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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Coulomb untersuchte mit der von ihm erfundenen Torsionswage die elektrische
Anziehung, Abstoßung und Vertheilung mit einer Sorgfalt und Genauigkeit, daß
diese Arbeiten heute noch als mustergiltig anerkannt werden müssen. Er bekannte
sich zur dualistischen Anschauungsweise, also der Theorie Dufay's, nahm an, daß
die Elektricitätstheilchen jeder Art sich untereinander abstoßen, Theilchen beiderlei
Art sich aber anziehen; er fand, daß diese Anziehungen und Abstoßungen im um-
gekehrten Verhältnisse des Quadrates der Entfernungen geschehen, daß die Vertheilung
der Elektricität auf einem Körper Folge der gegenseitigen Abstoßung der Elektricitäts-
theilchen untereinander ist u. s. w.

Bevor wir uns nun den Entdeckungen Volta's und Galvani's zuwenden,
welche die späteren Forscher in ganz neue Bahnen lenkten und zur Grundlage der
gegenwärtigen, staunenerregenden Entwicklung der Elektricitätslehre und ihrer prak-
tischen Anwendungen wurden, müssen wir noch einen Blick auf jene elektrischen
Erscheinungen werfen, die in der animalischen Welt beobachtet werden können. Es
sind dies die elektrischen Eigenschaften des Zitterrochen, Zitteraales und Zitterwels.
Zwar erwähnt schon Reaumur im Jahre 1714 der Fähigkeit des Zitterrochens,
erschütternde Schläge auszutheilen, schrieb aber diese nur der Muskelkraft des
Schwanzes zu. Später, als Reisende von den kräftigen Schlägen berichteten, welche
der Zitteraal zu führen im Stande sei, vermuthete man allerdings, diese Schläge
mögen elektrischer Natur sein. Hiefür den experimentellen Nachweis zu bringen,
gelang jedoch erst dem Engländer Dr. John Walsh im Jahre 1772. Er bediente
sich zu seinen Experimenten des Zitterrochens und zeigte, daß der Fisch an der
Ober- und Unterseite gleichzeitig berührt werden müsse, um von ihm den Schlag
zu bekommen. Es wurden nun Versuche verschiedener Art ausgeführt, um die elek-
trische Natur der Schläge nachzuweisen und um diese Erscheinung überhaupt auf-
zuklären. Wir müssen jedoch gestehen, daß hierüber heute noch große Dunkelheit
herrscht.

Gegen Ende des achtzehnten Jahrhundertes schien es fast, als ob die Kenntniß
der elektrischen Erscheinungen für lange Zeit abgeschlossen sein sollte. Nichts deutete
auf eine neue Entdeckung hin, nicht einmal die Richtung ließ sich erkennen, welche
weitere Forschungen etwa verfolgen könnten. Da war es, wie so oft bei großen
Entdeckungen und Erfindungen, wieder ein glücklicher Zufall, der dem menschlichen
Forschungsgeiste neue Bahnen wies. Ein glücklicher Zufall! wie sehr wird dieses
Wort mißbraucht! Ein zufällig vom Baume fallender Apfel ließ Newton die Gravi-
tationsgesetze entdecken, ein zufälliges Zucken der Froschschenkel führte zur Entdeckung
des Galvanismus, eine zufällige Versuchsanordnung ließ Oersted die Einwirkung
des elektrischen Stromes auf die Magnetnadel erkennen u. s. w. Sind aber jene
Entdeckungen deshalb wirklich nur glücklichen Zufällen zuzuschreiben? Und wie
kommt es, daß solche glückliche Zufälle immer nur großen Männern, hervorragenden
Forschern zustoßen? Sollte vor Newton's Zeiten noch nie vor den Augen eines
Menschen ein Apfel vom Baume gefallen sein? Oder mußte Galvani im
Zucken der Froschschenkel in der Nähe einer in Thätigkeit befindlichen Elektrisir-
maschine eine neue Erscheinung erblicken? So lange die Elektrisirmaschine zu dem
Versuche angewandt wurde, war der Froschschenkel ja doch nichts Anderes als
ein Elektroskop, welches durch seine Zuckungen den elektrischen Zustand anzeigte.
Newton hatte sich zur Zeit des berühmten Apfelfalles (1666) vor der Pest aus
Cambridge nach Woolsthorpe geflüchtet und gab sich dort ernsten und eifrigen
Studien hin; lange vorher hatte er schon Ideen über die Gravitation gefaßt. Der

Coulomb unterſuchte mit der von ihm erfundenen Torſionswage die elektriſche
Anziehung, Abſtoßung und Vertheilung mit einer Sorgfalt und Genauigkeit, daß
dieſe Arbeiten heute noch als muſtergiltig anerkannt werden müſſen. Er bekannte
ſich zur dualiſtiſchen Anſchauungsweiſe, alſo der Theorie Dufay’s, nahm an, daß
die Elektricitätstheilchen jeder Art ſich untereinander abſtoßen, Theilchen beiderlei
Art ſich aber anziehen; er fand, daß dieſe Anziehungen und Abſtoßungen im um-
gekehrten Verhältniſſe des Quadrates der Entfernungen geſchehen, daß die Vertheilung
der Elektricität auf einem Körper Folge der gegenſeitigen Abſtoßung der Elektricitäts-
theilchen untereinander iſt u. ſ. w.

Bevor wir uns nun den Entdeckungen Volta’s und Galvani’s zuwenden,
welche die ſpäteren Forſcher in ganz neue Bahnen lenkten und zur Grundlage der
gegenwärtigen, ſtaunenerregenden Entwicklung der Elektricitätslehre und ihrer prak-
tiſchen Anwendungen wurden, müſſen wir noch einen Blick auf jene elektriſchen
Erſcheinungen werfen, die in der animaliſchen Welt beobachtet werden können. Es
ſind dies die elektriſchen Eigenſchaften des Zitterrochen, Zitteraales und Zitterwels.
Zwar erwähnt ſchon Réaumur im Jahre 1714 der Fähigkeit des Zitterrochens,
erſchütternde Schläge auszutheilen, ſchrieb aber dieſe nur der Muskelkraft des
Schwanzes zu. Später, als Reiſende von den kräftigen Schlägen berichteten, welche
der Zitteraal zu führen im Stande ſei, vermuthete man allerdings, dieſe Schläge
mögen elektriſcher Natur ſein. Hiefür den experimentellen Nachweis zu bringen,
gelang jedoch erſt dem Engländer Dr. John Walſh im Jahre 1772. Er bediente
ſich zu ſeinen Experimenten des Zitterrochens und zeigte, daß der Fiſch an der
Ober- und Unterſeite gleichzeitig berührt werden müſſe, um von ihm den Schlag
zu bekommen. Es wurden nun Verſuche verſchiedener Art ausgeführt, um die elek-
triſche Natur der Schläge nachzuweiſen und um dieſe Erſcheinung überhaupt auf-
zuklären. Wir müſſen jedoch geſtehen, daß hierüber heute noch große Dunkelheit
herrſcht.

Gegen Ende des achtzehnten Jahrhundertes ſchien es faſt, als ob die Kenntniß
der elektriſchen Erſcheinungen für lange Zeit abgeſchloſſen ſein ſollte. Nichts deutete
auf eine neue Entdeckung hin, nicht einmal die Richtung ließ ſich erkennen, welche
weitere Forſchungen etwa verfolgen könnten. Da war es, wie ſo oft bei großen
Entdeckungen und Erfindungen, wieder ein glücklicher Zufall, der dem menſchlichen
Forſchungsgeiſte neue Bahnen wies. Ein glücklicher Zufall! wie ſehr wird dieſes
Wort mißbraucht! Ein zufällig vom Baume fallender Apfel ließ Newton die Gravi-
tationsgeſetze entdecken, ein zufälliges Zucken der Froſchſchenkel führte zur Entdeckung
des Galvanismus, eine zufällige Verſuchsanordnung ließ Oerſted die Einwirkung
des elektriſchen Stromes auf die Magnetnadel erkennen u. ſ. w. Sind aber jene
Entdeckungen deshalb wirklich nur glücklichen Zufällen zuzuſchreiben? Und wie
kommt es, daß ſolche glückliche Zufälle immer nur großen Männern, hervorragenden
Forſchern zuſtoßen? Sollte vor Newton’s Zeiten noch nie vor den Augen eines
Menſchen ein Apfel vom Baume gefallen ſein? Oder mußte Galvani im
Zucken der Froſchſchenkel in der Nähe einer in Thätigkeit befindlichen Elektriſir-
maſchine eine neue Erſcheinung erblicken? So lange die Elektriſirmaſchine zu dem
Verſuche angewandt wurde, war der Froſchſchenkel ja doch nichts Anderes als
ein Elektroſkop, welches durch ſeine Zuckungen den elektriſchen Zuſtand anzeigte.
Newton hatte ſich zur Zeit des berühmten Apfelfalles (1666) vor der Peſt aus
Cambridge nach Woolſthorpe geflüchtet und gab ſich dort ernſten und eifrigen
Studien hin; lange vorher hatte er ſchon Ideen über die Gravitation gefaßt. Der

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[24/0038] Coulomb unterſuchte mit der von ihm erfundenen Torſionswage die elektriſche Anziehung, Abſtoßung und Vertheilung mit einer Sorgfalt und Genauigkeit, daß dieſe Arbeiten heute noch als muſtergiltig anerkannt werden müſſen. Er bekannte ſich zur dualiſtiſchen Anſchauungsweiſe, alſo der Theorie Dufay’s, nahm an, daß die Elektricitätstheilchen jeder Art ſich untereinander abſtoßen, Theilchen beiderlei Art ſich aber anziehen; er fand, daß dieſe Anziehungen und Abſtoßungen im um- gekehrten Verhältniſſe des Quadrates der Entfernungen geſchehen, daß die Vertheilung der Elektricität auf einem Körper Folge der gegenſeitigen Abſtoßung der Elektricitäts- theilchen untereinander iſt u. ſ. w. Bevor wir uns nun den Entdeckungen Volta’s und Galvani’s zuwenden, welche die ſpäteren Forſcher in ganz neue Bahnen lenkten und zur Grundlage der gegenwärtigen, ſtaunenerregenden Entwicklung der Elektricitätslehre und ihrer prak- tiſchen Anwendungen wurden, müſſen wir noch einen Blick auf jene elektriſchen Erſcheinungen werfen, die in der animaliſchen Welt beobachtet werden können. Es ſind dies die elektriſchen Eigenſchaften des Zitterrochen, Zitteraales und Zitterwels. Zwar erwähnt ſchon Réaumur im Jahre 1714 der Fähigkeit des Zitterrochens, erſchütternde Schläge auszutheilen, ſchrieb aber dieſe nur der Muskelkraft des Schwanzes zu. Später, als Reiſende von den kräftigen Schlägen berichteten, welche der Zitteraal zu führen im Stande ſei, vermuthete man allerdings, dieſe Schläge mögen elektriſcher Natur ſein. Hiefür den experimentellen Nachweis zu bringen, gelang jedoch erſt dem Engländer Dr. John Walſh im Jahre 1772. Er bediente ſich zu ſeinen Experimenten des Zitterrochens und zeigte, daß der Fiſch an der Ober- und Unterſeite gleichzeitig berührt werden müſſe, um von ihm den Schlag zu bekommen. Es wurden nun Verſuche verſchiedener Art ausgeführt, um die elek- triſche Natur der Schläge nachzuweiſen und um dieſe Erſcheinung überhaupt auf- zuklären. Wir müſſen jedoch geſtehen, daß hierüber heute noch große Dunkelheit herrſcht. Gegen Ende des achtzehnten Jahrhundertes ſchien es faſt, als ob die Kenntniß der elektriſchen Erſcheinungen für lange Zeit abgeſchloſſen ſein ſollte. Nichts deutete auf eine neue Entdeckung hin, nicht einmal die Richtung ließ ſich erkennen, welche weitere Forſchungen etwa verfolgen könnten. Da war es, wie ſo oft bei großen Entdeckungen und Erfindungen, wieder ein glücklicher Zufall, der dem menſchlichen Forſchungsgeiſte neue Bahnen wies. Ein glücklicher Zufall! wie ſehr wird dieſes Wort mißbraucht! Ein zufällig vom Baume fallender Apfel ließ Newton die Gravi- tationsgeſetze entdecken, ein zufälliges Zucken der Froſchſchenkel führte zur Entdeckung des Galvanismus, eine zufällige Verſuchsanordnung ließ Oerſted die Einwirkung des elektriſchen Stromes auf die Magnetnadel erkennen u. ſ. w. Sind aber jene Entdeckungen deshalb wirklich nur glücklichen Zufällen zuzuſchreiben? Und wie kommt es, daß ſolche glückliche Zufälle immer nur großen Männern, hervorragenden Forſchern zuſtoßen? Sollte vor Newton’s Zeiten noch nie vor den Augen eines Menſchen ein Apfel vom Baume gefallen ſein? Oder mußte Galvani im Zucken der Froſchſchenkel in der Nähe einer in Thätigkeit befindlichen Elektriſir- maſchine eine neue Erſcheinung erblicken? So lange die Elektriſirmaſchine zu dem Verſuche angewandt wurde, war der Froſchſchenkel ja doch nichts Anderes als ein Elektroſkop, welches durch ſeine Zuckungen den elektriſchen Zuſtand anzeigte. Newton hatte ſich zur Zeit des berühmten Apfelfalles (1666) vor der Peſt aus Cambridge nach Woolſthorpe geflüchtet und gab ſich dort ernſten und eifrigen Studien hin; lange vorher hatte er ſchon Ideen über die Gravitation gefaßt. Der

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 24. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/38>, abgerufen am 28.03.2024.