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Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885.

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Alles zusammengenommen, wußten die Alten über Elektricität eigentlich
nichts; selbst die wenigen Erscheinungen, die ihnen bekannt waren, die elektrische
Eigenschaft des Bernsteines, der Blitz und das Elmsfeuer, wußten sie in keinen
Zusammenhang zu bringen. Und so blieb es nahezu 2000 Jahre! In diesem
ganzen langen Zeitraume ist gar kein Fortschritt in der Erkenntniß der Elektricität
zu verzeichnen. William Gilbert war es vorbehalten, durch Auffindung neuer
Thatsachen, Anstellung vieler Versuche zum eigentlichen Gründer der Elektricitäts-
lehre zu werden. Zu Colchester im Jahre 1540 geboren, machte er seine Studien
in Oxford und Cambridge, unternahm Reisen ins Ausland und ließ sich endlich
als Arzt in London nieder, wo er im Jahre 1603 starb. Sein für die damalige
Zeit bedeutendes Wissen gewann ihm rasch die Gunst der Königin Elisabeth,
welche ihn reichlich mit Mitteln zur Ausführung seiner wissenschaftlichen Unter-
nehmungen unterstützte und auch zu ihrem Leibarzte erkor. Da um dieselbe Zeit auch
Lord Baco am Hofe der Königin verkehrte, ist es wohl möglich, daß des Letzteren
Schreib- und Denkweise auf Gilbert bestimmend einwirkten. Jedenfalls schlug er
nicht den Weg gewagter philosophischer Hypothesen ein, um Naturerscheinungen zu
erklären, sondern stellte, wie es Baco forderte, durch das Experiment directe Fragen
an die Natur. Auf diese Art gelang es ihm auch, unser Wissen wesentlich
zu erweitern. Wußte man bisher nur vom Bernsteine, daß dieser durch Reiben
elektrisch werde, so fand Gilbert diese Eigenschaft auch an verschiedenen Edelsteinen,
Glas, Schwefel, Kolophon u. s. w.; er zeigte auch, daß Metalle durch Reiben
nicht elektrisch werden, daß aber elektrische Körper dieselben anziehen, wenn die
Metalle leicht beweglich, etwa nach Art der Magnetnadel aufgehängt werden. Dies
ist allerdings nicht strenge richtig, doch wenn man bedenkt, daß damals der Unter-
schied und die Wirkungsweise zwischen Leiter und Isolator noch gänzlich unbekannt
waren, ist dieser Irrthum leicht zu begreifen. Man kannte auch noch nicht den
Unterschied zwischen Glas- und Harz- oder positiver und negativer Elektricität,
ebensowenig wie die elektrische Abstoßung. Gilbert beobachtete jedoch bereits den
Einfluß der Feuchtigkeit auf elektrische Erscheinungen, wußte, daß glühende Körper und
Flammen nicht elektrisch werden und unterschied Magnetismus und Elektricität ganz
wohl voneinander. Er giebt an, daß Elektricität nur durch Reiben entstehe, daß
feuchte Luft sie vernichte, ein elektrischer Körper sehr viele Körper anziehe, ein
Magnet dagegen nur Eisen und Stahl. Allerdings sagt er auch, daß bei der
magnetischen Anziehung sich beide Körper bewegen, bei der elektrischen aber nur
einer. Er war auch der Erste, welcher das Wort "elektrisch" gebrauchte. Ihm ist
es zu verdanken, daß die Aufmerksamkeit der Gelehrten den elektrischen Erscheinungen
zugewandt wurde. So fügte der Jesuit Nicolo Cabeo den elektrischen Körpern
noch Wachs und einige andere zu, fanden die Florentiner Physiker, daß durch
Annäherung einer Flamme an einen elektrischen Körper dieser seine elektrische Kraft
verliert. Auch Fracastro, Descartes und andere Physiker des siebzehnten Jahr-
hunderts beschäftigten sich mit Elektricität, verließen hierbei jedoch den von Gilbert
so glücklich eingeschlagenen experimentellen Weg und begnügten sich damit, gelehrte
Hypothesen aufzustellen.

Erst Otto von Guericke trat wieder in die Fußstapfen Gilbert's und
erweiterte die Kenntnisse elektrischer Erscheinungen wesentlich. Guericke wurde im
Jahre 1602 zu Magdeburg geboren, studirte zunächst in Leipzig und Jena die
Rechte, wandte sich aber dann in Leyden dem Studium der Mathematik, Geometrie
und Mechanik zu. Er machte Reisen nach Frankreich und England, war einige

Alles zuſammengenommen, wußten die Alten über Elektricität eigentlich
nichts; ſelbſt die wenigen Erſcheinungen, die ihnen bekannt waren, die elektriſche
Eigenſchaft des Bernſteines, der Blitz und das Elmsfeuer, wußten ſie in keinen
Zuſammenhang zu bringen. Und ſo blieb es nahezu 2000 Jahre! In dieſem
ganzen langen Zeitraume iſt gar kein Fortſchritt in der Erkenntniß der Elektricität
zu verzeichnen. William Gilbert war es vorbehalten, durch Auffindung neuer
Thatſachen, Anſtellung vieler Verſuche zum eigentlichen Gründer der Elektricitäts-
lehre zu werden. Zu Colcheſter im Jahre 1540 geboren, machte er ſeine Studien
in Oxford und Cambridge, unternahm Reiſen ins Ausland und ließ ſich endlich
als Arzt in London nieder, wo er im Jahre 1603 ſtarb. Sein für die damalige
Zeit bedeutendes Wiſſen gewann ihm raſch die Gunſt der Königin Eliſabeth,
welche ihn reichlich mit Mitteln zur Ausführung ſeiner wiſſenſchaftlichen Unter-
nehmungen unterſtützte und auch zu ihrem Leibarzte erkor. Da um dieſelbe Zeit auch
Lord Baco am Hofe der Königin verkehrte, iſt es wohl möglich, daß des Letzteren
Schreib- und Denkweiſe auf Gilbert beſtimmend einwirkten. Jedenfalls ſchlug er
nicht den Weg gewagter philoſophiſcher Hypotheſen ein, um Naturerſcheinungen zu
erklären, ſondern ſtellte, wie es Baco forderte, durch das Experiment directe Fragen
an die Natur. Auf dieſe Art gelang es ihm auch, unſer Wiſſen weſentlich
zu erweitern. Wußte man bisher nur vom Bernſteine, daß dieſer durch Reiben
elektriſch werde, ſo fand Gilbert dieſe Eigenſchaft auch an verſchiedenen Edelſteinen,
Glas, Schwefel, Kolophon u. ſ. w.; er zeigte auch, daß Metalle durch Reiben
nicht elektriſch werden, daß aber elektriſche Körper dieſelben anziehen, wenn die
Metalle leicht beweglich, etwa nach Art der Magnetnadel aufgehängt werden. Dies
iſt allerdings nicht ſtrenge richtig, doch wenn man bedenkt, daß damals der Unter-
ſchied und die Wirkungsweiſe zwiſchen Leiter und Iſolator noch gänzlich unbekannt
waren, iſt dieſer Irrthum leicht zu begreifen. Man kannte auch noch nicht den
Unterſchied zwiſchen Glas- und Harz- oder poſitiver und negativer Elektricität,
ebenſowenig wie die elektriſche Abſtoßung. Gilbert beobachtete jedoch bereits den
Einfluß der Feuchtigkeit auf elektriſche Erſcheinungen, wußte, daß glühende Körper und
Flammen nicht elektriſch werden und unterſchied Magnetismus und Elektricität ganz
wohl voneinander. Er giebt an, daß Elektricität nur durch Reiben entſtehe, daß
feuchte Luft ſie vernichte, ein elektriſcher Körper ſehr viele Körper anziehe, ein
Magnet dagegen nur Eiſen und Stahl. Allerdings ſagt er auch, daß bei der
magnetiſchen Anziehung ſich beide Körper bewegen, bei der elektriſchen aber nur
einer. Er war auch der Erſte, welcher das Wort „elektriſch“ gebrauchte. Ihm iſt
es zu verdanken, daß die Aufmerkſamkeit der Gelehrten den elektriſchen Erſcheinungen
zugewandt wurde. So fügte der Jeſuit Nicolo Cabeo den elektriſchen Körpern
noch Wachs und einige andere zu, fanden die Florentiner Phyſiker, daß durch
Annäherung einer Flamme an einen elektriſchen Körper dieſer ſeine elektriſche Kraft
verliert. Auch Fracaſtro, Descartes und andere Phyſiker des ſiebzehnten Jahr-
hunderts beſchäftigten ſich mit Elektricität, verließen hierbei jedoch den von Gilbert
ſo glücklich eingeſchlagenen experimentellen Weg und begnügten ſich damit, gelehrte
Hypotheſen aufzuſtellen.

Erſt Otto von Guericke trat wieder in die Fußſtapfen Gilbert’s und
erweiterte die Kenntniſſe elektriſcher Erſcheinungen weſentlich. Guericke wurde im
Jahre 1602 zu Magdeburg geboren, ſtudirte zunächſt in Leipzig und Jena die
Rechte, wandte ſich aber dann in Leyden dem Studium der Mathematik, Geometrie
und Mechanik zu. Er machte Reiſen nach Frankreich und England, war einige

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[8/0022] Alles zuſammengenommen, wußten die Alten über Elektricität eigentlich nichts; ſelbſt die wenigen Erſcheinungen, die ihnen bekannt waren, die elektriſche Eigenſchaft des Bernſteines, der Blitz und das Elmsfeuer, wußten ſie in keinen Zuſammenhang zu bringen. Und ſo blieb es nahezu 2000 Jahre! In dieſem ganzen langen Zeitraume iſt gar kein Fortſchritt in der Erkenntniß der Elektricität zu verzeichnen. William Gilbert war es vorbehalten, durch Auffindung neuer Thatſachen, Anſtellung vieler Verſuche zum eigentlichen Gründer der Elektricitäts- lehre zu werden. Zu Colcheſter im Jahre 1540 geboren, machte er ſeine Studien in Oxford und Cambridge, unternahm Reiſen ins Ausland und ließ ſich endlich als Arzt in London nieder, wo er im Jahre 1603 ſtarb. Sein für die damalige Zeit bedeutendes Wiſſen gewann ihm raſch die Gunſt der Königin Eliſabeth, welche ihn reichlich mit Mitteln zur Ausführung ſeiner wiſſenſchaftlichen Unter- nehmungen unterſtützte und auch zu ihrem Leibarzte erkor. Da um dieſelbe Zeit auch Lord Baco am Hofe der Königin verkehrte, iſt es wohl möglich, daß des Letzteren Schreib- und Denkweiſe auf Gilbert beſtimmend einwirkten. Jedenfalls ſchlug er nicht den Weg gewagter philoſophiſcher Hypotheſen ein, um Naturerſcheinungen zu erklären, ſondern ſtellte, wie es Baco forderte, durch das Experiment directe Fragen an die Natur. Auf dieſe Art gelang es ihm auch, unſer Wiſſen weſentlich zu erweitern. Wußte man bisher nur vom Bernſteine, daß dieſer durch Reiben elektriſch werde, ſo fand Gilbert dieſe Eigenſchaft auch an verſchiedenen Edelſteinen, Glas, Schwefel, Kolophon u. ſ. w.; er zeigte auch, daß Metalle durch Reiben nicht elektriſch werden, daß aber elektriſche Körper dieſelben anziehen, wenn die Metalle leicht beweglich, etwa nach Art der Magnetnadel aufgehängt werden. Dies iſt allerdings nicht ſtrenge richtig, doch wenn man bedenkt, daß damals der Unter- ſchied und die Wirkungsweiſe zwiſchen Leiter und Iſolator noch gänzlich unbekannt waren, iſt dieſer Irrthum leicht zu begreifen. Man kannte auch noch nicht den Unterſchied zwiſchen Glas- und Harz- oder poſitiver und negativer Elektricität, ebenſowenig wie die elektriſche Abſtoßung. Gilbert beobachtete jedoch bereits den Einfluß der Feuchtigkeit auf elektriſche Erſcheinungen, wußte, daß glühende Körper und Flammen nicht elektriſch werden und unterſchied Magnetismus und Elektricität ganz wohl voneinander. Er giebt an, daß Elektricität nur durch Reiben entſtehe, daß feuchte Luft ſie vernichte, ein elektriſcher Körper ſehr viele Körper anziehe, ein Magnet dagegen nur Eiſen und Stahl. Allerdings ſagt er auch, daß bei der magnetiſchen Anziehung ſich beide Körper bewegen, bei der elektriſchen aber nur einer. Er war auch der Erſte, welcher das Wort „elektriſch“ gebrauchte. Ihm iſt es zu verdanken, daß die Aufmerkſamkeit der Gelehrten den elektriſchen Erſcheinungen zugewandt wurde. So fügte der Jeſuit Nicolo Cabeo den elektriſchen Körpern noch Wachs und einige andere zu, fanden die Florentiner Phyſiker, daß durch Annäherung einer Flamme an einen elektriſchen Körper dieſer ſeine elektriſche Kraft verliert. Auch Fracaſtro, Descartes und andere Phyſiker des ſiebzehnten Jahr- hunderts beſchäftigten ſich mit Elektricität, verließen hierbei jedoch den von Gilbert ſo glücklich eingeſchlagenen experimentellen Weg und begnügten ſich damit, gelehrte Hypotheſen aufzuſtellen. Erſt Otto von Guericke trat wieder in die Fußſtapfen Gilbert’s und erweiterte die Kenntniſſe elektriſcher Erſcheinungen weſentlich. Guericke wurde im Jahre 1602 zu Magdeburg geboren, ſtudirte zunächſt in Leipzig und Jena die Rechte, wandte ſich aber dann in Leyden dem Studium der Mathematik, Geometrie und Mechanik zu. Er machte Reiſen nach Frankreich und England, war einige

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Zitationshilfe: Urbanitzky, Alfred von: Die Elektricität im Dienste der Menschheit. Wien; Leipzig, 1885, S. 8. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/urbanitzky_electricitaet_1885/22>, abgerufen am 18.04.2024.