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Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618.

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Das Ander Büchlein.
Also werden wir Menschen/ so wir nach der Natur leben/
vnnd nicht vben wollen Astrologiam Theologizatam,
erkant auß dem obern Firmament, als durch einen Spie-
gel.

Zum Dritten folget daraus/ das wir gewalt haben zu
herrschen vber vnsern parentem, vnd vermögen vns eine
Newe Nativitet zu machen durch den Glaubenim Sab-
bath/ da ist/ wir können von vns werffen alle Sternen/ vnd
alle Ascendenten von vns schütteln/ wie ein Esel die Bre-
men/ vnd können vns die beste Nativitet machen vnnd er-
wehlen. Dann eine solche macht vnnd gewalt hat der
Mensche/ das er der grossen Creatur entweichen kan/ das
sie jhn nicht mehr kenne/ vnd kein Astronomus jhme hin-
fort eine Nativitet stellen kan/ vnd etwas künfftiges Prae-
diciren. Den durch den Glauben ist er nicht mehr ein Kind
des Himmels oder Firmament, Sondern ein Kind Got-
tes.

Hieran haben gejrret/ beydes die Astrologi vnnd
Theologi, Das sie haben durffen den gantzen Menschen
vnter des Gestirne setzen/ oder wol Astrologiam gantz ver-
nichten/ haben nicht bedacht/ das Anima hominis aus dem
Zodiaco sey.

Darumb ein Natürlicher Mensche dem Firmament
vnterworffen sein müsse/ haben auch nicht betrachtet/
Das ein Christe durch den Glauben/ Gewalt vnnd Macht
habe/ auch befehl/ alle Sternen von sich zuschütteln vnd
zuthun/ das ist/ Astrologiam Theologizatam zuvben.
Als: Es lege ein Stein/ darauff die Sonne Schine/ vnd
ich nehme denselben Stein/ vnd legte jhn in ein Wasser/ so
könte die Sonne nicht weitter darauff scheinen.

Also/
B ij

Das Ander Buͤchlein.
Alſo werden wir Menſchen/ ſo wir nach der Natur leben/
vnnd nicht vben wollen Aſtrologiam Theologizatam,
erkant auß dem obern Firmament, als durch einen Spie-
gel.

Zum Dritten folget daraus/ das wir gewalt haben zu
herrſchen vber vnſern parentem, vnd vermoͤgen vns eine
Newe Nativitet zu machen durch den Glaubenim Sab-
bath/ da iſt/ wir koͤnnen von vns werffen alle Sternen/ vnd
alle Aſcendenten von vns ſchuͤtteln/ wie ein Eſel die Bre-
men/ vnd koͤnnen vns die beſte Nativitet machen vnnd er-
wehlen. Dann eine ſolche macht vnnd gewalt hat der
Menſche/ das er der groſſen Creatur entweichen kan/ das
ſie jhn nicht mehr kenne/ vnd kein Aſtronomus jhme hin-
fort eine Nativitet ſtellen kan/ vnd etwas kuͤnfftiges Præ-
diciren. Den durch den Glauben iſt er nicht mehr ein Kind
des Himmels oder Firmament, Sondern ein Kind Got-
tes.

Hieran haben gejrret/ beydes die Aſtrologi vnnd
Theologi, Das ſie haben důrffen den gantzen Menſchen
vnter des Geſtirne ſetzen/ oder wol Aſtrologiam gantz ver-
nichten/ haben nicht bedacht/ das Anima hominis aus dem
Zodiaco ſey.

Darumb ein Natuͤrlicher Menſche dem Firmament
vnterworffen ſein muͤſſe/ haben auch nicht betrachtet/
Das ein Chriſte durch den Glauben/ Gewalt vnnd Macht
habe/ auch befehl/ alle Sternen von ſich zuſchuͤtteln vnd
zuthun/ das iſt/ Aſtrologiam Theologizatam zuvben.
Als: Es lege ein Stein/ darauff die Sonne Schine/ vnd
ich nehme denſelben Stein/ vnd legte jhn in ein Waſſer/ ſo
koͤnte die Sonne nicht weitter darauff ſcheinen.

Alſo/
B ij
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[4/0011] Das Ander Buͤchlein. Alſo werden wir Menſchen/ ſo wir nach der Natur leben/ vnnd nicht vben wollen Aſtrologiam Theologizatam, erkant auß dem obern Firmament, als durch einen Spie- gel. Zum Dritten folget daraus/ das wir gewalt haben zu herrſchen vber vnſern parentem, vnd vermoͤgen vns eine Newe Nativitet zu machen durch den Glaubenim Sab- bath/ da iſt/ wir koͤnnen von vns werffen alle Sternen/ vnd alle Aſcendenten von vns ſchuͤtteln/ wie ein Eſel die Bre- men/ vnd koͤnnen vns die beſte Nativitet machen vnnd er- wehlen. Dann eine ſolche macht vnnd gewalt hat der Menſche/ das er der groſſen Creatur entweichen kan/ das ſie jhn nicht mehr kenne/ vnd kein Aſtronomus jhme hin- fort eine Nativitet ſtellen kan/ vnd etwas kuͤnfftiges Præ- diciren. Den durch den Glauben iſt er nicht mehr ein Kind des Himmels oder Firmament, Sondern ein Kind Got- tes. Hieran haben gejrret/ beydes die Aſtrologi vnnd Theologi, Das ſie haben důrffen den gantzen Menſchen vnter des Geſtirne ſetzen/ oder wol Aſtrologiam gantz ver- nichten/ haben nicht bedacht/ das Anima hominis aus dem Zodiaco ſey. Darumb ein Natuͤrlicher Menſche dem Firmament vnterworffen ſein muͤſſe/ haben auch nicht betrachtet/ Das ein Chriſte durch den Glauben/ Gewalt vnnd Macht habe/ auch befehl/ alle Sternen von ſich zuſchuͤtteln vnd zuthun/ das iſt/ Aſtrologiam Theologizatam zuvben. Als: Es lege ein Stein/ darauff die Sonne Schine/ vnd ich nehme denſelben Stein/ vnd legte jhn in ein Waſſer/ ſo koͤnte die Sonne nicht weitter darauff ſcheinen. Alſo/ B ij

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Zitationshilfe: Weigel, Valentin: Gnothi seauton. Nosce te ipsum. Erkenne dich selber O Mensch. Neustadt, 1618, S. 4. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/weigel_gnothi02_1618/11>, abgerufen am 29.03.2024.