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Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727.

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C. Herrn George Albrechts
doch ausgemacht, daß durch solche Be-
stialite
der Verstand verderbet, und we-
nig excoliret wird, und solche socii, fu-
res temporis, pecuniae, sanitatis & salu-
tis
sind, und man sich dadurch in Leibes-
und Seelen-Schaden stürtzen kan.

Sich der
Aufrichtig-
keit und
anderer Tu-
genden

XIV. Jhn zur Aufrichtigkeit und
Redlichkeit, sonderlich der Wahrheit,
Vorsichtigkeit, Verschwiegenheit, Be-
ständigkeit und andere Tugenden mehr
anhalte, und deutlich vorstelle, daß
man demjenigen, der einmahl betrüglich
handelt, nicht mehr traue, und dem, der
einmahl etwas fingiret, nicht mehr glau-
be, und sich hierdurch grossen Schaden
an seiner Renomme thue; zugeschwei-
gen, daß man wider GOttes Gebote,
und den Christlichen Wandel verfähret;
ja, wenn man einmahl was Vertrautes
ausschwatzet, man seinen Freund nicht
mehr so confident finde. Und nicht
unerinnert lasse, daß die Verschwie-
genheit zu vielen hohen Dingen nütze,
und die Freundschafft vermehre, unter-
halte und befestige; die Vorsichtigkeit
aber dazu auch sonderlich diene, daß
man seinen besten Freunden nicht zu

viel

C. Herrn George Albrechts
doch ausgemacht, daß durch ſolche Be-
ſtialité
der Verſtand verderbet, und we-
nig excoliret wird, und ſolche ſocii, fu-
res temporis, pecuniæ, ſanitatis & ſalu-
tis
ſind, und man ſich dadurch in Leibes-
und Seelen-Schaden ſtuͤrtzen kan.

Sich der
Aufrichtig-
keit und
andeꝛer Tu-
genden

XIV. Jhn zur Aufrichtigkeit und
Redlichkeit, ſonderlich der Wahrheit,
Vorſichtigkeit, Verſchwiegenheit, Be-
ſtaͤndigkeit und andere Tugenden mehr
anhalte, und deutlich vorſtelle, daß
man demjenigen, der einmahl betruͤglich
handelt, nicht mehr traue, und dem, der
einmahl etwas fingiret, nicht mehr glau-
be, und ſich hierdurch groſſen Schaden
an ſeiner Renommé thue; zugeſchwei-
gen, daß man wider GOttes Gebote,
und den Chriſtlichen Wandel verfaͤhret;
ja, wenn man einmahl was Vertrautes
ausſchwatzet, man ſeinen Freund nicht
mehr ſo confident finde. Und nicht
unerinnert laſſe, daß die Verſchwie-
genheit zu vielen hohen Dingen nuͤtze,
und die Freundſchafft vermehre, unter-
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aber dazu auch ſonderlich diene, daß
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[254/0276] C. Herrn George Albrechts doch ausgemacht, daß durch ſolche Be- ſtialité der Verſtand verderbet, und we- nig excoliret wird, und ſolche ſocii, fu- res temporis, pecuniæ, ſanitatis & ſalu- tis ſind, und man ſich dadurch in Leibes- und Seelen-Schaden ſtuͤrtzen kan. XIV. Jhn zur Aufrichtigkeit und Redlichkeit, ſonderlich der Wahrheit, Vorſichtigkeit, Verſchwiegenheit, Be- ſtaͤndigkeit und andere Tugenden mehr anhalte, und deutlich vorſtelle, daß man demjenigen, der einmahl betruͤglich handelt, nicht mehr traue, und dem, der einmahl etwas fingiret, nicht mehr glau- be, und ſich hierdurch groſſen Schaden an ſeiner Renommé thue; zugeſchwei- gen, daß man wider GOttes Gebote, und den Chriſtlichen Wandel verfaͤhret; ja, wenn man einmahl was Vertrautes ausſchwatzet, man ſeinen Freund nicht mehr ſo confident finde. Und nicht unerinnert laſſe, daß die Verſchwie- genheit zu vielen hohen Dingen nuͤtze, und die Freundſchafft vermehre, unter- halte und befeſtige; die Vorſichtigkeit aber dazu auch ſonderlich diene, daß man ſeinen beſten Freunden nicht zu viel

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Zitationshilfe: Tschirnhaus, Ehrenfried Walther von: Getreuer Hofmeister auf Academien und Reisen. Hrsg. v. Wolfgang Bernhard von Tschirnhaus. Hannover, 1727, S. 254. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/tschirnhaus_anleitung_1727/276>, abgerufen am 18.04.2024.