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Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815.

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Vorschlag.

Dem Dichter ist der Fernen Bild geblieben,
Bei dem er einsam oftmals Trost gefunden,
Und hält des Lebens Wirrung ihn umwunden,
Er fühlt am Busen doch das Bild der Lieben.
Auch was der Dichter sang, sehnsuchtgetrieben,
Die Schöne liest es oft in Abendstunden,
Und Manches hat so innig sie empfunden,
Daß ihr es tief im Herzen steht geschrieben.
Ein theures Bild, wohl wirkt es wunderkräftig,
Wohl mancher Kummer weicht des Liedes Tönen,
Doch ewig bleibt der Trennung Schmerz geschäftig.
O Schicksal! wechsle leicht nur mit den Loosen:
Den Dichter führe wieder zu der Schönen,
Die Lieder mögen mit dem Bilde kosen!

Vorſchlag.

Dem Dichter iſt der Fernen Bild geblieben,
Bei dem er einſam oftmals Troſt gefunden,
Und hält des Lebens Wirrung ihn umwunden,
Er fühlt am Buſen doch das Bild der Lieben.
Auch was der Dichter ſang, ſehnſuchtgetrieben,
Die Schöne liest es oft in Abendſtunden,
Und Manches hat ſo innig ſie empfunden,
Daß ihr es tief im Herzen ſteht geſchrieben.
Ein theures Bild, wohl wirkt es wunderkräftig,
Wohl mancher Kummer weicht des Liedes Tönen,
Doch ewig bleibt der Trennung Schmerz geſchäftig.
O Schickſal! wechsle leicht nur mit den Looſen:
Den Dichter führe wieder zu der Schönen,
Die Lieder mögen mit dem Bilde koſen!

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[114/0120] Vorſchlag. Dem Dichter iſt der Fernen Bild geblieben, Bei dem er einſam oftmals Troſt gefunden, Und hält des Lebens Wirrung ihn umwunden, Er fühlt am Buſen doch das Bild der Lieben. Auch was der Dichter ſang, ſehnſuchtgetrieben, Die Schöne liest es oft in Abendſtunden, Und Manches hat ſo innig ſie empfunden, Daß ihr es tief im Herzen ſteht geſchrieben. Ein theures Bild, wohl wirkt es wunderkräftig, Wohl mancher Kummer weicht des Liedes Tönen, Doch ewig bleibt der Trennung Schmerz geſchäftig. O Schickſal! wechsle leicht nur mit den Looſen: Den Dichter führe wieder zu der Schönen, Die Lieder mögen mit dem Bilde koſen!

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Zitationshilfe: Uhland, Ludwig: Gedichte. Stuttgart u. a., 1815, S. 114. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/uhland_gedichte_1815/120>, abgerufen am 19.04.2024.