſ. Ich muß mich doch erzuͤrnen/ geht mir nur etwas vom Leibe/ daß euch die ſchroͤckliche Flamme meines Zornes nicht den Bart abſenget- He/ B

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/38
Zitationshilfe: Weise, Christian: Zittauisches Theatrum. Zittau, 1683, S. 17. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_theatrum_1683/38>, abgerufen am 29.03.2024.