Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858.

Bild:
<< vorherige Seite

Hämin.
thet, dass die gefärbten Theile der Galle Umsetzungsprodukte
des Blutrothes seien. Im Innern von Extravasaten entsteht
wirklich eine gelblich-rothe Substanz, welche man als eine
neugebildete Art von Gallenfarbstoff bezeichnen kann.

Die zweite Art von Krystallen, welche später entdeckt
wurden, sind diesen sehr ähnlich, unterscheiden sich aber da-
durch, dass sie nicht als ein spontanes Product im Körper
vorkommen, sondern aus Hämatin künstlich dargestellt werden
können. Sie haben mehr eine dunkel bräunliche Farbe, und

[Abbildung] Fig. 55.
stellen gewöhnlich platte rhombische Tafeln mit spitzeren Win-
keln dar, welche gegen Reagentien ausserordentlich widerstands-
fähig sind und auch bei der Einwirkung der Mineralsäuren
die eigenthümlichen Farbenbilder nicht zeigen, welche das Hä-
matoidin darbietet. Diese zweite. Art von Krystallen hat von
ihrem Entdecker, Teichmann, den Namen des Hämin's
bekommen. In der neusten Zeit ist Teichmann selbst darü-
ber zweifelhaft geworden, ob es nicht eine Art von Hämatin
selbst sei. Diese Formen haben bis jetzt pathologisch gar kein
Interesse, dagegen haben sie eine sehr grosse Bedeutung ge-
wonnen für die forensische Medicin dadurch, dass sie in der
letzten Zeit als eines der sichersten Reagentien für die Prü-
fung von Blutflecken gebraucht worden sind. Ich selbst bin
in forensischen Fällen in der Lage gewesen, solche Proben
zu machen. Zu diesem Zwecke muss man getrocknetes Blut in mög-
lichst dichtem Zustande mit trockenem, krystallisirtem Kochsalz-
pulver mengen, dann auf diese trockene Mischung Eisessig (Acetum
glaciale) bringen und bei Kochhitze abdampfen. Ist dies geschehen,
so hat man da, wo vorher die Blutkörperchen oder die zweifel-
[Abbildung] Fig. 55.

Häminkrystalle, künstlich aus menschlichem Blute darge-
stellt. Vergr. 300.

9*

Hämin.
thet, dass die gefärbten Theile der Galle Umsetzungsprodukte
des Blutrothes seien. Im Innern von Extravasaten entsteht
wirklich eine gelblich-rothe Substanz, welche man als eine
neugebildete Art von Gallenfarbstoff bezeichnen kann.

Die zweite Art von Krystallen, welche später entdeckt
wurden, sind diesen sehr ähnlich, unterscheiden sich aber da-
durch, dass sie nicht als ein spontanes Product im Körper
vorkommen, sondern aus Hämatin künstlich dargestellt werden
können. Sie haben mehr eine dunkel bräunliche Farbe, und

[Abbildung] Fig. 55.
stellen gewöhnlich platte rhombische Tafeln mit spitzeren Win-
keln dar, welche gegen Reagentien ausserordentlich widerstands-
fähig sind und auch bei der Einwirkung der Mineralsäuren
die eigenthümlichen Farbenbilder nicht zeigen, welche das Hä-
matoidin darbietet. Diese zweite. Art von Krystallen hat von
ihrem Entdecker, Teichmann, den Namen des Hämin’s
bekommen. In der neusten Zeit ist Teichmann selbst darü-
ber zweifelhaft geworden, ob es nicht eine Art von Hämatin
selbst sei. Diese Formen haben bis jetzt pathologisch gar kein
Interesse, dagegen haben sie eine sehr grosse Bedeutung ge-
wonnen für die forensische Medicin dadurch, dass sie in der
letzten Zeit als eines der sichersten Reagentien für die Prü-
fung von Blutflecken gebraucht worden sind. Ich selbst bin
in forensischen Fällen in der Lage gewesen, solche Proben
zu machen. Zu diesem Zwecke muss man getrocknetes Blut in mög-
lichst dichtem Zustande mit trockenem, krystallisirtem Kochsalz-
pulver mengen, dann auf diese trockene Mischung Eisessig (Acetum
glaciale) bringen und bei Kochhitze abdampfen. Ist dies geschehen,
so hat man da, wo vorher die Blutkörperchen oder die zweifel-
[Abbildung] Fig. 55.

Häminkrystalle, künstlich aus menschlichem Blute darge-
stellt. Vergr. 300.

9*
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0153" n="131"/><fw place="top" type="header">Hämin.</fw><lb/>
thet, dass die gefärbten Theile der Galle Umsetzungsprodukte<lb/>
des Blutrothes seien. Im Innern von Extravasaten entsteht<lb/>
wirklich eine gelblich-rothe Substanz, welche man als eine<lb/>
neugebildete Art von Gallenfarbstoff bezeichnen kann.</p><lb/>
        <p>Die zweite Art von Krystallen, welche später entdeckt<lb/>
wurden, sind diesen sehr ähnlich, unterscheiden sich aber da-<lb/>
durch, dass sie nicht als ein spontanes Product im Körper<lb/>
vorkommen, sondern aus Hämatin künstlich dargestellt werden<lb/>
können. Sie haben mehr eine dunkel bräunliche Farbe, und<lb/><figure><head>Fig. 55.</head></figure><lb/>
stellen gewöhnlich platte rhombische Tafeln mit spitzeren Win-<lb/>
keln dar, welche gegen Reagentien ausserordentlich widerstands-<lb/>
fähig sind und auch bei der Einwirkung der Mineralsäuren<lb/>
die eigenthümlichen Farbenbilder nicht zeigen, welche das Hä-<lb/>
matoidin darbietet. Diese zweite. Art von Krystallen hat von<lb/>
ihrem Entdecker, <hi rendition="#g">Teichmann</hi>, den Namen des <hi rendition="#g">Hämin&#x2019;s</hi><lb/>
bekommen. In der neusten Zeit ist <hi rendition="#g">Teichmann</hi> selbst darü-<lb/>
ber zweifelhaft geworden, ob es nicht eine Art von Hämatin<lb/>
selbst sei. Diese Formen haben bis jetzt pathologisch gar kein<lb/>
Interesse, dagegen haben sie eine sehr grosse Bedeutung ge-<lb/>
wonnen für die forensische Medicin dadurch, dass sie in der<lb/>
letzten Zeit als eines der sichersten Reagentien für die Prü-<lb/>
fung von Blutflecken gebraucht worden sind. Ich selbst bin<lb/>
in forensischen Fällen in der Lage gewesen, solche Proben<lb/>
zu machen. Zu diesem Zwecke muss man getrocknetes Blut in mög-<lb/>
lichst dichtem Zustande mit trockenem, krystallisirtem Kochsalz-<lb/>
pulver mengen, dann auf diese trockene Mischung Eisessig (Acetum<lb/>
glaciale) bringen und bei Kochhitze abdampfen. Ist dies geschehen,<lb/>
so hat man da, wo vorher die Blutkörperchen oder die zweifel-<lb/><figure><head><hi rendition="#g">Fig</hi>. 55. </head><p>Häminkrystalle, künstlich aus menschlichem Blute darge-<lb/>
stellt. Vergr. 300.</p></figure><lb/>
<fw place="bottom" type="sig">9*</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[131/0153] Hämin. thet, dass die gefärbten Theile der Galle Umsetzungsprodukte des Blutrothes seien. Im Innern von Extravasaten entsteht wirklich eine gelblich-rothe Substanz, welche man als eine neugebildete Art von Gallenfarbstoff bezeichnen kann. Die zweite Art von Krystallen, welche später entdeckt wurden, sind diesen sehr ähnlich, unterscheiden sich aber da- durch, dass sie nicht als ein spontanes Product im Körper vorkommen, sondern aus Hämatin künstlich dargestellt werden können. Sie haben mehr eine dunkel bräunliche Farbe, und [Abbildung Fig. 55.] stellen gewöhnlich platte rhombische Tafeln mit spitzeren Win- keln dar, welche gegen Reagentien ausserordentlich widerstands- fähig sind und auch bei der Einwirkung der Mineralsäuren die eigenthümlichen Farbenbilder nicht zeigen, welche das Hä- matoidin darbietet. Diese zweite. Art von Krystallen hat von ihrem Entdecker, Teichmann, den Namen des Hämin’s bekommen. In der neusten Zeit ist Teichmann selbst darü- ber zweifelhaft geworden, ob es nicht eine Art von Hämatin selbst sei. Diese Formen haben bis jetzt pathologisch gar kein Interesse, dagegen haben sie eine sehr grosse Bedeutung ge- wonnen für die forensische Medicin dadurch, dass sie in der letzten Zeit als eines der sichersten Reagentien für die Prü- fung von Blutflecken gebraucht worden sind. Ich selbst bin in forensischen Fällen in der Lage gewesen, solche Proben zu machen. Zu diesem Zwecke muss man getrocknetes Blut in mög- lichst dichtem Zustande mit trockenem, krystallisirtem Kochsalz- pulver mengen, dann auf diese trockene Mischung Eisessig (Acetum glaciale) bringen und bei Kochhitze abdampfen. Ist dies geschehen, so hat man da, wo vorher die Blutkörperchen oder die zweifel- [Abbildung Fig. 55. Häminkrystalle, künstlich aus menschlichem Blute darge- stellt. Vergr. 300.] 9*

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/153
Zitationshilfe: Virchow, Rudolf: Die Cellularpathologie in ihrer Begründung auf physiologische und pathologische Gewebelehre. Berlin, 1858, S. 131. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/virchow_cellularpathologie_1858/153>, abgerufen am 25.04.2024.