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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Gefässe des Gehirns, des Magens, der Knorpel.
von welchen Aeste ausgehen, die sich immer feiner verzwei-
gen und endlich in ganz feinmaschige Capillar-Netze über-
gehen. Allein so eng dieses Netz auch sein mag, so stösst
doch keineswegs jedes Element der Hirnsubstanz unmittelbar
an ein Capillargefäss.

Das dritte Object ist ein Injectionspräparat aus der Mus-
kelhaut des Magens
, wo man bei stärkerer Vergrösserung

[Abbildung] Fig. 30.
durch feine Längsstriche die
Richtung der Muskelfasern er-
kennen kann; hier bilden
die Gefässe ziemlich regel-
mässige, untereinander durch
Queranastomosen in Verbin-
dung stehende Netze, von de-
nen aus sich immer kleinere Ge-
fässe verästeln, die innerhalb
der Substanz seine Netze bilden, so dass dadurch das Ganze
in eine Reihe von unregelmässig viereckigen Abtheilungen zer-
legt wird. Auf einen letzten Zwischenraum fällt eine gewisse
Zahl von Muskelelementen, so dass die Gefässe an einigen
Stellen die Muskelfasern berühren, an andern Stellen entfern-
ter davon liegen.

Verfolgt man in dieser Weise die Einrichtung der ver-
schiedenen Organe und Gewebe, so kommt man von solchen,
welche nach der Injection fast nur aus Gefässen zu bestehen
scheinen, mit der Zeit zu denjenigen, welche fast gar keine
Gefässe enthalten und endlich zu solchen, welche wirklich
keine mehr führen. Dies trifft man am ausgesprochensten
innerhalb der Gewebe der Bindesubstanz, und die wichtigsten
darunter sind die Knochen und die Knorpel. Der ent-
wickelte Knorpel hat überhaupt gar keine Gefässe mehr; der
entwickelte Knochen enthält allerdings Gefässe, aber in einem
sehr wechselnden Maasse. Dass der entwickelte Knorpel
keine Gefässe enthält, davon dispensiren Sie mich wohl, Sie
noch speciell zu überzeugen, da Sie verschiedene Knorpelprä-

[Abbildung] Fig. 30.

Injectionspräparat von der Muskelhaut des Magens eines
Kaninchens, 11mal vergrössert.

Gefässe des Gehirns, des Magens, der Knorpel.
von welchen Aeste ausgehen, die sich immer feiner verzwei-
gen und endlich in ganz feinmaschige Capillar-Netze über-
gehen. Allein so eng dieses Netz auch sein mag, so stösst
doch keineswegs jedes Element der Hirnsubstanz unmittelbar
an ein Capillargefäss.

Das dritte Object ist ein Injectionspräparat aus der Mus-
kelhaut des Magens
, wo man bei stärkerer Vergrösserung

[Abbildung] Fig. 30.
durch feine Längsstriche die
Richtung der Muskelfasern er-
kennen kann; hier bilden
die Gefässe ziemlich regel-
mässige, untereinander durch
Queranastomosen in Verbin-
dung stehende Netze, von de-
nen aus sich immer kleinere Ge-
fässe verästeln, die innerhalb
der Substanz seine Netze bilden, so dass dadurch das Ganze
in eine Reihe von unregelmässig viereckigen Abtheilungen zer-
legt wird. Auf einen letzten Zwischenraum fällt eine gewisse
Zahl von Muskelelementen, so dass die Gefässe an einigen
Stellen die Muskelfasern berühren, an andern Stellen entfern-
ter davon liegen.

Verfolgt man in dieser Weise die Einrichtung der ver-
schiedenen Organe und Gewebe, so kommt man von solchen,
welche nach der Injection fast nur aus Gefässen zu bestehen
scheinen, mit der Zeit zu denjenigen, welche fast gar keine
Gefässe enthalten und endlich zu solchen, welche wirklich
keine mehr führen. Dies trifft man am ausgesprochensten
innerhalb der Gewebe der Bindesubstanz, und die wichtigsten
darunter sind die Knochen und die Knorpel. Der ent-
wickelte Knorpel hat überhaupt gar keine Gefässe mehr; der
entwickelte Knochen enthält allerdings Gefässe, aber in einem
sehr wechselnden Maasse. Dass der entwickelte Knorpel
keine Gefässe enthält, davon dispensiren Sie mich wohl, Sie
noch speciell zu überzeugen, da Sie verschiedene Knorpelprä-

[Abbildung] Fig. 30.

Injectionspräparat von der Muskelhaut des Magens eines
Kaninchens, 11mal vergrössert.

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[69/0091] Gefässe des Gehirns, des Magens, der Knorpel. von welchen Aeste ausgehen, die sich immer feiner verzwei- gen und endlich in ganz feinmaschige Capillar-Netze über- gehen. Allein so eng dieses Netz auch sein mag, so stösst doch keineswegs jedes Element der Hirnsubstanz unmittelbar an ein Capillargefäss. Das dritte Object ist ein Injectionspräparat aus der Mus- kelhaut des Magens, wo man bei stärkerer Vergrösserung [Abbildung Fig. 30.] durch feine Längsstriche die Richtung der Muskelfasern er- kennen kann; hier bilden die Gefässe ziemlich regel- mässige, untereinander durch Queranastomosen in Verbin- dung stehende Netze, von de- nen aus sich immer kleinere Ge- fässe verästeln, die innerhalb der Substanz seine Netze bilden, so dass dadurch das Ganze in eine Reihe von unregelmässig viereckigen Abtheilungen zer- legt wird. Auf einen letzten Zwischenraum fällt eine gewisse Zahl von Muskelelementen, so dass die Gefässe an einigen Stellen die Muskelfasern berühren, an andern Stellen entfern- ter davon liegen. Verfolgt man in dieser Weise die Einrichtung der ver- schiedenen Organe und Gewebe, so kommt man von solchen, welche nach der Injection fast nur aus Gefässen zu bestehen scheinen, mit der Zeit zu denjenigen, welche fast gar keine Gefässe enthalten und endlich zu solchen, welche wirklich keine mehr führen. Dies trifft man am ausgesprochensten innerhalb der Gewebe der Bindesubstanz, und die wichtigsten darunter sind die Knochen und die Knorpel. Der ent- wickelte Knorpel hat überhaupt gar keine Gefässe mehr; der entwickelte Knochen enthält allerdings Gefässe, aber in einem sehr wechselnden Maasse. Dass der entwickelte Knorpel keine Gefässe enthält, davon dispensiren Sie mich wohl, Sie noch speciell zu überzeugen, da Sie verschiedene Knorpelprä- [Abbildung Fig. 30. Injectionspräparat von der Muskelhaut des Magens eines Kaninchens, 11mal vergrössert.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 69. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/91>, abgerufen am 25.04.2024.