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Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

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Sarkom.
vergrössern sich, ihr Zwischenbindege-
webe wird saftreicher, ja in manchen
Fällen schwindet die Grundsubstanz so
vollständig, dass zuletzt fast nur zellige
Elemente übrig bleiben. Das sind dann
die Formen, welche meiner Ansicht nach
mit dem alten Namen des Sarkoms be-
zeichnet werden müssen. Diese Sarkome
sind in der Regel allerdings gutartig,
aber nicht selten recidiviren sie wie die
Epithelialkrebse in loco, unter gewissen
Verhältnissen recurriren sie in den Lymph-
drüsen, und in manchen Fällen kommen
sie in so ausgedehnten Metastasen durch
den ganzen Körper vor, dass fast kein
Organ davon verschont bleibt.

In der ganzen Reihe dieser Bildun-
gen, von denen jede einem normalen Ge-
webe mehr oder weniger vollständig ent-
spricht, darf die Untersuchung gar nicht
die Aufgabe verfolgen, zu ermitteln. ob
sie einen physiologischen Typus haben
oder ob sie ein specifisches Gepräge an

[Abbildung] Fig. 144.
sich tragen; schliesslich entscheidet die Frage, ob sie an
einem Orte entstehen, wo sie hingehören, oder nicht,
und ob sie eine Flüssigkeit in sich erzeugen, welche,
auf Nachbartheile gebracht, dort einen ungünstigen,
contagiösen oder reizenden Einfluss ausüben kann
.

Es verhält sich mit diesen Bildungen, wie mit pflanz-
lichen. Die Nerven und Gefässe haben gar keinen unmittel-
baren Einfluss. Nur insofern haben sie Werth, als sie das
Mehr oder Weniger von Zufuhr bestimmen können; sie sind
ganz ausser Stande, die Geschwulstentwickelung anzuregen,
hervorzubringen oder in einer directen Weise zu modifici-
ren. Eine pathologische Geschwulst des Menschen bildet sich

[Abbildung] Fig. 144.

Schematische Darstellung der Sarkom-Entwickelung, wie
sie bei Sarcoma mammae sehr gut zu überschen ist. Vergr. 350.

Sarkom.
vergrössern sich, ihr Zwischenbindege-
webe wird saftreicher, ja in manchen
Fällen schwindet die Grundsubstanz so
vollständig, dass zuletzt fast nur zellige
Elemente übrig bleiben. Das sind dann
die Formen, welche meiner Ansicht nach
mit dem alten Namen des Sarkoms be-
zeichnet werden müssen. Diese Sarkome
sind in der Regel allerdings gutartig,
aber nicht selten recidiviren sie wie die
Epithelialkrebse in loco, unter gewissen
Verhältnissen recurriren sie in den Lymph-
drüsen, und in manchen Fällen kommen
sie in so ausgedehnten Metastasen durch
den ganzen Körper vor, dass fast kein
Organ davon verschont bleibt.

In der ganzen Reihe dieser Bildun-
gen, von denen jede einem normalen Ge-
webe mehr oder weniger vollständig ent-
spricht, darf die Untersuchung gar nicht
die Aufgabe verfolgen, zu ermitteln. ob
sie einen physiologischen Typus haben
oder ob sie ein specifisches Gepräge an

[Abbildung] Fig. 144.
sich tragen; schliesslich entscheidet die Frage, ob sie an
einem Orte entstehen, wo sie hingehören, oder nicht,
und ob sie eine Flüssigkeit in sich erzeugen, welche,
auf Nachbartheile gebracht, dort einen ungünstigen,
contagiösen oder reizenden Einfluss ausüben kann
.

Es verhält sich mit diesen Bildungen, wie mit pflanz-
lichen. Die Nerven und Gefässe haben gar keinen unmittel-
baren Einfluss. Nur insofern haben sie Werth, als sie das
Mehr oder Weniger von Zufuhr bestimmen können; sie sind
ganz ausser Stande, die Geschwulstentwickelung anzuregen,
hervorzubringen oder in einer directen Weise zu modifici-
ren. Eine pathologische Geschwulst des Menschen bildet sich

[Abbildung] Fig. 144.

Schematische Darstellung der Sarkom-Entwickelung, wie
sie bei Sarcoma mammae sehr gut zu überschen ist. Vergr. 350.

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[431/0453] Sarkom. vergrössern sich, ihr Zwischenbindege- webe wird saftreicher, ja in manchen Fällen schwindet die Grundsubstanz so vollständig, dass zuletzt fast nur zellige Elemente übrig bleiben. Das sind dann die Formen, welche meiner Ansicht nach mit dem alten Namen des Sarkoms be- zeichnet werden müssen. Diese Sarkome sind in der Regel allerdings gutartig, aber nicht selten recidiviren sie wie die Epithelialkrebse in loco, unter gewissen Verhältnissen recurriren sie in den Lymph- drüsen, und in manchen Fällen kommen sie in so ausgedehnten Metastasen durch den ganzen Körper vor, dass fast kein Organ davon verschont bleibt. In der ganzen Reihe dieser Bildun- gen, von denen jede einem normalen Ge- webe mehr oder weniger vollständig ent- spricht, darf die Untersuchung gar nicht die Aufgabe verfolgen, zu ermitteln. ob sie einen physiologischen Typus haben oder ob sie ein specifisches Gepräge an [Abbildung Fig. 144.] sich tragen; schliesslich entscheidet die Frage, ob sie an einem Orte entstehen, wo sie hingehören, oder nicht, und ob sie eine Flüssigkeit in sich erzeugen, welche, auf Nachbartheile gebracht, dort einen ungünstigen, contagiösen oder reizenden Einfluss ausüben kann. Es verhält sich mit diesen Bildungen, wie mit pflanz- lichen. Die Nerven und Gefässe haben gar keinen unmittel- baren Einfluss. Nur insofern haben sie Werth, als sie das Mehr oder Weniger von Zufuhr bestimmen können; sie sind ganz ausser Stande, die Geschwulstentwickelung anzuregen, hervorzubringen oder in einer directen Weise zu modifici- ren. Eine pathologische Geschwulst des Menschen bildet sich [Abbildung Fig. 144. Schematische Darstellung der Sarkom-Entwickelung, wie sie bei Sarcoma mammae sehr gut zu überschen ist. Vergr. 350.]

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Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 431. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/453>, abgerufen am 19.04.2024.