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Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851.

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nung, daß drei Abtheilungen hervortreten; -- eine, welche den Rücken
einnimmt, Rückenflosse (Pinna dorsalis), eine andere, das Ende
des Schwanzes behauptende, Schwanzflosse (Pinna caudalis) und
eine dritte, die an dem unteren Rande, meist unmittelbar hinter dem
After angebracht ist und die Afterflosse (Pinna analis) genannt
wird. Rücken- und Afterflossen können in mehrfacher Zahl vorkom-
men, wie denn überhaupt in Gestalt, Bildung, Erstreckung und Vor-

[Abbildung] Fig. 933.

Der Kabeljau (Morrhua vulgaris) mit drei Rückenflossen und zwei Afterflossen.

handensein dieser Flossen die größte Mannigfaltigkeit herrscht. Es
sind diese Flossen stets von Strahlen gestützt, zwischen welchen eine
dünne, aber feste Haut ausgespannt werden kann; nur bei einigen
Familien findet sich auf dem Rücken eine kleine Flosse, die keine
Strahlen besitzt und die Fettflosse (Pinna adiposa) genannt wird.
[Abbildung] Fig. 934.

Die Bergforelle (Salmo Schiftermülleri), mit einer Fettflosse.

Die Strahlen selbst aber, welche sowohl in diesen, als in den paa-
rigen Flossen vorhanden sind, zeigen sehr verschiedene Natur. Bei
den Knorpelfischen finden sich hornige, ungegliederte, weiche, biegsame
Strahlen in ungemeiner Anzahl, die sich zerfasern und gewöhnlich
auf Querreihen cylindrischer Knorpelstückchen aufgesetzt sind, welche
meist, besonders an den Brust- und Bauchflossen, die Basis des Thei-
les der Flosse bilden, der die Strahlen zeigt. Außer diesen Strahlen
findet man bei den Knorpelfischen noch große Stacheln, höchstens aber
nur einen in einer Flosse, die aus Zahnsubstanz bestehen, innen hohl
sind und oft auf einem Knorpelzapfen aufsitzen. Bei den Knochen-
fischen trifft man zwei Arten von Strahlen in den Flossen; -- in
dem einen Falle sind diese Strahlen einfache Knochenstacheln, die spitz
zulaufen und an ihrem unteren, etwas verdickten Ende die Gelenk-

nung, daß drei Abtheilungen hervortreten; — eine, welche den Rücken
einnimmt, Rückenfloſſe (Pinna dorsalis), eine andere, das Ende
des Schwanzes behauptende, Schwanzfloſſe (Pinna caudalis) und
eine dritte, die an dem unteren Rande, meiſt unmittelbar hinter dem
After angebracht iſt und die Afterfloſſe (Pinna analis) genannt
wird. Rücken- und Afterfloſſen können in mehrfacher Zahl vorkom-
men, wie denn überhaupt in Geſtalt, Bildung, Erſtreckung und Vor-

[Abbildung] Fig. 933.

Der Kabeljau (Morrhua vulgaris) mit drei Rückenfloſſen und zwei Afterfloſſen.

handenſein dieſer Floſſen die größte Mannigfaltigkeit herrſcht. Es
ſind dieſe Floſſen ſtets von Strahlen geſtützt, zwiſchen welchen eine
dünne, aber feſte Haut ausgeſpannt werden kann; nur bei einigen
Familien findet ſich auf dem Rücken eine kleine Floſſe, die keine
Strahlen beſitzt und die Fettfloſſe (Pinna adiposa) genannt wird.
[Abbildung] Fig. 934.

Die Bergforelle (Salmo Schiftermülleri), mit einer Fettfloſſe.

Die Strahlen ſelbſt aber, welche ſowohl in dieſen, als in den paa-
rigen Floſſen vorhanden ſind, zeigen ſehr verſchiedene Natur. Bei
den Knorpelfiſchen finden ſich hornige, ungegliederte, weiche, biegſame
Strahlen in ungemeiner Anzahl, die ſich zerfaſern und gewöhnlich
auf Querreihen cylindriſcher Knorpelſtückchen aufgeſetzt ſind, welche
meiſt, beſonders an den Bruſt- und Bauchfloſſen, die Baſis des Thei-
les der Floſſe bilden, der die Strahlen zeigt. Außer dieſen Strahlen
findet man bei den Knorpelfiſchen noch große Stacheln, höchſtens aber
nur einen in einer Floſſe, die aus Zahnſubſtanz beſtehen, innen hohl
ſind und oft auf einem Knorpelzapfen aufſitzen. Bei den Knochen-
fiſchen trifft man zwei Arten von Strahlen in den Floſſen; — in
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zulaufen und an ihrem unteren, etwas verdickten Ende die Gelenk-

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[30/0036] nung, daß drei Abtheilungen hervortreten; — eine, welche den Rücken einnimmt, Rückenfloſſe (Pinna dorsalis), eine andere, das Ende des Schwanzes behauptende, Schwanzfloſſe (Pinna caudalis) und eine dritte, die an dem unteren Rande, meiſt unmittelbar hinter dem After angebracht iſt und die Afterfloſſe (Pinna analis) genannt wird. Rücken- und Afterfloſſen können in mehrfacher Zahl vorkom- men, wie denn überhaupt in Geſtalt, Bildung, Erſtreckung und Vor- [Abbildung Fig. 933. Der Kabeljau (Morrhua vulgaris) mit drei Rückenfloſſen und zwei Afterfloſſen.] handenſein dieſer Floſſen die größte Mannigfaltigkeit herrſcht. Es ſind dieſe Floſſen ſtets von Strahlen geſtützt, zwiſchen welchen eine dünne, aber feſte Haut ausgeſpannt werden kann; nur bei einigen Familien findet ſich auf dem Rücken eine kleine Floſſe, die keine Strahlen beſitzt und die Fettfloſſe (Pinna adiposa) genannt wird. [Abbildung Fig. 934. Die Bergforelle (Salmo Schiftermülleri), mit einer Fettfloſſe.] Die Strahlen ſelbſt aber, welche ſowohl in dieſen, als in den paa- rigen Floſſen vorhanden ſind, zeigen ſehr verſchiedene Natur. Bei den Knorpelfiſchen finden ſich hornige, ungegliederte, weiche, biegſame Strahlen in ungemeiner Anzahl, die ſich zerfaſern und gewöhnlich auf Querreihen cylindriſcher Knorpelſtückchen aufgeſetzt ſind, welche meiſt, beſonders an den Bruſt- und Bauchfloſſen, die Baſis des Thei- les der Floſſe bilden, der die Strahlen zeigt. Außer dieſen Strahlen findet man bei den Knorpelfiſchen noch große Stacheln, höchſtens aber nur einen in einer Floſſe, die aus Zahnſubſtanz beſtehen, innen hohl ſind und oft auf einem Knorpelzapfen aufſitzen. Bei den Knochen- fiſchen trifft man zwei Arten von Strahlen in den Floſſen; — in dem einen Falle ſind dieſe Strahlen einfache Knochenſtacheln, die ſpitz zulaufen und an ihrem unteren, etwas verdickten Ende die Gelenk-

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Zitationshilfe: Vogt, Carl: Zoologische Briefe. Bd. 2. Frankfurt (Main), 1851, S. 30. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vogt_briefe02_1851/36>, abgerufen am 25.04.2024.