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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

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von Anno 1722.
uns überschicket werden, unter Wegens
gut bleiben, und nicht evaporiren sol-
len, wird in die Bouteille oben auf
nur ein wenig Baum- oder ander Oel
gegossen, so conserviren sich sothane
Weine vollkommen, welches gewiß au-
ser diesem Vortheil nicht zu bewerckstel-
ligen, so fest auch sonst die Bouteillen
verwahret würden. Kan nun also
weder das penetrante Küchen-Feuer,
noch der flüchtige Spiritus derer hitzigen
Weine, durch besagte Fettigkeiten drin-
gen, so wird es gewiß der Wärme un-
sers Magens weit schwehrer seyn, sol-
ches wohl auszuarbeiten, zugeschwei-
gen, daß auch alle Fettigkeiten die po-
ros partium
gleichsam verkleistern, und
die nöthige Abscheidung derer Säffte
verhindern. Hernach wolte fast be-
haupten: Daß alles Fleisch, etwas
unserer Natur contraires bey sich habe.
Und erhellet solches fürnehmlich da-
raus: Daß durchgehends alle Patien-
t
en, kein Fleisch, sondern mehr Zuge-
müß oder andere simple Kost leiden und
vertragen können. Und zwar aus die-
ser Raison, weil bey einem Krancken

die
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von Anno 1722.
uns uͤberſchicket werden, unter Wegens
gut bleiben, und nicht evaporiren ſol-
len, wird in die Bouteille oben auf
nur ein wenig Baum- oder ander Oel
gegoſſen, ſo conſerviren ſich ſothane
Weine vollkommen, welches gewiß au-
ſer dieſem Vortheil nicht zu bewerckſtel-
ligen, ſo feſt auch ſonſt die Bouteillen
verwahret wuͤrden. Kan nun alſo
weder das penetrante Kuͤchen-Feuer,
noch der fluͤchtige Spiritus derer hitzigen
Weine, durch beſagte Fettigkeiten drin-
gen, ſo wird es gewiß der Waͤrme un-
ſers Magens weit ſchwehrer ſeyn, ſol-
ches wohl auszuarbeiten, zugeſchwei-
gen, daß auch alle Fettigkeiten die po-
ros partium
gleichſam verkleiſtern, und
die noͤthige Abſcheidung derer Saͤffte
verhindern. Hernach wolte faſt be-
haupten: Daß alles Fleiſch, etwas
unſerer Natur contraires bey ſich habe.
Und erhellet ſolches fuͤrnehmlich da-
raus: Daß durchgehends alle Patien-
t
en, kein Fleiſch, ſondern mehr Zuge-
muͤß oder andere ſimple Koſt leiden und
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die
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[327/0349] von Anno 1722. uns uͤberſchicket werden, unter Wegens gut bleiben, und nicht evaporiren ſol- len, wird in die Bouteille oben auf nur ein wenig Baum- oder ander Oel gegoſſen, ſo conſerviren ſich ſothane Weine vollkommen, welches gewiß au- ſer dieſem Vortheil nicht zu bewerckſtel- ligen, ſo feſt auch ſonſt die Bouteillen verwahret wuͤrden. Kan nun alſo weder das penetrante Kuͤchen-Feuer, noch der fluͤchtige Spiritus derer hitzigen Weine, durch beſagte Fettigkeiten drin- gen, ſo wird es gewiß der Waͤrme un- ſers Magens weit ſchwehrer ſeyn, ſol- ches wohl auszuarbeiten, zugeſchwei- gen, daß auch alle Fettigkeiten die po- ros partium gleichſam verkleiſtern, und die noͤthige Abſcheidung derer Saͤffte verhindern. Hernach wolte faſt be- haupten: Daß alles Fleiſch, etwas unſerer Natur contraires bey ſich habe. Und erhellet ſolches fuͤrnehmlich da- raus: Daß durchgehends alle Patien- ten, kein Fleiſch, ſondern mehr Zuge- muͤß oder andere ſimple Koſt leiden und vertragen koͤnnen. Und zwar aus die- ſer Raiſon, weil bey einem Krancken die X 4

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Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 327. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/349>, abgerufen am 28.03.2024.