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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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fallende Apfel mag, wenn er nicht überhaupt in das Gebiet der Sage zu verweisen
ist, vielleicht den äußerlichen Anlaß gegeben haben, bereits vorhandene und
viel durchdachte Ideen in einer bestimmten Richtung zu verfolgen, ihm mehr zuzu-
muthen, entbehrt jeder Wahrscheinlichkeit. Der Arzt Galvani war schon jahrelang
bestrebt, das Räthsel der Lebenskraft seiner Lösung näher zu bringen, und dies
sowie die geringen physikalischen Kenntnisse waren die Ursachen, welche Galvani
veranlaßten, den Zuckungen der Froschschenkel mehr Aufmerksamkeit zu schenken, als
dies ein Physiker damaliger Zeit wohl gethan haben würde. Auch Oersted's Ent-
deckung kam nicht unvermittelt; man hatte vielmehr schon früher mehr oder weniger
gewagte Ansichten über die Beziehungen zwischen Magnetismus und Elektricität
ausgesprochen. Man sieht also, daß in allen diesen Fällen nicht die zufällige Be-
achtung selbst schon die Entdeckung bildete, sondern vielmehr nur den ersten Anstoß
hierzu gab.

"Diese Zufälle," sagt Whewell in seiner Geschichte der inductiven Wissen-
schaften, "wenn sie ja so genannt werden dürfen, sind viel angemessener dem Funken
zu vergleichen, der ein geladenes und auf ein bestimmtes Ziel gerichtetes Feuer-
gewehr entladet. Galvani's Entdeckung mag allerdings mit mehr Recht als gewöhnlich
dem Zufalle zugeschrieben werden, aber sie enthielt auch in der Form, in welcher
sie zuerst mitgetheilt wurde, nichts wesentlich Neues. Erst als Galvani durch die
bloße Berührung der beiden Metalle dieselben Bewegungen hervorbrachte, erst dann
war er im Besitze einer für die Wissenschaft neuen, wichtigen und fundamentalen
Thatsache."

Luigi Aloisio Galvani wurde am 9. September 1737 zu Bologna ge-
boren, studirte zuerst Theologie und war nur mit Mühe vor dem Eintritte in ein
Kloster zurückzuhalten. Später wandte er sich dem Studium der Medicin zu und
wurde 1762 für diesen Wissenszweig Professor in Bologna. Aus dieser Zeit rühren
auch einige beifällig aufgenommene Abhandlungen aus der Anatomie der Vögel
her. Die Zeit der Revolution brachte für Galvani trübe Tage. Im Jahre 1796
erhielt Bonaparte das Commando der französischen Armeen in Italien und zwang
den König von Sardinien zum Frieden sowie zur Abtretung Nizzas und Savoyens
an Frankreich; auch Neapel mußte um Frieden bitten; aus Mantua, Mailand,
Modena und einem Theile von Parma wurde im Jahre 1797 die cisalpinische
Republik gebildet. Galvani weigerte sich nun, der republikanischen Regierung den
Beamteneid zu leisten und verlor in Folge dessen seine Stelle. Als ihm diese später
von der Republik wieder angetragen wurde, war seine Gesundheit bereits so zer-
rüttet, daß er den Antrag nicht mehr annehmen konnte. Er starb in sehr dürftigen
Verhältnissen am 4. December 1798 an der Abzehrung.

Obwohl man den Zeitpunkt jener Entdeckung, welche Galvani's Unsterblich-
keit sicherte, nicht mit absoluter Bestimmtheit feststellen kann, nimmt man doch mit
ziemlicher Wahrscheinlichkeit hiefür das Jahr 1790 an. Auch über die Art, wie
die Entdeckung gemacht wurde, findet man voneinander abweichende Berichte.
Whewell erzählt den Hergang in nachstehender Weise: "Galvani's Frau wurde
zur Wiederherstellung ihrer Gesundheit Froschsuppe verordnet, die Galvani selbst
ihr zu bereiten pflegte. Zufällig lagen einige bereits abgehäutete Froschschenkel auf
einem Tische neben einer Elektrisirmaschine. Ein Gehilfe berührte ebenso zufällig
mit der Messerspitze einen dieser Schenkel, der sogleich in lebhafte Zuckungen ge-
rieth. Die dabei gegenwärtige kranke Frau glaubte bemerkt zu haben, daß diese
Zuckungen in demselben Augenblicke statthatten. als der Funke aus der elektrischen

fallende Apfel mag, wenn er nicht überhaupt in das Gebiet der Sage zu verweiſen
iſt, vielleicht den äußerlichen Anlaß gegeben haben, bereits vorhandene und
viel durchdachte Ideen in einer beſtimmten Richtung zu verfolgen, ihm mehr zuzu-
muthen, entbehrt jeder Wahrſcheinlichkeit. Der Arzt Galvani war ſchon jahrelang
beſtrebt, das Räthſel der Lebenskraft ſeiner Löſung näher zu bringen, und dies
ſowie die geringen phyſikaliſchen Kenntniſſe waren die Urſachen, welche Galvani
veranlaßten, den Zuckungen der Froſchſchenkel mehr Aufmerkſamkeit zu ſchenken, als
dies ein Phyſiker damaliger Zeit wohl gethan haben würde. Auch Oerſted’s Ent-
deckung kam nicht unvermittelt; man hatte vielmehr ſchon früher mehr oder weniger
gewagte Anſichten über die Beziehungen zwiſchen Magnetismus und Elektricität
ausgeſprochen. Man ſieht alſo, daß in allen dieſen Fällen nicht die zufällige Be-
achtung ſelbſt ſchon die Entdeckung bildete, ſondern vielmehr nur den erſten Anſtoß
hierzu gab.

„Dieſe Zufälle,“ ſagt Whewell in ſeiner Geſchichte der inductiven Wiſſen-
ſchaften, „wenn ſie ja ſo genannt werden dürfen, ſind viel angemeſſener dem Funken
zu vergleichen, der ein geladenes und auf ein beſtimmtes Ziel gerichtetes Feuer-
gewehr entladet. Galvani’s Entdeckung mag allerdings mit mehr Recht als gewöhnlich
dem Zufalle zugeſchrieben werden, aber ſie enthielt auch in der Form, in welcher
ſie zuerſt mitgetheilt wurde, nichts weſentlich Neues. Erſt als Galvani durch die
bloße Berührung der beiden Metalle dieſelben Bewegungen hervorbrachte, erſt dann
war er im Beſitze einer für die Wiſſenſchaft neuen, wichtigen und fundamentalen
Thatſache.“

Luigi Aloiſio Galvani wurde am 9. September 1737 zu Bologna ge-
boren, ſtudirte zuerſt Theologie und war nur mit Mühe vor dem Eintritte in ein
Kloſter zurückzuhalten. Später wandte er ſich dem Studium der Medicin zu und
wurde 1762 für dieſen Wiſſenszweig Profeſſor in Bologna. Aus dieſer Zeit rühren
auch einige beifällig aufgenommene Abhandlungen aus der Anatomie der Vögel
her. Die Zeit der Revolution brachte für Galvani trübe Tage. Im Jahre 1796
erhielt Bonaparte das Commando der franzöſiſchen Armeen in Italien und zwang
den König von Sardinien zum Frieden ſowie zur Abtretung Nizzas und Savoyens
an Frankreich; auch Neapel mußte um Frieden bitten; aus Mantua, Mailand,
Modena und einem Theile von Parma wurde im Jahre 1797 die cisalpiniſche
Republik gebildet. Galvani weigerte ſich nun, der republikaniſchen Regierung den
Beamteneid zu leiſten und verlor in Folge deſſen ſeine Stelle. Als ihm dieſe ſpäter
von der Republik wieder angetragen wurde, war ſeine Geſundheit bereits ſo zer-
rüttet, daß er den Antrag nicht mehr annehmen konnte. Er ſtarb in ſehr dürftigen
Verhältniſſen am 4. December 1798 an der Abzehrung.

Obwohl man den Zeitpunkt jener Entdeckung, welche Galvani’s Unſterblich-
keit ſicherte, nicht mit abſoluter Beſtimmtheit feſtſtellen kann, nimmt man doch mit
ziemlicher Wahrſcheinlichkeit hiefür das Jahr 1790 an. Auch über die Art, wie
die Entdeckung gemacht wurde, findet man voneinander abweichende Berichte.
Whewell erzählt den Hergang in nachſtehender Weiſe: „Galvani’s Frau wurde
zur Wiederherſtellung ihrer Geſundheit Froſchſuppe verordnet, die Galvani ſelbſt
ihr zu bereiten pflegte. Zufällig lagen einige bereits abgehäutete Froſchſchenkel auf
einem Tiſche neben einer Elektriſirmaſchine. Ein Gehilfe berührte ebenſo zufällig
mit der Meſſerſpitze einen dieſer Schenkel, der ſogleich in lebhafte Zuckungen ge-
rieth. Die dabei gegenwärtige kranke Frau glaubte bemerkt zu haben, daß dieſe
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[25/0039] fallende Apfel mag, wenn er nicht überhaupt in das Gebiet der Sage zu verweiſen iſt, vielleicht den äußerlichen Anlaß gegeben haben, bereits vorhandene und viel durchdachte Ideen in einer beſtimmten Richtung zu verfolgen, ihm mehr zuzu- muthen, entbehrt jeder Wahrſcheinlichkeit. Der Arzt Galvani war ſchon jahrelang beſtrebt, das Räthſel der Lebenskraft ſeiner Löſung näher zu bringen, und dies ſowie die geringen phyſikaliſchen Kenntniſſe waren die Urſachen, welche Galvani veranlaßten, den Zuckungen der Froſchſchenkel mehr Aufmerkſamkeit zu ſchenken, als dies ein Phyſiker damaliger Zeit wohl gethan haben würde. Auch Oerſted’s Ent- deckung kam nicht unvermittelt; man hatte vielmehr ſchon früher mehr oder weniger gewagte Anſichten über die Beziehungen zwiſchen Magnetismus und Elektricität ausgeſprochen. Man ſieht alſo, daß in allen dieſen Fällen nicht die zufällige Be- achtung ſelbſt ſchon die Entdeckung bildete, ſondern vielmehr nur den erſten Anſtoß hierzu gab. „Dieſe Zufälle,“ ſagt Whewell in ſeiner Geſchichte der inductiven Wiſſen- ſchaften, „wenn ſie ja ſo genannt werden dürfen, ſind viel angemeſſener dem Funken zu vergleichen, der ein geladenes und auf ein beſtimmtes Ziel gerichtetes Feuer- gewehr entladet. Galvani’s Entdeckung mag allerdings mit mehr Recht als gewöhnlich dem Zufalle zugeſchrieben werden, aber ſie enthielt auch in der Form, in welcher ſie zuerſt mitgetheilt wurde, nichts weſentlich Neues. Erſt als Galvani durch die bloße Berührung der beiden Metalle dieſelben Bewegungen hervorbrachte, erſt dann war er im Beſitze einer für die Wiſſenſchaft neuen, wichtigen und fundamentalen Thatſache.“ Luigi Aloiſio Galvani wurde am 9. September 1737 zu Bologna ge- boren, ſtudirte zuerſt Theologie und war nur mit Mühe vor dem Eintritte in ein Kloſter zurückzuhalten. Später wandte er ſich dem Studium der Medicin zu und wurde 1762 für dieſen Wiſſenszweig Profeſſor in Bologna. Aus dieſer Zeit rühren auch einige beifällig aufgenommene Abhandlungen aus der Anatomie der Vögel her. Die Zeit der Revolution brachte für Galvani trübe Tage. Im Jahre 1796 erhielt Bonaparte das Commando der franzöſiſchen Armeen in Italien und zwang den König von Sardinien zum Frieden ſowie zur Abtretung Nizzas und Savoyens an Frankreich; auch Neapel mußte um Frieden bitten; aus Mantua, Mailand, Modena und einem Theile von Parma wurde im Jahre 1797 die cisalpiniſche Republik gebildet. Galvani weigerte ſich nun, der republikaniſchen Regierung den Beamteneid zu leiſten und verlor in Folge deſſen ſeine Stelle. Als ihm dieſe ſpäter von der Republik wieder angetragen wurde, war ſeine Geſundheit bereits ſo zer- rüttet, daß er den Antrag nicht mehr annehmen konnte. Er ſtarb in ſehr dürftigen Verhältniſſen am 4. December 1798 an der Abzehrung. Obwohl man den Zeitpunkt jener Entdeckung, welche Galvani’s Unſterblich- keit ſicherte, nicht mit abſoluter Beſtimmtheit feſtſtellen kann, nimmt man doch mit ziemlicher Wahrſcheinlichkeit hiefür das Jahr 1790 an. Auch über die Art, wie die Entdeckung gemacht wurde, findet man voneinander abweichende Berichte. Whewell erzählt den Hergang in nachſtehender Weiſe: „Galvani’s Frau wurde zur Wiederherſtellung ihrer Geſundheit Froſchſuppe verordnet, die Galvani ſelbſt ihr zu bereiten pflegte. Zufällig lagen einige bereits abgehäutete Froſchſchenkel auf einem Tiſche neben einer Elektriſirmaſchine. Ein Gehilfe berührte ebenſo zufällig mit der Meſſerſpitze einen dieſer Schenkel, der ſogleich in lebhafte Zuckungen ge- rieth. Die dabei gegenwärtige kranke Frau glaubte bemerkt zu haben, daß dieſe Zuckungen in demſelben Augenblicke ſtatthatten. als der Funke aus der elektriſchen

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 25. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/39>, abgerufen am 20.04.2024.