Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 3,1. Reutlingen u. a., 1851.

Bild:
<< vorherige Seite

schen Verfahrens bezeichnet: so im Kupferstich Schrassir-, Punctir-Manier,
Radir-Manier u. s. w. Dieß ist die ursprüngliche Bedeutung des Worts
(maniera Handführung). Ein Ansatz zu intensiverem Sinne liegt aller-
dings auch in diesem unschuldigsten Gebrauche des Ausdrucks; denn wie es
Styl-Uebertragungen gibt, so gute und üble Manier-Uebertragungen:
Verbindung des Stichels mit Aezen und Radiren ist zu einer guten Wir-
kung vielfach nöthig, es kann aber auch z. B. eine bestimmte Landschaft
sich zur Radirmanier eignen und ist doch in einer andern behandelt, da
liegt der Fehler schon in der Auffassung und das Wort Manier kann
nun so angewendet werden, daß bereits ein Urtheil darin liegt.



ſchen Verfahrens bezeichnet: ſo im Kupferſtich Schraſſir-, Punctir-Manier,
Radir-Manier u. ſ. w. Dieß iſt die urſprüngliche Bedeutung des Worts
(maniera Handführung). Ein Anſatz zu intenſiverem Sinne liegt aller-
dings auch in dieſem unſchuldigſten Gebrauche des Ausdrucks; denn wie es
Styl-Uebertragungen gibt, ſo gute und üble Manier-Uebertragungen:
Verbindung des Stichels mit Aezen und Radiren iſt zu einer guten Wir-
kung vielfach nöthig, es kann aber auch z. B. eine beſtimmte Landſchaft
ſich zur Radirmanier eignen und iſt doch in einer andern behandelt, da
liegt der Fehler ſchon in der Auffaſſung und das Wort Manier kann
nun ſo angewendet werden, daß bereits ein Urtheil darin liegt.



<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <div n="5">
                <div n="6">
                  <div n="7">
                    <p> <hi rendition="#et"><pb facs="#f0154" n="142"/>
&#x017F;chen Verfahrens bezeichnet: &#x017F;o im Kupfer&#x017F;tich Schra&#x017F;&#x017F;ir-, Punctir-Manier,<lb/>
Radir-Manier u. &#x017F;. w. Dieß i&#x017F;t die ur&#x017F;prüngliche Bedeutung des Worts<lb/>
(<hi rendition="#aq">maniera</hi> Handführung). Ein An&#x017F;atz zu inten&#x017F;iverem Sinne liegt aller-<lb/>
dings auch in die&#x017F;em un&#x017F;chuldig&#x017F;ten Gebrauche des Ausdrucks; denn wie es<lb/>
Styl-Uebertragungen gibt, &#x017F;o gute und üble Manier-Uebertragungen:<lb/>
Verbindung des Stichels mit Aezen und Radiren i&#x017F;t zu einer guten Wir-<lb/>
kung vielfach nöthig, es kann aber auch z. B. eine be&#x017F;timmte Land&#x017F;chaft<lb/>
&#x017F;ich zur Radirmanier eignen und i&#x017F;t doch in einer andern behandelt, da<lb/>
liegt der Fehler &#x017F;chon in der Auffa&#x017F;&#x017F;ung und das Wort Manier kann<lb/>
nun &#x017F;o angewendet werden, daß bereits ein Urtheil darin liegt.</hi> </p>
                  </div>
                </div>
              </div>
            </div>
          </div><lb/>
          <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[142/0154] ſchen Verfahrens bezeichnet: ſo im Kupferſtich Schraſſir-, Punctir-Manier, Radir-Manier u. ſ. w. Dieß iſt die urſprüngliche Bedeutung des Worts (maniera Handführung). Ein Anſatz zu intenſiverem Sinne liegt aller- dings auch in dieſem unſchuldigſten Gebrauche des Ausdrucks; denn wie es Styl-Uebertragungen gibt, ſo gute und üble Manier-Uebertragungen: Verbindung des Stichels mit Aezen und Radiren iſt zu einer guten Wir- kung vielfach nöthig, es kann aber auch z. B. eine beſtimmte Landſchaft ſich zur Radirmanier eignen und iſt doch in einer andern behandelt, da liegt der Fehler ſchon in der Auffaſſung und das Wort Manier kann nun ſo angewendet werden, daß bereits ein Urtheil darin liegt.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik0301_1851
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik0301_1851/154
Zitationshilfe: Vischer, Friedrich Theodor von: Ästhetik oder Wissenschaft des Schönen. Bd. 3,1. Reutlingen u. a., 1851, S. 142. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/vischer_aesthetik0301_1851/154>, abgerufen am 23.04.2024.