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Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673.

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farth lassen/ etwan so groß als der Sund in
Dennemarck. Zwar die Narren lachten da-
rüber/ und gaben also ihren Verstand an den
Tag; daß sie nicht gelesen/ wie der Cardinal
Richelieu
eben auf solche Masse die unüber-
windliche Stadt Rochelle bezwungen. Ach
ihr stoltzen Hamburger/ hättet ihr mich zu eu-
rem Bürgemeister gemacht! ietzt wäre die
Farth von Lübeck bis in die Elbe fertig/ und
solten die Polnischen Korn-Schiffe den Zoll/
der sonst im Sunde abgeleget wird/ bey euch
bezahlen. Was hilffts? Sero sapiunt
Phryges
Jch wolte euch nun nicht kommen/
wenn ihr mir die vier Lande darzu schencken
wolltet. Der Marquis Caracena, das war
ein braver Herr/ der wuste was hinter mir
war/ hätten mich seine Pagen nicht bey ihm
verkleinert/ ich wolte ietzt Niederländischer
praesident seyn: Es solte auch ein bißgen bes-
ser umb die Spanische Armee stehen. Denn
ich weiß/ daß die Catholischen und Calvini-
schen Kinder ohne dieß nicht in den Himmel
kommen/ drumb hätte ich die selben nicht tauf-
fen lassen/ sondern hätte das gewöhnliche Pa-
tengeld an die Soldaten verwendet. O
Franckreich! wo hättestu bleiben wollen. Aber
o ihr Christen wie glückselig seyd ihr/ daß ich
ein Gewissen habe/ sonst/ wann ich auf vielfäl-

tiges


farth laſſen/ etwan ſo groß als der Sund in
Dennemarck. Zwar die Narren lachten da-
ruͤber/ und gaben alſo ihren Verſtand an den
Tag; daß ſie nicht geleſen/ wie der Cardinal
Richelieu
eben auf ſolche Maſſe die unuͤber-
windliche Stadt Rochelle bezwungen. Ach
ihr ſtoltzen Hamburger/ haͤttet ihr mich zu eu-
rem Buͤrgemeiſter gemacht! ietzt waͤre die
Farth von Luͤbeck bis in die Elbe fertig/ und
ſolten die Polniſchen Korn-Schiffe den Zoll/
der ſonſt im Sunde abgeleget wird/ bey euch
bezahlen. Was hilffts? Serò ſapiunt
Phryges
Jch wolte euch nun nicht kommen/
wenn ihr mir die vier Lande darzu ſchencken
wolltet. Der Marquis Caracena, das war
ein braver Herr/ der wuſte was hinter mir
war/ haͤtten mich ſeine Pagen nicht bey ihm
verkleinert/ ich wolte ietzt Niederlaͤndiſcher
præſident ſeyn: Es ſolte auch ein bißgen beſ-
ſer umb die Spaniſche Armee ſtehen. Deñ
ich weiß/ daß die Catholiſchen und Calvini-
ſchen Kinder ohne dieß nicht in den Himmel
kommen/ drumb haͤtte ich die ſelben nicht tauf-
fen laſſen/ ſondern haͤtte das gewoͤhnliche Pa-
tengeld an die Soldaten verwendet. O
Franckreich! wo haͤtteſtu bleiben wollen. Aber
ô ihr Chriſten wie gluͤckſelig ſeyd ihr/ daß ich
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[42/0048] farth laſſen/ etwan ſo groß als der Sund in Dennemarck. Zwar die Narren lachten da- ruͤber/ und gaben alſo ihren Verſtand an den Tag; daß ſie nicht geleſen/ wie der Cardinal Richelieu eben auf ſolche Maſſe die unuͤber- windliche Stadt Rochelle bezwungen. Ach ihr ſtoltzen Hamburger/ haͤttet ihr mich zu eu- rem Buͤrgemeiſter gemacht! ietzt waͤre die Farth von Luͤbeck bis in die Elbe fertig/ und ſolten die Polniſchen Korn-Schiffe den Zoll/ der ſonſt im Sunde abgeleget wird/ bey euch bezahlen. Was hilffts? Serò ſapiunt Phryges Jch wolte euch nun nicht kommen/ wenn ihr mir die vier Lande darzu ſchencken wolltet. Der Marquis Caracena, das war ein braver Herr/ der wuſte was hinter mir war/ haͤtten mich ſeine Pagen nicht bey ihm verkleinert/ ich wolte ietzt Niederlaͤndiſcher præſident ſeyn: Es ſolte auch ein bißgen beſ- ſer umb die Spaniſche Armee ſtehen. Deñ ich weiß/ daß die Catholiſchen und Calvini- ſchen Kinder ohne dieß nicht in den Himmel kommen/ drumb haͤtte ich die ſelben nicht tauf- fen laſſen/ ſondern haͤtte das gewoͤhnliche Pa- tengeld an die Soldaten verwendet. O Franckreich! wo haͤtteſtu bleiben wollen. Aber ô ihr Chriſten wie gluͤckſelig ſeyd ihr/ daß ich ein Gewiſſen habe/ ſonſt/ wann ich auf vielfaͤl- tiges

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Zitationshilfe: Weise, Christian: Die drey ärgsten Ertz-Narren. 2. Aufl. 1673, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weise_ertznarren_1672/48>, abgerufen am 29.03.2024.