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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Capitel. Elementar-Qualitäten.
mischten Cörpers/ umb so viel desto lieber gesetzet und gebraucht/ 1. weil
sie eine oder ein paar von solchen ersten Qualitäten (flüchtig/ tro-
cken/ kalt/ warm/
) als einen sehr mercklichen Uberschuß an sich
haben/ und also dieselbe käntlich vor andern darstellen können: 2. Weil
sie bey der gantzen Erdkugel/ oder bey der gantzen Unterwelt in welcher
wir wohnen/ vier unterschiedene Stücke geben/ von welchen Stücken
die gantze Unterwelt bestehet/ gleichwie von den vier Qualitäten/ als von
vier kleinen Förmligkeiten/ die gantze Form der vermischten Cörper
gleichsam zusammen gezogen und eingerichtet ist. Dahero dieselben vier
Stück/ welche gleichsam vier Elementar- und ursprüngliche Glieder
des Mundi sublunaris, oder der Unterwelt/ machen und darstellen/
auch die vier Element genant werden.

§. 13. Es wird aber das Wort Element alsdann gantz anders
gebraucht/ und nicht wie daselbst/ wo die vier ursprüngliche Qualitäten
Elemente genennet worden. Dann der Unterwelt ihre gleichsam Satz-
Element/ Feuer/ Wasser/ Lufft und Erde/ sind gewisse cörperli-
che Stücke/ Glieder und membra, der von ihnen zusammen gesetzten
Erd-Welt: aber die Misch-Element sind nur ursprüngliche Qualitä-
ten oder Förmligkeiten eines jeden vermischten Cörpers. Diese haben
nur von jenen vier cörperlichen Satz-Elementen einen gewissen Nah-
men und ein gewisses Merckmahl; an sich aber sind sie nicht so wohl
selbst cörperliche Stücklein/ als nur Qualitäten und förmliche Be-
schaffenheiten derer innerlichen Stücklein eines jeden vermischten
Cörpers/ welche einzelen betrachtet/ rund/ eckigt/ geschwind/
langsam/
sind/ aber zusammen gepaaret den vermischten Cörper flüch-
tig/ trocken/ warm/ kalt
auff gewisse Mase darstellen. Jener Ele-
menten hat jedes seinen Ort vor sich: dieser Elementen fallen allezeit
zwey und zwey zusammen in ein Subject. Dann eben das Stücklein
eines vermischten Cörpers/ daß die Flüchtigkeit an sich hat/ das hat
auch die Wärme oder die Kälte an sich in einerley Begriff/ und also
fält auch die Trockenheit und die Wärm oder Kälte gantz zusammen in
einerley zugleich trocken und warm oder trocken und kalt zunennendes
Subject: welches durch die Elemente der Oration am deutlichsten zu-
erklären ist/ davon in Spec. Phys. Pansoph.

§. 14. Eben auff diese Weise entstehen auch bey einer Republiq
durch derer viererley gemessener (nicht ungemessener) ersten Qualitä-

ten

Capitel. Elementar-Qualitaͤten.
miſchten Coͤrpers/ umb ſo viel deſto lieber geſetzet und gebraucht/ 1. weil
ſie eine oder ein paar von ſolchen erſten Qualitaͤten (fluͤchtig/ tro-
cken/ kalt/ warm/
) als einen ſehr mercklichen Uberſchuß an ſich
haben/ und alſo dieſelbe kaͤntlich vor andern darſtellen koͤnnen: 2. Weil
ſie bey der gantzen Erdkugel/ oder bey der gantzen Unterwelt in welcher
wir wohnen/ vier unterſchiedene Stuͤcke geben/ von welchen Stuͤcken
die gantze Unterwelt beſtehet/ gleichwie von den vier Qualitaͤten/ als von
vier kleinen Foͤrmligkeiten/ die gantze Form der vermiſchten Coͤrper
gleichſam zuſammen gezogen und eingerichtet iſt. Dahero dieſelben vier
Stuͤck/ welche gleichſam vier Elementar- und urſpruͤngliche Glieder
des Mundi ſublunaris, oder der Unterwelt/ machen und darſtellen/
auch die vier Element genant werden.

§. 13. Es wird aber das Wort Element alsdann gantz anders
gebraucht/ und nicht wie daſelbſt/ wo die vier urſpruͤngliche Qualitaͤten
Elemente genennet worden. Dann der Unterwelt ihre gleichſam Satz-
Element/ Feuer/ Waſſer/ Lufft und Erde/ ſind gewiſſe coͤrperli-
che Stuͤcke/ Glieder und membra, der von ihnen zuſammen geſetzten
Erd-Welt: aber die Miſch-Element ſind nur urſpruͤngliche Qualitaͤ-
ten oder Foͤrmligkeiten eines jeden vermiſchten Coͤrpers. Dieſe haben
nur von jenen vier coͤrperlichen Satz-Elementen einen gewiſſen Nah-
men und ein gewiſſes Merckmahl; an ſich aber ſind ſie nicht ſo wohl
ſelbſt coͤrperliche Stuͤcklein/ als nur Qualitaͤten und foͤrmliche Be-
ſchaffenheiten derer innerlichen Stuͤcklein eines jeden vermiſchten
Coͤrpers/ welche einzelen betrachtet/ rund/ eckigt/ geſchwind/
langſam/
ſind/ aber zuſam̃en gepaaret den vermiſchten Coͤrper fluͤch-
tig/ trocken/ warm/ kalt
auff gewiſſe Maſe darſtellen. Jener Ele-
menten hat jedes ſeinen Ort vor ſich: dieſer Elementen fallen allezeit
zwey und zwey zuſammen in ein Subject. Dann eben das Stuͤcklein
eines vermiſchten Coͤrpers/ daß die Fluͤchtigkeit an ſich hat/ das hat
auch die Waͤrme oder die Kaͤlte an ſich in einerley Begriff/ und alſo
faͤlt auch die Trockenheit und die Waͤrm oder Kaͤlte gantz zuſammen in
einerley zugleich trocken und warm oder trocken und kalt zunennendes
Subject: welches durch die Elemente der Oration am deutlichſten zu-
erklaͤren iſt/ davon in Spec. Phyſ. Panſoph.

§. 14. Eben auff dieſe Weiſe entſtehen auch bey einer Republiq
durch derer viererley gemeſſener (nicht ungemeſſener) erſten Qualitaͤ-

ten
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[79/0089] Capitel. Elementar-Qualitaͤten. miſchten Coͤrpers/ umb ſo viel deſto lieber geſetzet und gebraucht/ 1. weil ſie eine oder ein paar von ſolchen erſten Qualitaͤten (fluͤchtig/ tro- cken/ kalt/ warm/) als einen ſehr mercklichen Uberſchuß an ſich haben/ und alſo dieſelbe kaͤntlich vor andern darſtellen koͤnnen: 2. Weil ſie bey der gantzen Erdkugel/ oder bey der gantzen Unterwelt in welcher wir wohnen/ vier unterſchiedene Stuͤcke geben/ von welchen Stuͤcken die gantze Unterwelt beſtehet/ gleichwie von den vier Qualitaͤten/ als von vier kleinen Foͤrmligkeiten/ die gantze Form der vermiſchten Coͤrper gleichſam zuſammen gezogen und eingerichtet iſt. Dahero dieſelben vier Stuͤck/ welche gleichſam vier Elementar- und urſpruͤngliche Glieder des Mundi ſublunaris, oder der Unterwelt/ machen und darſtellen/ auch die vier Element genant werden. §. 13. Es wird aber das Wort Element alsdann gantz anders gebraucht/ und nicht wie daſelbſt/ wo die vier urſpruͤngliche Qualitaͤten Elemente genennet worden. Dann der Unterwelt ihre gleichſam Satz- Element/ Feuer/ Waſſer/ Lufft und Erde/ ſind gewiſſe coͤrperli- che Stuͤcke/ Glieder und membra, der von ihnen zuſammen geſetzten Erd-Welt: aber die Miſch-Element ſind nur urſpruͤngliche Qualitaͤ- ten oder Foͤrmligkeiten eines jeden vermiſchten Coͤrpers. Dieſe haben nur von jenen vier coͤrperlichen Satz-Elementen einen gewiſſen Nah- men und ein gewiſſes Merckmahl; an ſich aber ſind ſie nicht ſo wohl ſelbſt coͤrperliche Stuͤcklein/ als nur Qualitaͤten und foͤrmliche Be- ſchaffenheiten derer innerlichen Stuͤcklein eines jeden vermiſchten Coͤrpers/ welche einzelen betrachtet/ rund/ eckigt/ geſchwind/ langſam/ ſind/ aber zuſam̃en gepaaret den vermiſchten Coͤrper fluͤch- tig/ trocken/ warm/ kalt auff gewiſſe Maſe darſtellen. Jener Ele- menten hat jedes ſeinen Ort vor ſich: dieſer Elementen fallen allezeit zwey und zwey zuſammen in ein Subject. Dann eben das Stuͤcklein eines vermiſchten Coͤrpers/ daß die Fluͤchtigkeit an ſich hat/ das hat auch die Waͤrme oder die Kaͤlte an ſich in einerley Begriff/ und alſo faͤlt auch die Trockenheit und die Waͤrm oder Kaͤlte gantz zuſammen in einerley zugleich trocken und warm oder trocken und kalt zunennendes Subject: welches durch die Elemente der Oration am deutlichſten zu- erklaͤren iſt/ davon in Spec. Phyſ. Panſoph. §. 14. Eben auff dieſe Weiſe entſtehen auch bey einer Republiq durch derer viererley gemeſſener (nicht ungemeſſener) erſten Qualitaͤ- ten

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 79. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/89>, abgerufen am 19.04.2024.