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Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674.

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Das Siebenzehende Capitel.
Von dem Recht und denen
Gesetzen.

§. 1.

ES ist bey der Arithmetic dieses eines von den vornehmsten
Eigenschafften der Zahlen/ daß nehmlich eine jede Zahl
nicht allein gegen dem Eins/ als gegen seinem Ursprung/
eine gewisse Quantität und blosse Geltung habe/ die so viel austrä-
get/ als die Zahl der Vielheit/ oder als die Anzahl selbst/ vermag;
sondern auch/ daß einer jeden Anzahl gegen einer jeden Anzahl
eine gewisse ration und Neben-Geltung zukomme/ welche zwar
nicht allezeit so viel austrägt als die vorgesetzte Anzahl gegen dem
Eins vermag; dennoch aber hat sie ihr gewisses Maß an ihr selbst/
und wenn man nur die vorgesetzte Zahl recht ansiehet und inner-
lich betrachtet/ auch solche gegen die nebenstehende Zahl hält und
die gemeinen Unitäten sampt dem Ubermaß abzehlet/ so findet
man stracks wie viel jene gegen dieser in Vermögen habe und prae-
sti
ren könne/ als 6. gegen 3.

§. 2. Fernerweit so ereignet sich bey der Arithmetic diese son-
derliche proprietät und Beschaffenheit/ daß derer schlechteren und
ersten Zahlen/ als des Ursprungs aller andern hierauff folgenden/
ihre Neben-Geltung allezeit ein so klares Ebenmaß gebe/ nach
welchem unzehlich viel hierauff folgende weitläufftigere Zahlen
gegeneinander/ je zwey und zwey/ nehmlich auch eine gegen der
andern/ gantz richtig sich verhalten/ und eben solche Nebengel-
tung mit ihrem eigenen Vermögen gegeneinander darstellen.

§. 3. Zum Exempel/ Viere hat nicht allein gegen dem Eins
als seinem Ursprung die blosse Geltung viere/ in dem sie viermahl
Eins ins in sich begreifft; sondern auch viere gegen zwey/ oder wel-
ches einerley ist zwey gegen eins/ hat eine klare Neben- oder Ge-
gen Geltung/ nehmlich die gedoppelte/ oder eine Doppelgeltung/
nach welcher als einem Ebenmaß unzehlich viel weitere Zahlen
gegeneinander eingerichtet sind/ daß sie solche Nebengeltung eben

so ge-
P iij
Das Siebenzehende Capitel.
Von dem Recht und denen
Geſetzen.

§. 1.

ES iſt bey der Arithmetic dieſes eines von den vornehmſten
Eigenſchafften der Zahlen/ daß nehmlich eine jede Zahl
nicht allein gegen dem Eins/ als gegen ſeinem Urſprung/
eine gewiſſe Quantitaͤt und bloſſe Geltung habe/ die ſo viel austraͤ-
get/ als die Zahl der Vielheit/ oder als die Anzahl ſelbſt/ vermag;
ſondern auch/ daß einer jeden Anzahl gegen einer jeden Anzahl
eine gewiſſe ration und Neben-Geltung zukomme/ welche zwar
nicht allezeit ſo viel austraͤgt als die vorgeſetzte Anzahl gegen dem
Eins vermag; dennoch aber hat ſie ihr gewiſſes Maß an ihr ſelbſt/
und wenn man nur die vorgeſetzte Zahl recht anſiehet und inner-
lich betrachtet/ auch ſolche gegen die nebenſtehende Zahl haͤlt und
die gemeinen Unitaͤten ſampt dem Ubermaß abzehlet/ ſo findet
man ſtracks wie viel jene gegen dieſer in Vermoͤgen habe und præ-
ſti
ren koͤnne/ als 6. gegen 3.

§. 2. Fernerweit ſo ereignet ſich bey der Arithmetic dieſe ſon-
derliche proprietaͤt und Beſchaffenheit/ daß derer ſchlechteren und
erſten Zahlen/ als des Urſprungs aller andern hierauff folgenden/
ihre Neben-Geltung allezeit ein ſo klares Ebenmaß gebe/ nach
welchem unzehlich viel hierauff folgende weitlaͤufftigere Zahlen
gegeneinander/ je zwey und zwey/ nehmlich auch eine gegen der
andern/ gantz richtig ſich verhalten/ und eben ſolche Nebengel-
tung mit ihrem eigenen Vermoͤgen gegeneinander darſtellen.

§. 3. Zum Exempel/ Viere hat nicht allein gegen dem Eins
als ſeinem Urſprung die bloſſe Geltung viere/ in dem ſie viermahl
Eins ins in ſich begreifft; ſondern auch viere gegen zwey/ oder wel-
ches einerley iſt zwey gegen eins/ hat eine klare Neben- oder Ge-
gen Geltung/ nehmlich die gedoppelte/ oder eine Doppelgeltung/
nach welcher als einem Ebenmaß unzehlich viel weitere Zahlen
gegeneinander eingerichtet ſind/ daß ſie ſolche Nebengeltung eben

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[117/0127] Das Siebenzehende Capitel. Von dem Recht und denen Geſetzen. §. 1. ES iſt bey der Arithmetic dieſes eines von den vornehmſten Eigenſchafften der Zahlen/ daß nehmlich eine jede Zahl nicht allein gegen dem Eins/ als gegen ſeinem Urſprung/ eine gewiſſe Quantitaͤt und bloſſe Geltung habe/ die ſo viel austraͤ- get/ als die Zahl der Vielheit/ oder als die Anzahl ſelbſt/ vermag; ſondern auch/ daß einer jeden Anzahl gegen einer jeden Anzahl eine gewiſſe ration und Neben-Geltung zukomme/ welche zwar nicht allezeit ſo viel austraͤgt als die vorgeſetzte Anzahl gegen dem Eins vermag; dennoch aber hat ſie ihr gewiſſes Maß an ihr ſelbſt/ und wenn man nur die vorgeſetzte Zahl recht anſiehet und inner- lich betrachtet/ auch ſolche gegen die nebenſtehende Zahl haͤlt und die gemeinen Unitaͤten ſampt dem Ubermaß abzehlet/ ſo findet man ſtracks wie viel jene gegen dieſer in Vermoͤgen habe und præ- ſtiren koͤnne/ als 6. gegen 3. §. 2. Fernerweit ſo ereignet ſich bey der Arithmetic dieſe ſon- derliche proprietaͤt und Beſchaffenheit/ daß derer ſchlechteren und erſten Zahlen/ als des Urſprungs aller andern hierauff folgenden/ ihre Neben-Geltung allezeit ein ſo klares Ebenmaß gebe/ nach welchem unzehlich viel hierauff folgende weitlaͤufftigere Zahlen gegeneinander/ je zwey und zwey/ nehmlich auch eine gegen der andern/ gantz richtig ſich verhalten/ und eben ſolche Nebengel- tung mit ihrem eigenen Vermoͤgen gegeneinander darſtellen. §. 3. Zum Exempel/ Viere hat nicht allein gegen dem Eins als ſeinem Urſprung die bloſſe Geltung viere/ in dem ſie viermahl Eins ins in ſich begreifft; ſondern auch viere gegen zwey/ oder wel- ches einerley iſt zwey gegen eins/ hat eine klare Neben- oder Ge- gen Geltung/ nehmlich die gedoppelte/ oder eine Doppelgeltung/ nach welcher als einem Ebenmaß unzehlich viel weitere Zahlen gegeneinander eingerichtet ſind/ daß ſie ſolche Nebengeltung eben ſo ge- P iij

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Zitationshilfe: Weigel, Erhard: Arithmetische Beschreibung der Moral-Weißheit von Personen und Sachen Worauf das gemeine Wesen bestehet. Jena, 1674, S. 117. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_moralweissheit_1674/127>, abgerufen am 28.03.2024.